Hamburg. Nach den Silvester-Übergriffen ist das Interesse an Selbstverteidigungskursen gestiegen. Auch deutlich mehr Pfefferspray verkauft.

Nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht ist in Hamburg die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen sowie dem Erwerb von Pfefferspray gestiegen.

"Das Interesse an unseren Selbstverteidigungskursen hat sich verdrei- oder sogar vervierfacht", sagt Enrico Wendt vom Kampfsport-Zentrum Hamburg in Barmbek. "Seit Silvester nimmt die Zahl der Anfragen jeden Tag zu und es scheint auch nicht abzureißen."

Plätze in den Kursen seien noch verfügbar. Wendt betont aber, dass die Technik zwar meist schnell gelernt sei, es aber Jahre dauern kann, bis man das Gelernte auch sicher anwenden kann. Mehr Informationen unter www.kampfsport-selbstverteidigung-hamburg.de.

Frauen wollen mit Männern trainieren

Auch bei der Nin-Jutsu-Akademie an der Osterstraße in Eimsbüttel hat man eine Zunahme der Nachfragen registriert. "Etwa zehn bis 15 Anfragen bekommen wir pro Tag", sagt Inhaber Yakov Charlie Schacht. In dem Kampfsportstudio werden mehrere Selbstverteidigungskurse angeboten, darunter auch ein reiner Frauen-Kurs am Dienstagabend. Laut Schacht wollen die meisten Frauen allerdings lieber mit Männern gemeinsam trainieren, weil ja auch etwaige Angreifer mutmaßlich Männer seien.

Die Karate-Sparte von Altona 93 geht in einem aktuellen Flyer sogar explizit auf die Silvester-Ereignisse ein. Darauf heißt es: "Die Vorfälle in der Silvesternacht haben wieder einmal deutlich gemacht, dass Frauen in dieser Gesellschaft mit sexualisierter Gewalt rechnen müssen. Jede Frau hat aber das Recht, ihre eigenen Bedürfnisse und ihre Grenzen ernst zu nehmen, sich selbst und ihre Würde zu schützen." Ein Einstiegskurs zur Selbstverteidigung für jüngere Frauen findet am Sonntag (21. Februar) und Freitag (Fortsetzung, 26. Februar) in der Schulturnhalle Fischersallee/ Ecke Bleickenallee statt (80 Euro). Bei Fortsetzung des Trainings in der Karate-Abteilung von Altona 93 werden 40 Euro zurück erstattet. Weitere Informationen gibt es hier.

Deutlich mehr Pfefferspray-Dosen verkauft

Michael Hartmann, der Geschäftsführer des Waffenhauses Eppendorf sagt: „Die Verkäufe von Pfefferspay sind seit Sommer 2015 angestiegen. Momentan verkaufe ich an einem halben Tag so viele wie sonst in zwei Monaten, 30 bis 50 Stück können da schon mal über den Tresen gehen.“

Zu den Kunden würden nicht nur Frauen zählen. „Das ist ein komplettes Abbild der Gesellschaft: Es kam auch schon ein Arzt, der für seine ganze Praxis-Mannschaft Sprays gekauft hat.“

Ein anderer Waffenhändler, der nicht mit Namen genannt werden will, berichtet, dass er nur 150 Sprays auf Lager hatte, die seien alle weg. Bei ihm seien ausnahmslos Frauen gewesen, die sich mit den Pfeffersprays eindecken wollten. Eine sei sogar aus Köln angereist, da dort Pfefferspray komplett ausverkauft sei.

Auch für den Kleinen Waffenschein steigen laut Polizei die Anträge seit November 2015 und noch einmal um einiges stärker seit Januar 2016 an. Mit dem Schein darf man unter anderem Schreckschuss- und Gaspistolen mit sich führen.