Hamburg. Schulschwimm-Reform scheint Wirkung zu zeigen. In einigen Bezirken herrscht Nachholbedarf. Wo die meisten Seepferdchen gemacht werden.
Die Schulschwimm-Reform in Hamburg scheint Wirkung zu zeigen: Laut aktuellen Zahlen der Schulbehörde ist der Anteil der Viertklässler, die mindestens das Seepferdchen-Abzeichen erreicht haben, auf 86,8 Prozent angestiegen. Das sind knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr. 60,5 Prozent der Schüler erreichten im Schuljahr 2014/15 zusätzlich das Schwimmabzeichen Bronze oder besser. Dies bedeutet einen Anstieg von rund acht Prozent.
Im Vorjahr hatten von 12.438 Grundschülern 81,9 Prozent am Ende der 4. Klasse ein Schwimmabzeichen – entweder nur das Seepferdchen (29,5 Prozent), den Jugendschwimmer Bronze (26,3 Prozent), Silber (21,5 Prozent) oder Gold (4,6 Prozent).
Zum Schuljahr 2014/15 war der Schwimmunterricht in der Grundschule auf zwei Schulhalbjahre in Klasse 3 und 4 ausgeweitet und im Gegenzug das Schwimmhalbjahr in Klasse 6 gestrichen worden. „Ich bin sicher, dass wir die Zielzahl von 95 Prozent Seepferdchen-Abzeichen erreichen, wenn das neue Konzept erst durch alle Jahrgänge durchgewachsen ist“, sagt Bildungssenator Ties Rabe (SPD).
Den größten Anteil der Kinder mit Seepferdchen-Abzeichen findet sich in den Bezirken Hamburg-Mitte (35,3 Prozent) und Harburg (32,9 Prozent). Geringer ist der Schwimmerfolg von Kindern aus den Bezirken Altona (22,2 Prozent) und Hamburg-Nord (22,9 Prozent). „Die Zahlen einzelner Schulen zeigen, dass Kinder aus sozial schwierigen Gebieten in der Regel schlechter schwimmen können", sagt die Schulbehörde. Kinder aus "bildungsnahen Elternhäusern" würden oft schon mit Schwimmerfahrungen eingeschult werden.
Seepferdchen-Abzeichen keine Garantie für sicheres Schwimmen
Für die Linken-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft dagegen sind die aktuellen Zahlen noch kein Beweis für den Erfolg der Reform. „Es ist peinlich, dass der Senator die hohe Erreichungsquote des so genannten Seepferdchens als großen Erfolg darstellt. Denn Rabe müsste eigentlich wissen, was das Seepferdchen-Abzeichen bedeutet – und was nicht“, sagt Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Linken. Sie verweist auf die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), für die der Erwerb des Seepferdchen-Abzeichens keine Garantie für souveränes Schwimmen ist. "Erst ab dem Jugendschwimmabzeichen in Bronze kann man von einem sicheren Schwimmer ausgehen!", schreibt etwa die DLRG Niedersachsen auf ihrer Webseite.
Es gebe noch viel zu tun, um sicherzustellen, dass alle Kinder in Hamburg sicher schwimmen können, ergänzt Boeddinghaus und fordert, auch Flüchtlingskinder am Schwimmunterricht teilhaben zu lassen. Als "grundfalsch" bezeichnet die Politikerin zudem die Entscheidung, den Schwimmunterricht in die Hände von Bäderland zu legen. "Der Schwimmunterricht als Teil des schulischen Sportangebotes gehört in die Verantwortung der pädagogisch und fachlich qualifizierten SportlehrerInnen!“, sagt Boeddinghaus.