Berlin. In Berlin wurden am Montag die Journalistenpreise des “Medium Magazin“ verliehen. Eine Auszeichnung ging an die Flüchtlingsreporter.
Sie kommen aus Afghanistan, Eritrea, aus dem Irak und Syrien. Erst vor kurzer Zeit sind sie nach Deutschland gekommen. Im Gepäck nicht mehr als ein bisschen Kleidung und den Wunsch, in ihrer neuen Heimat Hamburg ein neues Leben anzufangen. Besonders vor diesem Hintergrund war der Montagabend eine ganz besonders große Ehre: Die Flüchtlingsreporter des Hamburger Abendblattes wurden bei der Preisverleihung zum Journalisten des Jahres vom "Medium Magazin" in der Kategorie Team mit dem dritten Platz ausgezeichnet.
Seit dem vergangenen Sommer haben Berj Bagdee Sar (Syrien), Sahar Raza, Mohammad Shoaib Rezaya (Afghanistan), Mays Albeer (Irak) und Michael Mengsteab (Eritrea) mit Unterstützung der Redakteure Juliane Kmieciak und Sven Kummereincke im Hamburger Abendblatt über die Themen geschrieben, die sie bewegen. Sie interviewten gemeinsam Bürgermeister Olaf Scholz zum Thema Flüchtlingspolitik, verfassten Leitartikel und Kommentare zum Thema Olympia und Integration und berichteten aus ihrem Alltag, etwa, wie sie in Hamburg das Fahrradfahren lernten und nach etlichen Hürden eine eigene Wohnung fanden.
Die Flüchtlingsreporter haben nach Jury-Meinung geholfen, eine journalistische Integration gelingen zu lassen
Die Jury lobte die Leistung des Flüchtlingsreporter-Teams mit den Worten: "Mit ihren Beiträgen liefert das Team den Lesern und auch der Redaktion einen anderen Blick auf die Flüchtlingskrise. Mit Hilfe der Flüchtlingsreporter gelingt eine (journalistische) Integration im Kleinen." Sahar Raza und Michael Mengsteab nahmen die Auszeichnung auf der Bühne stellvertretend für das Team entgegen.
"Ich bin sehr stolz, dass wir diesen Preis gewonnen haben", sagte Sahar Raza. "Wenn mir das vor einem Jahr jemand erzählt hätte, hätte ich das nicht geglaubt. Die Freude ist riesig." Die Fahrt nach Berlin nutzen sie und die anderen Flüchtlingsreporter auch für eine kurze Stadtbesichtigung - für sie war es der erste Besuch in der Hauptstadt und auch deswegen ein besonderer Tag.
Neben dem Abendblatt-Team wurden unter anderem Anja Reschke und Hans Leyendecker ausgezeichnet
Bei der Preisverleihung im Deutschen Historischen Museum in Berlin zeichnete die Jury des "Medium Magazin" weitere Journalisten des Jahres in zehn Fach-Kategorien aus und vergaben einen Preis für das Lebenswerk an Hans Leyendecker von der "Süddeutschen Zeitung". Anja Reschke, die Leiterin der Innenpolitik beim NDR Fernsehen, wurde zur Journalistin des Jahres gewählt. In der Jurybegründung heißt es: "Journalistin mit Profil und klarer Haltung: Im Sommer 2015 zeigte Reschke mit ihrem Kommentar ,Aufstand der Anständigen' in den ,Tagesthemen', was der Journalismus in Zeiten der ,Lügenpresse'-Vorwürfe braucht: Haltung."
In der Kategorie Team wurden neben den Flüchtlingsreportern das Team von netzpolitik.org für seinen Kampf für eine gesellschaftliche Debatte über Pressefreiheit und Datenschutz (Platz 1) und das Team des Sportressorts des "Spiegel", das mit seiner Berichterstattung die WM-Affäre ausgelöst hatte, die unter anderem zum Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach führte (Platz 2).
Als weitere Preisträger wurden in folgenden Rubriken ausgezeichnet - Chefredaktion: Klaus Brinkbäumer, "Der Spiegel" (national), Uwe Vetterick, "Sächsische Zeitung" (regional); Politik: Bernd Ulrich, "Die Zeit"; Wirtschaft: Steffen Klusmann, "manager magazin"; Kultur: Navid Kermani, Freier Autor / "Der Spiegel"; Unterhaltung:Oliver Welke,"heute Show"/ZDF; Sport: Hajo Seppelt, freier Journalist/WDR; Wissenschaft: Jakob Vicari, freier Journalist; Reporter: Christoph Reuter, "Der Spiegel" (national), Ulrich Wolf, "Sächsische Zeitung" (regional); Entrepreneur: Stephan Lamby, Eco Media TV/dbate.de