Hamburg. Eine Lösung für die Verschlammung von Liegeplätzen in Sicht. Das Land Schleswig-Holstein sagt Hamburg Hilfe zu.

Für die zunehmende Verschlickung des Hamburger Hafens zeichnet sich jetzt eine Lösung ab: Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) will noch in diesem Jahr eine Einigung mit Schleswig-Holstein über eine Verklappung des Hafenschlicks im Wattenmeer verhandeln. „Ich habe heute die Hamburg Port Authority angewiesen, mit den Fachkollegen in Schleswig-Holstein die inhaltlichen Vor­aussetzungen für ein solches Gespräch zu schaffen“, sagte der Senator dem Abendblatt. „Wir brauchen schnell eine Möglichkeit zur Unterbringung des Baggerguts. Noch vor Weihnachten sollte das entscheidende Gespräch auf Ministerebene geführt werden.“

Zuvor hatte die schleswig-holsteinische Landesregierung nach einer gemeinsamen Kabinettssitzung mit dem Hamburger Senat ihre Unterstützung zur Lösung des Schlickproblems zugesagt. „Derzeit werden alle Optionen für die Verbringung des Baggerguts nach ökologischen Kriterien geprüft und bewertet. Es liegen sieben Varianten auf dem Tisch, dazu gehören auch Orte in der Außenwirtschaftszone, die in der Verantwortung des Bundes liegt“, sagte die Sprecherin des Kieler Umwelt­ministeriums, Nicola Kabel. „Die förmliche Entscheidung über die zukünftige Verbringung von Baggergut aus der Elbe sollte aus unserer Sicht möglichst bis Ostern 2016 vorliegen.“

Derzeit darf Hamburg nur den Schlick aus der Elbe in der Nordsee bei der Tonne E 3, rund 25 Kilometer nordwestlich von Scharhörn verklappen. Den Schlick aus den Hafenbecken und deren Zufahrten muss die Hansestadt aber selbst unterbringen. Bisher kippte die HPA die ausgebaggerten Sedimente an der Landesgrenze wieder in die Elbe – von wo sie mit der Tide in die Hafenbecken zurückgeschwemmt werden. Um dieser Kreislaufbaggerei zu entgehen, will Hamburg auch den Schlick aus den Hafenbecken und deren Zufahrten in die Nordsee bringen. Die Situation ist in diesem Jahr aufgrund sehr niedriger Wasserstände besonders dramatisch. Zahlreiche Hafenfirmen waren nicht mehr erreichbar, weil die Wassertiefen an den Kais wegen Schlickablagerungen für viele Schiffe zu flach waren. Diese mussten erst in anderen Häfen teilentladen werden, andere wurden ganz umgeleitet.

Umso größer ist die Erleichterung über die bevorstehende Einigung: „Es freut uns sehr, dass hier nun schnell Abhilfe geschaffen wird“, sagte Alexander Geisler vom Verband der Hamburger Schiffsmakler. „Die Tiefgangsres­triktionen hatten in der Reederschaft doch für erheblichen Unmut gesorgt.“

In der Vergangenheit war die Unterbringung des Schlicks kostenlos. Da Hamburg aber immer mehr Baggergut im Wattenmeer abladen will, nimmt Schleswig-Holstein inzwischen eine Gebühr von zwei Euro pro Kubikmeter. Der Unternehmensverband Hafen Hamburg warnt deshalb, eine Einigung mit dem Nachbarbundesland dürfe für den Hafen nicht zur Kostenfalle werden: „Die gemeinsame Verabredung der Landesregierungen ist sehr zu begrüßen“, sagte UVHH-Präsident Gunther Bonz. „Die erforderlichen Gespräche auf Arbeitsebene zur Verbringung des Schlicks müssen jetzt zielorientiert und mit Hinblick auf eine kostengünstige Lösung geführt werden“, sagte Bonz. Zusätzliche Kosten für die HPA würden nur zu weiteren Beeinträchtigungen Hamburgs im Wettbewerb mit anderen Häfen führen.