Hamburg. Finanzvorstand Stephan Seifert löst Richard Bauer im nächsten Jahr an der Spitze ab. 600 Millionen Euro über Schuldscheindarlehen.
Eines der großen Hamburger Traditionsunternehmen, die Körber AG, stellt sich personell neu auf: Der langjährige Vorstandsvorsitzende Richard Bauer verlässt den Chefsessel und wechselt in den Aufsichtsrat. Nachfolger wird Finanzvorstand Stephan Seifert. Das Alter beider Manager wollte der Konzern auch auf Abendblatt-Nachfrage nicht mitteilen. Wirksam wird der Wechsel an der Konzernspitze zum 1. Oktober 2016. Bauer soll dann den Vorsitz des Aufsichtsrats von seinem Vorgänger, Werner Redeker, übernehmen. Zur Vorbereitung auf den Chefposten ist Seifert, der dem Vorstand seit 2012 angehört, gestern zum stellvertretenden Vorstandschef ernannt worden.
Seine Aufgabe wird es sein, den Konzernumbau voranzutreiben, den Bauer eingeleitet hat. Dieser steht seit sechs Jahren an der Spitze des Mischkonzerns und hat dessen Umwandlung vom Industrie- zu einem Technologieunternehmen forciert. Im Vordergrund steht mittlerweile nicht mehr der reine Maschinenbau, sondern die Verbindung dieses Bereichs mit modernen computergestützten Programmen. So wurde die immer schwächer ausgelastete Papiersparte verkauft und die intelligente Lagerlogistik ins Portfolio aufgenommen.
Zuletzt musste Bauer ausgerechnet in der Tabaksparte, der er früher vorstand, den Rotstift ansetzen. Allein beim Hersteller von Zigarettenmaschinen Hauni in Bergedorf wurden 425 von 2000 Stellen gestrichen. 175 Mitarbeitern wurde wegen Auftragsflaute sogar gekündigt. Zudem musste Bauer zu Anfang auf dem Chefposten eine schwierige konjunkturelle Phase überbrücken. 2014 verzeichnete Körber aber einen Rekordgewinn. Seifert soll den Weg nun fortsetzen.
Zu diesem Zweck hat Körber frisches Geld wegen der niedrigen Zinsen eingesammelt. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, platzierte der Konzern ein Schuldscheindarlehen über 600 Millionen Euro – nicht etwa um finanzielle Löcher zu stopfen. Körber verfügt über eine Liquidität von mehreren 100 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 68 Prozent. Ziel ist es vielmehr, strategisch weiter zu wachsen auch durch Zukäufe. Zuletzt hatte Körber im September den portugiesischen Anbieter für automatisierte Fördertechnik- und Lagersysteme Efacec übernommen. „Es ist möglich, dass es zu weiteren Zukäufen kommt, aktuell ist aber nichts geplant“, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage.