Hamburg. Baby nach Misshandlung taub, blind und unter Schmerzmitteln. Vor Gericht sagte der Vater, er werde unter Alkoholeinfluss “zum Monster“.

Sascha K. wusste, dass es ihm an zärtlichen Gefühlen und Geduld gegenüber seinem kleinen Sohn mangelte. Und er sagte über sich selber, dass er unter dem Einfluss von Alkohol „zum Monster“ werde. Deshalb hatten er und seine Lebensgefährtin eine Vereinbarung getroffen, dass er sie holen solle, wenn er mit dem Säugling nicht zurechtkommt.

Doch in jener schicksalhaften Nacht, als der 27-Jährige den damals fünf Monate alten Jacob (Name geändert) nicht beruhigen konnte, galt für ihn diese Vereinbarung offenbar nicht mehr. Stattdessen schlug und schüttelte der Vater das schutzlose Baby und legte es dann ins Bett. „Dann machte er sich ein Bier auf und überließ seinen Sohn dem Schicksal“, sagte am Dienstag im Prozess um den schwer misshandelten Säugling die Staatsanwältin.

Baby bekommt nahezu ständig Schmerzmittel

Die Anklägerin forderte für den Vater, dem unter anderem Misshandlung von Schutzbefohlenen und schwere Körperverletzung vorgeworfen wird, acht Jahre Freiheitsstrafe. Ferner müsse Sascha K. wegen seiner Alkoholsucht in eine Entziehungsanstalt eingewiesen werden. Der Mann hatte gestanden, seinen Sohn in der Nacht zum 29. April mit dem Handballen geschlagen und ihn zudem „leicht geschüttelt“ zu haben.

Nach Überzeugung einer Rechtsmedizinerin muss dieses Schütteln indes mehrere Sekunden gedauert haben, ein heftiger Gewaltakt, bei dem der kleine Jacob wiederholt von vorn nach hinten und wieder zurück gerüttelt wurde und der ungeschützte Kopf „peitschenartig“ vor und zurückflog. Jacob verlor durch diesen massiven Übergriff sein Augenlicht und sein Gehör, er kann sich kaum bewegen und muss nahezu ständig Schmerzmittel bekommen. Er wird immer ein Pflegefall bleiben. Als Folgen der Misshandlung sei „kaum Schlimmeres denkbar“, sagte die Staatsanwältin. „Ihm wurde nahezu alles genommen, was ein Leben lebenswert macht.“

"Er weint die ganze Zeit"

Anwältin Christiane Yüksel, die den Säugling im Prozess vertritt, forderte in ihrem Plädoyer zehn Jahre Haft für Sascha K., zum solle er zur Zahlung von 250.000 Euro Schmerzensgeld sowie einer monatlichen Rente für Jacob verurteilt werden. Sie habe das Baby gesehen, es sei „nur noch eine menschliche Hülle“, so Yüksel. „Er weint überwiegend die ganze Zeit, er hat Schmerzen und wird sediert. Es ist ein erschütternder Anblick. Die nächsten Jahre, die er noch erlebt, wird er in seinem Bett dahinvegetieren.“ Der Prozess wird fortgesetzt.