Hamburg. 47 Organisationen aus der Region Hamburg haben sich um den mit 50.000 Euro dotierten Preis beworben. Die Gewinner teilen sich das Geld.
Weit mehr als 2000 Hamburger engagieren sich in der Flüchtlingshilfe. Ohne die Ehrenamtlichen hätte die Stadt die Ankunft der rund 55.000 Geflüchteten, die in diesem Jahr in Hamburg ankamen, nicht bewältigen können. Auch die mehr als 20.000, die aktuell in der Stadt untergebracht sind, werden überwiegend von Freiwilligen betreut.
Um besonders herausragendes Engagement zu ehren, haben das Hamburger Abendblatt und die PSD Bank Nord den mit insgesamt 50.000 Euro dotierten „Hamburger Preis für Flüchtlingshilfe“ ausgelobt. Am Montagabend wurde er im Beisein von Staatsministerin Aydan Özoğuz an fünf Initiativen verliehen, die sich besonders vorbildlich eingesetzt haben.
„Wenig hat das Jahr 2015 so geprägt in Hamburg wie die Hilfsbereitschaft seiner Bürger. Deshalb wollen wir Danke sagen“, sagte der Hamburger Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider bei der Feier im Verlagshaus am Großen Burstah, zu der rund 90 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft kamen – darunter Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Staatsrat Jan Pörksen (SPD), Bischöfin Kirsten Fehrs, Diakonie-Chefin Gabi Brasch, Unternehmer Ian Karan sowie Budnikowsky-Geschäftsführer Cord Wöhlke mit Ehefrau Gabriele. Moderiert wurde der Abend von Sabine Tesche, Leiterin des Abendblatt-Ressorts „Von Mensch zu Mensch“, Musiker der HipHop Academy führten höchst eindrucksvolle Darbietungen auf.
Insgesamt hatten sich 47 Organisationen aus der Metropolregion Hamburg um den Preis beworben. „Die hohe Anzahl an Bewerbungen hat gezeigt, wie stark das ehrenamtliche Engagement der Hamburger Bürger in dieser Sache ist. Ich freue mich für die ausgezeichneten Projekte und dass wir dazu beitragen, dass diese ihre vorbildliche Arbeit nachhaltig fortführen können“, so Dieter Jurgeit, Vorstandsvorsitzender PSD Bank Nord.
Ausgezeichnet und mit jeweils 10.000 Euro unterstützt wurden die Wilhelmsburger Initiative Die Insel hilft e.V., der Runde Tisch Blankenese, der Verein Kleiderkammer Messehallen/Hanseatic Help e.V., die Sprachbrücke-Hamburg e.V. und die Initiative Flüchtlinge in Ohlstedt. Wir helfen!
Die ausgezeichneten Projekte ständen stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen in Hamburg, so Özoğuz, die als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration die Schirmherrschaft für den Preis übernommen hatte. „Die Ehrenamtlichen wollen für mehr Miteinander und weniger Angst voreinander sorgen“, sagte sie. „Sie machen die Wärme Hamburgs aus, eine Wärme, von der wir gar nicht genug im Land haben können.“ Doch aus Ehrenamt dürfe nicht Enttäuschung werden, betonte die Ministerin. Daher habe sie in Kooperation mit der Freien Wohlfahrtspflege ein Projekt gestartet, bei dem Freiwillige von Hauptamtlichen geschult und beraten werden. Weil auch die Politik ihren Beitrag bei der Versorgung und Aufnahme der Flüchtlinge leisten müsse, habe die Bundesregierung unter anderem die Integrationskurse zum Spracherwerb für Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive geöffnet und ihnen den Arbeitsmarkt-Zugang erleichtert.
Auf die Rede von Aydan Özoğuz folgte die Preisverleihung. Als Mitglieder der Jury, der auch Abendblatt-Flüchtlingsreporter Berj Bagdhee Sar aus Syrien angehörte, hielten Lars Haider, Dieter Jurgeit und „Fördern & Wohnen“-Sprecherin Susanne Schwendtke die Laudationes.
„Ohlstedt hilft – das klingt heute wie die Mutter aller Initiativen, dabei bestand der Verein Anfang August nur aus einem Infotisch“, so Lars Haider. Er hob hervor, dass sich innerhalb weniger Wochen aus wenigen Anwohnern, die sich lediglich gegenseitig über den Bau einer Zeltunterkunft auf ihrem Dorfplatz informierten wollten, eine Hilfsinitiative entwickelte, die seitdem bei der Betreuung von 350 Flüchtlingen wichtige Aufgaben übernimmt.
Der Runde Tisch Blankenese habe es geschafft, die zunächst ablehnende Haltung der Anwohner hinsichtlich der Flüchtlingsunterkunft Sieversstücken „grundlegend zu verändern“, betonte Dieter Jurgeit in seiner Lobrede auf den seit 23 Jahren in der Kirchengemeinde Blankenese aktiven Verein.
Susanne Schwendtke sprach der Kleiderkammer Messehallen große Anerkennung aus. Es handle sich um „eine kraftvolle und mitreißende Initiative, die innerhalb kürzester Zeit Tausende Menschen zu Flüchtlings-Helfern gemacht hat.“ Sie habe es nicht beim „Wir schaffen das“ belassen, sondern sei schnell und entschlossen zum „Wir machen was“ übergegangen.
Die nächste Würdigung galt der Sprachbrücke Hamburg, die mit ihren Gesprächsrunden niedrigschwellige Integrationsmöglichkeiten bietet. Sie mache vor, wie einfach Integration sein könne, sagte Lars Haider: „Einfach mal miteinander reden!“
Den Verein Die Insel hilft lobte Dieter Jurgeit dafür, dass er „in einem Umfeld entstanden ist, in dem viele Bürger selbst in sozioökonomisch prekären Lebensverhältnissen leben“. Dennoch hätten die Mitglieder sogar Aufgaben wie die Erstversorgung und die Registrierung von Flüchtlingen durchgeführt, so der Laudator.
Über die Gewinnerinitiativen berichten wir ausführlich im Magazin der Wochenendausgabe 12./ 13. Dezember