Hamburg. 51,6 Prozent der Hamburger lehnen im Referendum die Spiele ab. Ein Grund war offenbar die umstrittene Finanzierung.

Die Hamburger sagen Nein zu Olympia. Entgegen allen Umfragen lagen die Gegner der Spiele 2024 beim ersten Referendum dieser Art von Beginn der Auszählung an am Sonntagabend vorn. Nach Auszählung aller 556 Abstimmungslokale stimmten nur 48,4 Prozent der Wähler für Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg, 51,6 Prozent votierten dagegen. Kurz vor 22 Uhr gab Landeswahlleiter Willi Beiß das vorläufige Endergebnis bekannt. Danach hatten 314.468 Wähler ihr Kreuz beim Ja für Olympia gemacht, aber 335.638 beim Nein.

„Die Hamburgerinnen und Hamburger haben eine Entscheidung getroffen. Hamburg wird sich nicht um Olympische Spiele 2024 bewerben.“ Mit diesen Sätzen räumte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) seine Niederlage bereits kurz vor 21 Uhr ein. Die Hamburger hätten eine Entscheidung getroffen, „die wir uns nicht gewünscht haben. Sie ist aber trotzdem klar“. Scholz betonte, dass es richtig gewesen sei, an den Beginn der Bewerbung ein Referendum zu stellen.

„Für Sport-Deutschland stellt der heutige Tag einen herben Rückschlag, einen Tiefschlag dar“, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die Chance, Olympische Spiele nach Deutschland zu holen, sei für die kommende Generation kaum mehr gegeben. „Ich bin sehr enttäuscht“, bekannte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne).

Als um 18.28 Uhr die ersten Ergebnisse aus den Abstimmungslokalen im Wahlzentrum im Rathaus eintrudelten, lagen die Gegner einer Olympiabewerbung mit 50,3 Prozent vorn. Das schien noch sehr knapp. Doch je länger der Abend dauerte, desto klarer schlug das Pendel aus, desto mehr stabilisierte sich der Vorsprung der Nein-Stimmen.

Unter den zahlreichen Politikern, die sich bis auf die Linke für Olympia ausgesprochen hatten, machte sich früh Katerstimmung breit. „Es gehört zur Demokratie, dieses Ergebnis zu akzeptieren“, sagte CDU-Bürgerschaftsfraktionschef André Trepoll. Olympia sei an der politischen Großwetterlage und der ungeklärten Finanzierung gescheitert. FDP-Fraktionschefin Katja Suding sah als Grund an, dass Bürgermeister Scholz es nicht geschafft habe, eine Finanzierungszusage des Bundes vorzulegen.

Die Stimmung bei den Olympiagegnern war dagegen positiv. „Jetzt können wir uns endlich um die echten Probleme Hamburgs kümmern“, sagte Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann. Anti-Olympiablogger Dirk Seifert meine: „Vermutlich haben die Terroranschläge in Paris den Ausschlag gegeben.“

Die deutlichste Mehrheit gegen Olympia gab es in den Bezirken Altona und Hamburg-Mitte. Die meisten Unterstützer sind in Wandsbek und Bergedorf zu finden. Mit 50,1 Prozent war die Wahlbeteiligung noch nie so hoch bei einem Volksentscheid, der nicht parallel zu Bürgerschafts- oder Bundestagswahlen stattfindet.

Sie jubeln:
Olympia-Gegner
in der Fraktion der
Linken im Rathaus.
Sie hatten als
einzige Partei die
Spiele abgelehnt
Sie jubeln: Olympia-Gegner in der Fraktion der Linken im Rathaus. Sie hatten als einzige Partei die Spiele abgelehnt © Andreas Laible | Andreas Laible

Als einzige Bewerberstadt hat Hamburg ein Referendum durchgeführt und so versucht, den Rückhalt der Bevölkerung einzuholen. Die Bürgerschaft hatte durch eine Verfassungsänderung die Möglichkeit geschaffen, so eine „Volksbefragung von oben“ durchführen zu können. Was Trumpf gegenüber den Konkurrenten sein sollte, erweist sich nun als Bumerang.

Ein umstrittener Punkt waren die Finanzen. Hamburg kalkulierte mit Kosten von 11,2 Milliarden Euro. Abzüglich der Einnahmen hätte die öffentliche Hand 7,4 Milliarden Euro tragen müssen. Die Stadt selbst wollte davon maximal 1,2 Milliarden Euro übernehmen, den Rest sollte der Bund tragen. Dessen Zusage stand aber bis zuletzt aus – wohl ein Hauptgrund für die Skepsis der Hamburger. Außerdem dürften die Terroranschläge von Paris und die Skandale um die Fifa und den DFB eine Rolle gespielt haben.