Hamburg. Gegen das drohende Aus des Studiengangs Holzwirtschaft protestierten viele Firmen. Nun gibt es einen Vorschlag zur Rettung.

Gut 250 Studierende, 25 bis 30 Absolventen pro Jahr: Der Studiengang Holzwirtschaft an der Universität Hamburg ist ein relativ kleiner Ausbildungszweig – aber bundesweit einzigartig. Letzteres erklärt, warum eine so große Protestwelle entstanden ist, seit sich andeutete, dass dem Lehrangebot auf dem Bergedorfer Campus das Aus drohen könnte. Mindestens 37 Unterstützer haben inzwischen Briefe an die Hamburger Wissenschaftsbehörde geschickt und Senatorin Katharina Fegebank (Grüne) aufgefordert, sich für den Erhalt des Studiengangs einzusetzen.

Unter den Absendern sind weltweit operierende Konzerne wie Voith Paper und die österreichische Lenzing AG, aber auch Hamburger Firmen wie die Menck Fenster GmbH. Appelle kommen zudem von drei Fraunhofer Instituten, von den technischen Universitäten in München und Dresden, von Hochschulen in Frankreich, Südafrika und dem Iran sowie von vier Holzverbänden. In vielen dieser Einrichtungen arbeiten Absolventen aus Hamburg.

Fielen eigene Kollegen dem Studiengang in den Rücken?

Fachwissen über Holz vermitteln in Deutschland zwar auch andere Hochschulen, doch nur die Hamburger bieten ein Vollstudium zum Holzwirt mit den Abschlüssen Bachelor und Master, in Kooperation mit dem Thünen-Institut des Bundes. Der Studiengang, zu dessen Inhalten neben Holzökonomie und Forstwirtschaft auch Chemie, Physik und Technik gehören, biete „eine Breite und Tiefe, die konkurrenzlos ist“, schreibt der Gesamtverband Deutscher Holzhandel in seinem Brief an Senatorin Fegebank.

Hintergrund: Die MIN-Fakultät der Uni Hamburg (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften) soll finanzielle Defizite ausgleichen und deshalb in den nächsten Jahren auf Anweisung des Uni-Präsidiums sparen. Von der nötigen Summe entfallen 1,5 Millionen Euro auf den Fachbereich Biologie, zu dem neben dem Biozentrum Klein Flottbek und dem Biozentrum Grindel das Zentrum Holzwirtschaft in Bergedorf zählt. Eine Mehrheit im Fachbereich Biologie soll vorgeschlagen haben, nur bei der Holzwirtschaft zu sparen, um seine übrigen Zentren zu schonen – so erzählen es Vertreter des Studiengangs Holzwirtschaft.

„Das ist besonders bitter, weil es die eigenen Kollegen sind, die uns in den Rücken fallen“, sagte Prof. Jörg B. Ressel. „Es ist nie diskutiert worden, wie man solidarisch zu einer Lösung kommen könnte“, sagte sein Kollege, Prof. Bodo Saake. Die Leiterin des Fachbereichs Biologie, Prof. Jutta Schneider, war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Zwar sei betont worden, dass es sich um einen Vorschlag handele, sagen Ressel und Saake. Sie gehen aber davon aus, dass nicht nur Einsparungen drohen und frei werdende Stellen nicht besetzt werden können. Vielmehr stehe für den Dekan der MIN-Fakultät, Prof. Heinrich Graener, bereits fest, dass der Studiengang Holzwirtschaft auslaufen und das Zentrum Holzwirtschaft geschlossen werden soll. Graener wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern.

Der Lösungsvorschlag des Präsidenten

Als starkes Indiz für eine geplante Abwicklung werteten Professoren und Studierende in Bergedorf den Auftritt der Prodekane Julia Kehr und Norbert Ritter bei einer Vollversammlung im Zentrum für Holzwirtschaft vor zwei Wochen. „Dort hieß es, wer sich noch im Wintersemester einschreibe, könne noch bis zum Master studieren“, sagte Holzwirtschaftstudent Malte Kraft, Mitglied des Fachschaftsrats.

Mittwochnachmittag kam überraschend neue Bewegung in die Sache. Uni-Präsident Dieter Lenzen lud Vertreter des Studiengangs und Mitglieder des Dekanats der MIN-Fakultät zu einem Krisentreffen ein. Am Abend teilte die Hochschule dann mit, auf Vorschlag von Lenzen sei folgendes vereinbart worden: Vertreter des Studiengangs Holzwirtschaft sollen sich in einer Arbeitsgruppe mit dem Dekanat der MIN-Fakultät „auf eine neue, finanzierbare Konzeption für den Studiengang verständigen, der dadurch in neuer Form erhalten bleiben könnte“. Ferner sollen die Beteiligten die Firmen, die sich für den Erhalt des Studiengangs ausgesprochen haben, auffordern, „einen Beitrag zur Finanzierung des für Sie offenbar wichtigen Studiengangs zu leisten“.

Geplant seien zudem Verhandlungen mit dem Bund über einen Beitrag zur künftigen Sicherung des Studiengangs. Es sei hilfreich, wenn nun das Land die Hochschule bei diesen Verhandlungen unterstütze, sagte Lenzen.