Hamburg. Das Unternehmen strukturiert sein Geschäft neu. Tabaksparte läuft wegen gesunkener Nachfrage schleppend.
Der Körber-Konzern wandelt sich. Der traditionelle Maschinenbau, der das Unternehmen mit Hauptsitz in der City Süd groß gemacht hat, tritt zunehmend in den Hintergrund. Globalisierung, Urbanisierung und die beschleunigte Digitalisierung verlangen neue Geschäftsfelder. Um sich auf die Marktentwicklung einzustellen, wird Körber mehr und mehr zum Hightechkonzern. Dazu müssen alte Geschäftssparten reduziert und neue aufgebaut werden.
So hat Körber im vergangenen Jahr das schleppende Geschäft mit Papiermaschinen abgestoßen. Dabei wurde auch das alteingesessene Hamburger Unternehmen E.C.H. Will mit seinen rund 150 Mitarbeitern verkauft. Jetzt muss auch die Sparte der Tabakmaschinen verkleinert werden. Der starke Nachfragerückgang bei Zigaretten und die damit einhergehenden Produktionskürzungen zwingen ausgerechnet die Sparte des Konzerns, die in den vergangenen Jahren noch überproportional gewachsen ist, zum Stellenabbau. 400 Leiharbeiter mussten im vergangenen Jahr das Unternehmen verlassen, für Festangestellte wurden die 28-Stunden-Woche und Kurzarbeit eingeführt. Weitere Einsparungen sind im Gespräch und sollen Mitte des Jahres bekannt gegeben werden. In Hamburg betrifft das vor allem den Standort Bergedorf mit Hauni und weiteren Tochterunternehmen der Tabaksparte.
Doch Körber baut nicht nur ab, sondern auch auf - vor allem in zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern, etwa in der Pharma-Industrie. So hat ein Tochterunternehmen erschütterungssichere Kartons aus Papier für die Verpackung von Impfstoffen in Glasampullen erfunden. Bisher gab es nur Plastikumhüllungen. Der Kunde Sanofi spart dadurch mehr als eine Million Dollar und produziert umweltfreundlicher. Durch die Übernahme eines deutschen Software-Herstellers für die Produktionsüberwachung in der pharmazeutischen Industrie kann Körber zudem die Maschinen eines anderen Tochterunternehmens so vernetzen, dass künftig der gesamte Verlaufsprozess eines Medikaments von der Herstellung bis zum Patienten überwacht werden kann. Auch Alltagsgegenstände werden mit modernen Körber-Maschinen hergestellt. Im Hygiene-Geschäft haben die Hamburger Anlagen entwickelt, die aufwendig gefaltetes Toilettenpapier für Luxus-Hotels produzieren und verpacken, ebenso aber Toilettenpapierrollen für unterwegs, die sich insbesondere in Chile großer Beliebtheit erfreuen, wo das Papier rar ist.
Besonders deutlich zeigt sich der digitale Wandel in der Metallverarbeitung: Beim Fräsen, Schneiden, Schleifen sind Körber-Werkzeugmaschinen gefragt. Sie arbeiten auch mit hochmodernen Verfahren wie Laser. In dieser Woche hat sich Körber zudem in ein Unternehmen eingekauft, das die Herstellung von Metallteilen auf eine neue Stufe hebt: den dreidimensionalen Druck. Dazu beteiligen sich die Hamburger an der Schweizer Firma Inspire AG, die über eine spezielle Drucktechnik, mit Metallpulver, komplexe Bauteile herstellen kann. Körber will seine eigenen Maschinen in der Lasertechnik damit weiterentwickeln.
„So können wir Einzelteile und Kleinserien von Gegenständen herstellen, bei denen das Gewicht eine große Rolle spielt, etwa in der Medizin und im Flugzeugbau“, sagt der Vorstandsvorsitzende von Körber, Richard Bauer. Die Logistiksparte des Unternehmens hat Bauer durch den Zukauf eines portugiesischen Anbieters für automatische Lagersysteme ausgebaut. „Wir wollen den fortlaufenden Wandel nicht nur begleiten, sondern letztlich auch gestalten“, sagt Bauer.
Das nötige Geld für solche Aufkäufe muss der konservativ wirtschaftende Konzern, dessen Alleineigentümerin die Körber-Stiftung ist, nicht aufwendig zusammensuchen: Die Liquidität liegt bei mehr als 600 Millionen Euro, und auf Fremdkapital wird weitgehend verzichtet. Die Eigenkapitalquote betrug Ende 2014 exakt 68,1 Prozent. Möglich war all dies, weil Körber dank des Konzernumbaus Umsatz und Gewinn auf Rekordhöhen treiben konnte. Das Unternehmen erlöste im vergangenen Jahr 2,34 Milliarden Euro, sieben Prozent mehr als 2013. Das Konzernergebnis (Ebita) legte um 16 Prozent auf 258 Millionen Euro zu. Nach Abzug von Steuern und Abgaben blieben 150 Millionen Euro Überschuss.