Hamburg . Auch für 2016 werden weitere Verluste beim Containerumschlag erwartet. Verbesserung in der Verkehrsinfrastruktur gefordert.

Die Hamburger Hafenwirtschaft sieht wenig zuversichtlich in die Zukunft. Nach einem deutlichen Rückschlag bei der Umschlagleistung sei auch im kommenden Jahr keine Besserung zu erwarten, sagte Gunther Bonz, der Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, am Montag in der Hansestadt. „Mit einem kleinen Plus wären wir schon zufrieden.“ Der Hafen sei gegenüber den Wettbewerbern Rotterdam und Antwerpen zurückgefallen, die in diesem Jahr wesentlich besser abgeschnitten haben. „Das ist eine traurige, schlechte Botschaft“, sagte Bonz.

Im laufenden Jahr werde der Hafen rund 138 Millionen Tonnen Güter umschlagen, nach 146 Millionen Tonnen im Vorjahr, und weniger als neun Millionen Standardcontainer (TEU). Das wäre bei den Containern ein Rückgang von rund zehn Prozent. Als Ursachen benannte der Verbandspräsident sowohl weltwirtschaftliche und konjunkturelle Faktoren wie auch hausgemachte Probleme. Das rückläufige Wachstum in China und die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland hätten sich wegen der engen Verflechtungen dieser beiden Länder mit dem Hamburger Hafen besonders stark ausgewirkt. „Das kann aber nicht die einzige Ursache sein“, betonte Bonz.

Spitzenposition als Logistikstandort verloren

Er kritisierte vor allem die schleppenden staatlichen Investitionen in die Verkehrs-Infrastruktur. Deutschland habe seine Spitzenposition als Logistikstandort verloren und sei innerhalb von sechs Jahren von Platz eins auf sieben zurückgefallen. „Der Nord-Ostsee-Kanal ist nur eingeschränkt funktionsfähig“, sagte Bonz. Angesichts der niedrigen Treibstoffpreise für Schiffe entschieden sich die Reeder immer häufiger, den Kanal zu meiden und stattdessen die Route rund um Dänemark zu wählen, wenn sie Güter in die Ostsee zu transportieren hätten. „Damit verliert Hamburg seine Funktion als westlichster Ostseehafen.“ Im Bereich der Zubringerverkehre hätten die Wettbewerber dem Hamburger Hafen erhebliche Marktanteile abgenommen.

Schwere Kritik richteten die Unternehmen auch an die Hafenbehörde HPA. Sie habe vertraglich zugesicherte Verkehrsverhältnisse nicht gewährleisten können. Wegen zunehmender Ablagerung von Sedimenten (Verschlickung) seien etliche Terminals nicht mehr erreichbar gewesen. „Das ist sehr, sehr bedenklich und das hat es in diesem Ausmaß in der Nachkriegsgeschichte des Hafens noch nicht gegeben“, sagte Bonz. „Man muss sich fragen, was bei der HPA los ist.“ Ein Sprecher der Behörde verwies auf besondere Witterungseinflüsse und einen niedrigen Sauerstoffgehalt der Elbe. Im Sommer dürfe nicht gebaggert werden. Die Länder und der Bund bemühten sich gegenwärtig, eine dauerhafte und nachhaltige Lösung für das Problem zu finden, wo das Baggergut aus dem Hamburger Hafen abgelagert werden kann.

Weniger, aber größere Containerschiffe

Doch auch die Überkapazitäten in der Containerschifffahrt und die anhaltend schwachen Frachtraten wirken sich im Hamburger Hafen aus. „Die Reedereien stehen unter hohem wirtschaftlichen Druck“, sagte Bonz. Sie reagierte darauf, indem sie weniger Schiffe zwischen Asien und Europa einsetzten, die jedoch immer größer würden. So kamen in den ersten neun Monaten allein 88 Containerriesen mit mehr als 14.000 TEU Tragfähigkeit nach Hamburg, doppelt so viele wie im Vorjahr. (dpa)