Schicksal oder Behandlungsfehler? Der Obduktionsbericht wird jetzt ausgewertet. Rana am Montag an geheimen Ort beigesetzt.

Hamburg. Zwölf Tage nach ihrem Tod ist am Montagmorgen das zehn Monate alte syrische Flüchtlingsmädchen Rana S. in Hamburg beigesetzt worden. Das verlautete aus dem Umfeld der Familie. Auf Wunsch der Eltern soll der Ort der Beerdigung geheim bleiben. Rana S. war am 3. Februar im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Folge von multiplem Organversagen gestorben.

Das Todesermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft richte sich weiterhin nicht gegen konkrete Beschuldigte, sagte die Sprecherin Nana Frombach dem Hamburger Abendblatt auf Anfrage. Die Ermittlungen konzentrierten sich im Moment darauf, die Todesumstände eindeutig aufzuklären. Dazu hat das Institut für Rechtsmedizin einen detaillierten Obduktionsbericht verfasst. „Im Zuge dessen wird geprüft, ob eine Erkrankung des Mädchens einen schicksalhaften Verlauf genommen hat – oder ob möglicherweise ein Behandlungsfehler vorliegt“, sagte Frombach.

Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen Mediziner

Die Eltern des Mädchens hatten zuvor im Gespräch mit dem NDR-Magazin „Panorama 3“ schwere Vorwürfe gegen das medizinische Personal in der Flüchtlingsunterkunft am Rugenbarg erhoben. Zunächst hätten sie für Rana, die bereits Mitte Januar an Durchfall erkrankt war, nur Fieberzäpfchen erhalten. In den Folgetagen seien sie während der Sprechstunde teilweise nicht mehr an die Reihe gekommen. Am 22. Januar hätten sie erneut um eine Überweisung in das Krankenhaus gebeten, dies sei jedoch abgelehnt worden. Die reguläre Sprechstunde in der Unterkunft leisten ebenso wie die dortige Kindervisite die Ärzte des UKE.

Am Abend desselben Tages sprach das Ehepaar gegen 23.30 Uhr an, der schließlich den Transport des fieberkranken Säuglings in das Kinderkrankenhaus Altona veranlasste. „Wir haben Gespräche mit unseren Mitarbeitern geführt, der Ablauf war genau wie vorgesehen“, sagte Jörg Theel, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dass die Unterkunft am Rugenbarg mit 1.400 Flüchtlingen betreibt. Bereits wenige Minuten danach sei ein Krankenwagen eingetroffen und hätte Rana zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Von dort aus wurde sie ins UKE verwiesen, wo sie zwölf Tage später verstarb.

UKE will sich nicht äußern

Eine Sprecherin des UKE wollte sich bislang weder zu der Behandlung der Familie am Rugenbarg und in seinen Krankenhäusern äußern. Die Gesundheitsbehörde wies den Vorwürf von Unregelmäßigkeiten bereits zurück. „Wenn das medizinische System in Hamburg irgendwo funktioniert, dann am Rugenbarg“, heißt es aus dem Senatsumfeld. Gemeinhin wird bis zu weiteren Erkenntnissen durch die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, dass es sich bei dem Tod des Säuglings um einen tragischen, aber wohl unvermeidbaren Todesfall handele.

Familie lebt jetzt in einer eigenen Wohnung

Die Eltern und die beiden Geschwister des verstorbenen Mädchens sind weiterhin in einer Wohnung untergebracht, um den Verlust von Rana S. zu verwinden. Dort sollen sie noch einige Tage bleiben. „Es ist ihnen freigestellt, ob sie danach zu uns an den Rugenbarg zurückkehren oder eine andere Unterkunft bevorzugen“, sagte DRK-Geschäftsführer Jörg Theel. Den Angehörigen des Mädchens werde jede mögliche Hilfe angeboten.