Hamburg. Das Angebot wurde im vorigen Jahr mehr als 2,5 Millionen Mal genutzt. Doch Einnahmen reichen nicht, um die Kosten zu tragen.
Das StadtRad kann einen neuen Rekord verzeichnen: Im vergangenen Jahr wurden die roten Fahrräder mehr als 2,5 Millionen Mal in Hamburg ausgeliehen. „Es ist das erfolgreichste Fahrradverleihsystem in Deutschland und eines der führenden in Europa. Dieses 2009 eingeführte Angebot ist ein voller Erfolg“, sagte Verkehrs-Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) dem Abendblatt.
Die Einnahmen der Deutsche Bahn durch das Leihsystem sind nicht bekannt
Zurzeit gibt es in der Hansestadt 190 Stationen, in diesem Jahr sollen weitere 20 gebaut werden. Allerdings spiegelt sich die Beliebtheit nicht im wirtschaftlichen Erfolg wider. Denn die meisten Kunden nutzen die Zweiräder nur maximal 30 Minuten, und in diesem Zeitraum fallen keine Gebühren an. Erst danach entstehen Kosten in Höhe von acht Cent pro Minute. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage des CDU-Verkehrsexperten Dennis Thering hervor. Demnach waren 1,762 Millionen der rund zwei Millionen Ausleihvorgänge – von Januar bis Ende September des vergangenen Jahres – gratis.
Kommentar: StadtRad ist eine gute Investition in den Verkehr
Für den Betrieb der StadtRäder ist die DB Rent GmbH verantwortlich. Wie viel die DB im vergangenen Jahr eingenommen hat, wollte Sprecher Egbert Meyer-Lovis auf Abendblatt-Anfrage nicht sagen.
Dafür ist aber bekannt, was sich die Stadt das Verleihsystem kosten lässt: Im vergangenen Jahr wurden laut der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation 1,978 Millionen Euro an die Bahn als „Betreiberentgelt“ bezahlt. Hinzu kamen „Herrichtungskosten“ für neue Leihstationen in Höhe von rund 24.000 Euro.
Das ist Stadtrad Hamburg
Ausweitung des StadtRad-Netzes wird teilweise vom Senat blockiert
Staatsrat Rieckhof relativiert die Höhe der Ausgaben: „Für das abgelaufene Jahr 2015 können wir mit mehr als 2,5 Millionen Fahrten abermals einen neuen Rekord bei den Ausleihzahlen vermelden. Setzt man diese Zahl mit dem an DB Rent gezahlten Betreiberentgelt ins Verhältnis, so wurde jede Fahrt mit rund 78 Cent bezuschusst.“ Das sei ein günstiger Preis für ein System, das von der Bevölkerung hoch geschätzt wird und aus dem Hamburger Stadtbild mittlerweile nicht mehr wegzudenken sei, so Rieckhof weiter. Die CDU, die gemeinsam mit den Grünen als Koalitionspartner das Verleihsystem 2009 eingeführt hatte, sieht das StadtRad laut Verkehrsexperte Dennis Thering als „attraktive und kostengünstige Möglichkeit der Fortbewegung“.
Doch Thering, der auch Vize-Fraktionschef der CDU-Bürgerschaftsfraktion ist, beschäftigt sich auch mit der finanziellen Belastung für die Stadt und schlägt vor: „Aufgrund der hohen Betriebskosten für die Stadt sollte sich der Senat darüber Gedanken machen, wie er in Absprache mit der DB weitere Einnahmen generieren kann, ohne dabei die Gebühren für die Nutzer zu erhöhen. Eine Möglichkeit wäre, die StadtRad-Stationen und die Räder als Werbeflächen zu vermarkten.“ Durch die Mehreinnahmen könnten dann weitere StadtRad-Stationen realisiert werden, so Thering weiter. Doch der CDU-Politiker übt auch Kritik: „Leider kommt die Erweiterung des StadtRad-Netzes nur sehr schleppend voran. Viele der von den Bezirken und Bürgern vorgeschlagenen Standorte wurden und werden vom Senat nicht umgesetzt.“ Die dringend notwendige Ausweitung des StadtRad-Netzes in Harburg und Wandsbek werde weiterhin vom Senat blockiert.
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2017 wird es neue Ausschreibungen und somit auch neue Anbieter geben
Der Vertrag mit der DB läuft 2018 aus. Deshalb wird es bereits im kommenden Jahr eine neue Ausschreibung geben. Daran werden sich neben der DB sicherlich auch andere Anbieter beteiligen.
Im Zusammenhang mit der Ausschreibung haben die Grünen konkrete Forderungen: „Es ist uns wichtig, dass das Angebot erweitert wird. Das betrifft zunächst einmal den Netzausbau, den wir weiter voranbringen wollen“, sagte Verkehrsexperte Martin Bill. Aber auch das Angebot an Fahrrädern wolle man erweitern, beispielsweise mit Pedelecs, Lastenfahrrädern oder Kindersitzen. Die Möglichkeit, die StadtRad-Kunden auch in der ersten halben Stunde zur Kasse zu bitten, um höhere Einnahmen zu generieren, lehnt Grünen-Politiker Bill ab. Dieses Angebot mache die Attraktivität des StadtRads aus.
In anderen deutschen Großstädten wie Berlin, München oder Frankfurt bietet die DB als Pendant zum StadtRad das Produkt Call a Bike an. Bei diesem Ausleihsystem wird von der ersten Minute an Geld verdient: So werden im Basis-Tarif pro halbe Stunde ein Euro und für eine 24-Stunden-Ausleihe 15 Euro fällig.