Hamburg. Umweltsenator Kerstan will mit „Einkaufsmacht“ der Hansestadt von jährlich 250 Millionen Euro Öko-Produkte am Markt stärken.

Die Stadt will ihre Macht als Großkunde für eine Stärkung des Umweltschutzes nutzen. Der Senat hat am Dienstag einen 150 Seiten starken Kriterienkatalog beschlossen, der ökologische Standards bei Einkauf und Vergabe definiert. Egal ob bei der Wahl der Wandfarbe für Büros, bei der Auswahl von Dienstfahrzeugen oder von Kopierpapier – überall sollen künftig die Ökostandards der Produkte eine zentrale Bedeutung haben. Zudem gibt es eine Negativliste von Produkten, die nicht mehr gekauft werden dürfen. Dazu gehören auch Kaffeekapseln, die wegen ihrer Aluhüllen viel Müll produzieren.

„Hamburgs Verwaltung nimmt bei der Beschaffung und Vergabe künftig eine Vorreiterrolle in Deutschland ein“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Verbindliche Umweltkriterien wie Rohstoffverbrauch, Langlebigkeit oder Transportwege spielen bei Kaufentscheidungen ab jetzt eine noch wichtigere Rolle.“ Das sei ein „wichtiges Signal an die Wirtschaft und an Privatleute, künftig ebenfalls noch stärker auf die Folgen einer Kaufentscheidung und auf die Geschichte hinter einem Produkt zu achten“.

Es zählt nicht mehr nur der Einkaufspreis

Da die Stadt für rund 250 Millionen Euro im Jahr Waren und Dienstleistungen einkaufe, wolle sie auf diese Weise dafür sorgen, „dass umweltschädliche Produkte sich seltener verkaufen und nachhaltige Produkte am Markt noch mehr Akzeptanz bekommen“, so Kerstan. „Unser Ziel ist es, den Anteil umweltfreundlicher Produkte deutlich auszuweiten und so auch zum Klimaschutz beizutragen“.

Statt allein auf den Einkaufspreis zu achten, solle künftig bei der Kalkulation der Lebenszyklus der Produkte betrachtet werden, also auch Haltbarkeit, Austauschbarkeit und Energieverbrauch. Dabei könne es sein, dass Produkte zwar in der Anschaffung teurer, in der Summe aber günstiger für die Stadt seien, so Kerstan. Wie sich dies auf die Gesamtkosten auswirke, sei derzeit nicht sicher zu sagen.

Als Beispiele für die Anwendung der neuen Regeln nannte der Senator die strengeren Regeln für die Auswahl bei Farben, die etwa keine Biozide enthalten und nur noch „schwach wassergefährdend“ sein dürften. Zudem wolle der Senat den Anteil von Recyclingpapier beim Kopieren von derzeit 66 Prozent weiter deutlich gesteigert werden. Die städtische Verwaltung verbraucht fast 207 Millionen Blatt Kopierpapier pro Jahr.