Hamburg. Unternehmen Buss kann sich mit Senat nicht auf Ausgleichsflächen einigen. 90 Mitarbeiter verlieren nun ihren Arbeitsplatz.

Hamburgs drittgrößtes Hafenunternehmen, die Buss Gruppe, gibt ihren Hafenumschlag in der Stadt auf. Das Buss-Hansa-Terminal (BHT) werde zum Jahresende seinen Betrieb schließen, teilte das Unternehmen am Montag mit. An dem Terminal wird Projektladung und konventionelles Stückgut umgeschlagen. Ebenso werden hier jährlich 100.000 Container für Kurzstrecken-Seetransporte abgefertigt. Doch damit ist nun Schluss.

Die Verhandlungen mit der Stadt über eine Verlagerung des seit 1999 bestehenden Umschlagbetriebs am Terminal sind gescheitert. Knapp 90 direkt angestellte Mitarbeiter verlieren ihren Job. Eine ebenso große Anzahl von Beschäftigten bei angeschlossenen Dienstleistern bangen um ihre Zukunft. Kunden von Buss müssen sich nun neue Umschlagterminals für Stückgut suchen, wie zum Beispiel C. Steinweg oder Wallmann & Co. Oder sie müssen andere Häfen anfahren.

Kommentar: Der Hafen fordert Antworten

Die Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaften über einen Sozialplan seien bereits angelaufen, sagte Marco Neelsen, Geschäftsführer von Buss Ports Logistics. Damit die Terminalkunden neue Umschlagmöglichkeiten erhalten und möglichst viele Mitarbeiter in einen neuen Job vermittelt werden können, bittet Buss den Senat um eine Übergangsfrist für die Schließung ins Jahr 2017 hinein. „Noch haben wir keine offizielle Antwort vom Senat, aber es gibt positive Signale, dass das klappt“, sagte Neelsen.

Jahrelanger Streit

Mit der angekündigten Terminal-Schließung endet ein jahrelanger Streit über die Zukunft von Buss im Hafen. Bereits 2009 hatte die Stadt die Flächen im mittleren Freihafen für ein neues Containerterminal haben wollen. Der Firma wurde ein langfristiger Pachtvertrag für rund 135 Millionen Euro abgekauft. Buss erhielt Verträge mit kurzfristiger Bindung, die Ende 2016 endgültig auslaufen. Der Senat will das Zentrum des Hamburger Hafens neu gestalten. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) will auf Steinwerder einen neuen Universalhafen mit gemischter Nutzung errichten. Derzeitige Anlieger müssen weichen.

„Wir haben mit der Stadt Gespräche über Ausweichflächen geführt. Diese führten aber zu keinem Ergebnis“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter von Buss, Johann Killinger. „Uns wurde kein formales Angebot unterbreitet.“ Überrascht habe ihn die Entwicklung allerdings nicht: „Wir haben ja seit 2009 gewusst, dass unser Verbleib im mittleren Freihafen endlich ist“, so Killinger. Buss habe sich deshalb rechtzeitig breiter aufgestellt und auch außerhalb der Stadt Umschlaghäfen entwickelt. So betreibt Buss ein Terminal in Stade und weitere im niederländischen Eemshaven und in der Türkei.

Die Gespräche mit der Stadt über eine Ausweichlösung wären wahrscheinlich erfolgreicher verlaufen, wenn die Olympia-Bewerbung geklappt hätte, glaubt Killinger. Diese Bewerbung hätte vieles in Bewegung gebracht. Nach dem Scheitern der Olympia-Bewerbung müsse das Terminal nun geschlossen werden. Dabei zeigt Killinger Verständnis für das Vorgehen der Stadt: „Deren Vorhaben, die Fläche im Hafenzentrum neu überplanen zu wollen, sei absolut verständlich, sagte der Buss-Chef. Die Strukturen auf Steinwerder seien völlig veraltet, „ein Relikt aus den 1950er-Jahren“.

Hafen leidet unter Umschlagrückgang

Killinger betonte, dass die Schließung des Terminals keinesfalls zu einem Rückzug von Buss aus Hamburg führe. Buss Ports würde mit der Stauerei, der Seeverpackung und dem Unternehmensbereich Transport und Logistik in Hamburg ansässig bleiben. Auch das Hauptquartier der Buss Gruppe mit den weiteren Geschäftsbereichen Buss Capital, Buss Shipping und Ixocon (Immobilien) bleibe in Hamburg. „Hier ist das maritime Zentrum.“

Dieses maritime Zentrum trifft die Ankündigung zu ungünstiger Zeit: Der Hafen leidet unter Umschlagrückgang. Da bekommt die Nachricht von der Schließung eines Terminals eine besondere Bedeutung. Zudem führt sie zu einer Schwächung des von Wirtschaftssenator Horch gepriesenen Universalhafens, der nicht nur auf den Containerumschlag setzt. Denn mit dem BHT hat im Januar das zweite renommierte, auf die Abfertigung von konventionellem Stückgut spezialisierte Unternehmen seine Schließung angekündigt. Zuvor war bekannt geworden, dass die HHLA-Tochterfirma Logistics ihren Betrieb im Übersee-Zentrum einstellen wird. Beide Schließungen betreffen einen wichtigen Teil des Universalhafens, da Stückguttransporte wirtschaftliche Aktivitäten in Hamburg binden.

Wirtschaftssenator Horch sagte: „Es ist gut, dass es in dieser wichtigen Frage für die Hafenentwicklung nun Klarheit gibt. Ich bin mir sicher, dass alle Beteiligten mit großem Verantwortungsbewusstsein an einer konstruktiven Lösung arbeiten werden.“