Rekordwürdige 2,5 Millionen Fahrten im Jahr und bald 200 Stationen in der Stadt – die knallroten StadtRäder gehören mittlerweile fast so sehr zu Hamburg wie die berühmten Doppelstockbusse zu London. Nirgendwo ist das Konzept flächendeckend entleihbarer Fahrräder erfolgreicher als an der Elbe. Immer mehr Hamburger steigen um auf das StadtRad, schonen so die Umwelt und tun etwas für ihre Fitness. Selbst im Winter.

Insofern ist das zwar nicht umsonst, aber es ist – zumindest für bis zu halbstündige Fahrten – kostenlos. Wer sich daran stößt, dass jeder Steuerzahler die StadtRäder mitfinanziert, selbst wenn er sie gar nicht nutzt, der sollte bedenken: Auch andere Verkehrsmittel lässt sich der Staat etwas kosten, und nicht eben wenig. Der öffentliche Nahverkehr wird von der Stadt jährlich mit 194 Millionen Euro subventioniert. In den Unterhalt der Straßen investiert er 72 Millionen Euro im Jahr. Dagegen sind die zwei Millionen Euro jährlich für das StadtRad wenig. Das hindert die Macher natürlich nicht, darüber nachzudenken, ob man mit den Fahrrädern auf andere Weise etwas Geld verdienen kann – etwa als Fläche für Werbung.

Gerade in der Verkehrspolitik gilt: Der Mix macht’s. In der Großstadt sind die Menschen nicht mehr auf ein einziges Verkehrsmittel festgelegt, sondern nehmen dasjenige, das gerade praktisch oder günstig erscheint. Entscheidend für den Erfolg des StadtRads ist deshalb, dass die Schwelle, eines zu nutzen, niedrig ist. Das bedeutet: Die Ausleihe muss einfach und unkompliziert sein. In der ganzen Stadt sollten idealerweise an fast jeder Ecke StadtRäder bereitstehen. Und für eine kurze Fahrt sollte man eben nichts bezahlen müssen. Davon kann – im Sinne des Mixes – am Ende auch der öffentliche Nahverkehr profitieren. Wer für die letzten paar Hundert Meter von der nächstgelegenen U- oder S-Bahn-Station ein StadtRad nutzen kann, um zu seinem Ziel zu kommen, wird eher das Auto stehen lassen.

Der jetzige Rekord sollte nicht das Ende des Booms sein. Der Ausbau muss weitergehen – mehr Stationen sind ganz besonders am Stadtrand nötig, wo das StadtRad weitere Menschen dazu bewegen kann, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.