Hamburg. Nach dem Lkw-Brand ist der Elbtunnel für den Verkehr wieder freigegeben. Was Sie über die Sicherheit im Tunnel wissen müssen.

Ein Brand im Elbtunnel hat am Mittwoch auf der A 7 und der A 23 für Staus auf insgesamt 50 Kilometer Länge gesorgt. Die Zugmaschine eines mit Sojaöl beladenen Lastwagens war um 5.29 Uhr in Flammen aufgegangen, weil sich ein Reifen entzündet hatte. Wegen der anschließenden Vollsperrung des Tunnels staute sich der Verkehr auf der A 7 bis nach Quickborn und auf der A 23 bis zur Anschlussstelle Pinneberg-Nord. In der Gegenrichtung standen Autos bis zur Anschlussstelle Fleestedt im Stau.

Der 56 Jahre alte Lkw-Fahrer, der am frühen Morgen in der östlichen Röhre in Richtung Norden unterwegs war, brachte sein brennendes Fahrzeug etwa 200 Meter vor dem Tunnelausgang zum Stehen. Er verließ das Führerhaus unverletzt, und auch alle Autofahrer, die hinter dem Lkw standen, konnten den Tunnel über die Notausgänge unversehrt verlassen. Der Lastwagen konnte im Laufe des Vormittags geborgen werden.

Die Sperrungen in Richtung Süden wurden bereits um 6.50 Uhr aufgehoben, die zweite Röhre in Fahrtrichtung Norden konnte seit 7.17 Uhr wieder befahren werden. Die erste, östliche Röhre blieb am Mittwoch vorerst gesperrt. Sie wurde Donnerstag früh wieder für den Verkehr freigegeben. Laut Elbtunnel-Betriebszentrale, die der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) betreibt, ist spätestens um 5 Uhr die Verkehrssicherheit wiederhergestellt, so dass auch die Sperrung aufgehoben werden kann.

Wie lange dauert die Reparatur des Elbtunnels? Und was passiert eigentlich, wenn Autofahrer im Notfall aus dem Tunnel gerettet werden müssen? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen:

Wie hoch ist der bei dem Feuer am Mittwoch entstandene Schaden?
Die Aufnahme der Schäden am Bauwerk und an der Technik ist noch nicht abgeschlossen. Die Wirtschaftsbehörde geht aber davon aus, dass der Schaden bei mehr als 100.000 Euro liegt.


Was muss jetzt repariert werden und wie lange dauert das?

Im Verlauf des gestrigen Tages und in der Nacht zu heute sollten die Asphaltschäden behoben werden und die Rauchgasklappen gegen herunterfallende Teile gesichert werden. Alle weiteren Reparaturen an der Tunneldecke, den Wänden, den Brandschutzklappen und an den technischen Anlagen folgen. Sie sollen nach Angaben der Behörde nachts durchgeführt werden, in diesen Zeiten wird die östliche Röhre gesperrt.


Wie werden Autofahrer bei einem Notfall im Tunnel informiert?

Die Mitarbeiter der Tunnelbetriebszentrale sprechen die Autofahrer im Notfall über Lautsprecher an. Bemerken die Autofahrer selbst ein Problem, können sie über Telefone, die es an den alle 100 Meter angebrachten Wandhy­dranten gibt, Kontakt zur Zentrale aufnehmen. An den Hydranten hängen auch Feuerlöscher.


Wie viele Notausgänge gibt es im Elbtunnel und wo führen diese hin?
In den drei alten Röhren sind Notausgänge seit der Sanierung in den Jahren 2007 bis 2009 maximal alle 520 Meter angelegt. In der neuen vierten Röhre, die im Jahr 2002 fertiggestellt wurde und die bis zu 90 Meter entfernt von der Nachbarröhre liegt, liegen sie noch maximal 860 Meter voneinander entfernt. Die Fluchtwege führen in eine andere Röhre oder, wenn diese Möglichkeit besteht, nach draußen.

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© Verkehrsbehörde

Wie viele Retter sind im Einsatz und inwiefern sind diese speziell geschult?
Die Hamburger Feuerwehr unterhält eine spezielle Tunnelfeuerwehr, die an beiden Seiten des Elbtunnels stationiert ist. Deren Mitglieder werden sofort alarmiert und fahren von beiden Seiten in den Tunnel. Seit August sind zwei neue Fahrzeuge mit jeweils drei Mann Besatzung im Einsatz, die speziell für Tunnelbrände ausgerüstet sind. Sie verfügen beispielsweise über eine Wärmebildkamera, damit sie bei dichtem Rauch das Feuer lokalisieren können, und über einen per Joystick zu steuernden Werfer, der Wasser oder Löschschaum bis zu 70 Meter weit schleudern kann. Im Ernstfall wird die Tunnelfeuerwehr sofort von Kräften der übrigen Wachen unterstützt, die sowohl aus Stellingen als auch aus Hausbruch anrücken. Dazu kommen nach Bedarf Sonderfahrzeuge. So sind schnell um die 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Im Gegensatz zur Tunnelfeuerwehr fahren diese nicht in die Röhre, in der es brennt, sondern über die Nachbarröhren an.

Wie läuft die Überwachung ab?
Aus der Elbtunnelzentrale können über Videokameras alle vier Röhren und die Zufahrtsbereiche nahezu lückenlos überwacht werden. Die Bilder werden auf die 82 Monitore übertragen. Besetzt ist die Elbtunnelzentrale rund um die Uhr mit drei Mann – jeweils ein Beamter von Polizei, Feuerwehr und dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer.

Wie oft gibt es Übungen?
Da der Tunnel rund um die Uhr geöffnet ist, nutzt die Feuerwehr für Übungen Gelegenheiten, sobald sich diese bieten. Stehen Sperrungen an, beispielsweise für Bauarbeiten, wird diese Zeit auch für Übungen genutzt.

Gibt es passiven Brandschutz?
Der Elbtunnel verfügt über eine Rauchund Hitzeabsauganlage. Sie kann bis zu 300 Kubikmeter Luft pro Sekunde ansaugen. Dabei entstehen Windgeschwindigkeiten von bis zu 36 Kilometern pro Stunde.

Wie sieht die Zukunft aus?
Die Elbtunnelfeuerwehr bekommt eine neue, größere Wache an der Nordseite in Othmarschen. Sie soll bis Juni 2017 fertig sein. Dort werden vier Stellplätze für Fahrzeuge vorhanden und wohl auch zusätzliche Rettungswagen stationiert sein. Acht Feuerwehrleute sollen dort im Dienst sein. Die Wache ist dann auch für den künftig überdeckelten Bereich der A 7 zuständig. Möglicherweise zieht die Polizei mit in das Gebäude ein. Die alte Elbtunnelzentrale wird um- und zu einer Verkehrsüberwachungsstation ausgebaut, die für die A 7 von Heimfeld bis über die Landesgrenze hinaus zuständig ist