Hamburg. Etwa 1000 Menschen bekennen auf dem Domplatz „Nous sommes Paris“. Redner fordern, Europas Werte zu verteidigen.
Einige tragen französische Flaggen, andere legen Blumen nieder, das Pressehaus am Speersort ist von Lichtkünstler Michael Batz in die Trikolore getaucht: Fünf Tage nach den Terroranschlägen in Paris haben etwa 1000 Hamburger ein Zeichen der Solidarität auf dem Domplatz gesetzt. Ein großes Bündnis aus Politik, Verbänden, Kirchen und Gewerkschaften hatte zu einer Kundgebung „Nous sommes Paris“ (Wir sind Paris) aufgerufen, um der mindestens 129 Toten zu gedenken. Hamburg gab dem Gebot der Stunde ein Gesicht, die Botschaft lautete: „Sich vereint dem Terror entgegenstellen – Freiheit und Demokratie verteidigen.“
Bei eigenwillig stiller, gleichzeitig kämpferischer Stimmung mahnte Bischöfin Kirsten Fehrs als erste Rednerin, nicht in Kriegsrhetorik zu verfallen. Bei den Attentätern und den Hintermännern des sogenannten Isla-mischen Staates (IS) handele es sich schlicht um Mörder, um Anhänger einer „Wahnidee“. „Nichts haben diese Gewaltexzesse mit Religion zu tun“, sagte Fehrs. Sie appellierte an Hamburg und die Welt, „sich nicht vom Bösen überwinden zu lassen“.
Nach den Anschlägen in Paris trägt die Welt Trikolore
Daran anknüpfend, sagte Mustafa Yoldaş, Vertreter von 46 Moscheegemeinden in Hamburg, dass die Welt derzeit nichts mehr brauche als Frieden. Er geißelte die Anschläge als „teuflischen Terror der Mörderbande des IS, einer antiislamischen Vereinigung“ – die meisten IS-Opfer seien schließlich Muslime. Er rief dazu auf, die außenpolitischen Ansätze zu überdenken, denn Islamisten hätten auch das Machtvakuum nach dem Irak-Krieg ausgenutzt. Muslimen riet er, sich vom „Irrweg“ des islamistischen Terrors abzuwenden.
Flankiert von fünf Fraktionsvorsitzenden der Hamburgischen Bürgerschaft gedachte deren Präsidentin Carola Veit (SPD) auch der Opfer anderer Terroranschläge – etwa im Libanon, in Syrien, Afghanistan und im Irak. Was den Massenmord in Frankreich betreffe, „sind wir genauso angegriffen worden wie die Menschen in Paris“. Es gelte nun, zentrale Werte wie Freiheit, Toleranz, Menschlichkeit und Weltoffenheit zu verteidigen. Denn der Terrorismus des IS richte sich nach den Worten von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gegen alle Kultur und Zivilisation. Doch mit einem „Bekenntnis zum Alltag“ könne der Angst standgehalten werden. Als Reaktion auf den Terror dürfe nicht auf einzelne Gruppen gezeigt werden, denn es gehe um das bessere Argument, damit der Humanismus verteidigt und dem Populismus Einhalt geboten werden kann.
Hamburgs französischer Generalkonsul Serge Lavroff betonte, dass sich der Feind in Paris „gegen unsere Jugend, gegen unsere Zukunft“ gerichtet habe, was sein Land nicht ungesühnt lasse. Hamburg dankte er für das Mitgefühl und die „Woge der Sympathie“.