Hamburg . Mit insgesamt 138 Millionen Euro aus Bundesmitteln wird das Hamburg Museum aufpoliert und ein großes Hafenmuseum gebaut.

Für Hamburgs historische Museen eröffnen sich völlig neue Perspektiven: Am Donnerstag bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestages einen dreistelligen Millionenbetrag, mit dem nicht nur das Hamburg Museum am Holstenwall bis 2019 komplett modernisiert werden kann, sondern zugleich auch das zwar dringend erwünschte, bisher jedoch nicht finanzierbare Deutsche Hafenmuseum Wirklichkeit werden wird. Die Bundesmittel machen es außerdem möglich, die Viermastbark „Peking“, die zurzeit noch in desolatem Zustand in New York liegt, nach Hamburg zu holen und als Wahrzeichen des künftigen Hafenmuseums zu restaurieren.

Wie die Stiftung Historische Museen Hamburg bestätigte, hat der Bundestags-Haushaltsausschuss für die genannten Hamburger Museumsprojekte einen Betrag von insgesamt 138 Millionen Euro bewilligt, der sich wie folgt aufschlüsselt: Für die Modernisierung des Hamburg Museums stellt der Bund demnach 18 Millionen Euro zur Verfügung, die von der Hamburger Kulturbehörde in etwa gleicher Höhe aufgestockt werden. Nur für dieses eine Projekt ist eine Ko-Finanzierung durch die Stadt erforderlich, denn die Investition für das Hafenmuseum kommt komplett vom Bund.

Dabei handelt es sich um 94 Millionen Euro, die sich auf die Jahre 2016 bis 2021 verteilen und alle Kosten von der Vorstudie (2016) über alle Planungen und Genehmigung bis hin zur Baudurchführung (Beginn 2019) und Fertigstellung (2021) umfassen. Zusätzlich stellt der Bund weitere 26 Million Euro für die Rückholung der „Peking“, deren Sanierung und Restaurierung sowie für die Einrichtung eines dauerhaften Liegeplatzes am Bremer Kai zur Verfügung.

Nie zuvor hat Hamburg Bundesmittel für Kultur in dieser Höhe erhalten

Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler betrachtet die Unterstützung durch den Bund als „große Anerkennung für das, was die Kultureinrichtungen in der Stadt auch im nationalen und internationalen Kontext leisten.“ Zum Anspruch des neuen Museums sagte sie dem Abendblatt: „Ein Haus, das der großen Bedeutung des Hamburger Hafens gerecht wird, muss breit getragen werden und einen weiten Blick auf die Wirtschafts- und Kulturgeschichte des Hafens werfen. Hierzu bedarf es einer klugen Konzeption und Planung, die wir jetzt mit allen beteiligten Institutionen und Initiativen vorantreiben werden.“

Börries von Notz, der Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg, sprach von „einer fantastischen Entscheidung, für die wir dem Bund sehr dankbar sind. Die Investitionen, die jetzt möglich werden, sind nicht nur für die Historischen Museen, sondern für Hamburg insgesamt eine Riesenchance, denn damit wird die Attraktivität der Stadt sowohl für Einheimische wie für Besucher aus aller Welt noch einmal deutlich erhöht.“

Möglich wurde die Entscheidung des Haushaltsausschusses durch das beharrliche Engagement der Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU), die sich im Berliner Haushaltsausschuss schon in der Vergangenheit mit Erfolg für die Finanzierung von Hamburger Kulturprojekten starkgemacht haben.

So gab es im letzten Jahr 1,5 Millionen Euro für das Hamburger Denkmalschutzprogramm, womit die Restaurierung von sechs Denkmälern ermöglicht wurde. Und im Jahr zuvor 4,2 Millionen Euro für die denkmalgerechte Sanierung des Torhauses auf dem Gelände des Museums der Arbeit sowie drei Millionen Euro für die Restaurierung der MS „Bleichen“ der Stiftung Hamburg Maritim. Aber nie zuvor war für ein Hamburger Projekt ein Betrag in dreistelliger Millionenhöhe bewilligt worden.

Modernisierungsmaßnahmen im Hamburg Museum

Zwingende Voraussetzung für eine finanzielle Förderung durch den Bund ist die nationale Bedeutung des jeweiligen Kulturprojekts. Dieser Nachweis war für das Hamburg Museum relativ leicht zu führen, da es sich nicht nur um Deutschlands größtes stadtgeschichtliches Museum handelt, sondern auch um eine der größten Institutionen seiner Art in Europa.

Bei der nun anstehenden Modernisierung geht es nicht nur um bauliche Veränderungen, die die museale Infrastruktur betreffen, sondern auch um die komplette Neugestaltung der Dauerausstellung sowie um die Gewinnung neuer Räume, in denen künftig Sonderausstellungen präsentiert werden können. Das Hamburg Museum wird darüber hinaus behindertengerecht zugänglich gemacht und es entstehen interaktive Kommunikationsflächen, mit denen die Ausstellungen vertiefend ergänzt werden.

Außerdem soll das Haus am Holstenwall zur Parkanlage Planten un Blomen hin geöffnet werden, was zudem einen Anschluss an die typischen Touristenwege von den Landungsbrücken und St. Pauli bis zum traditionellen Parkensemble ermöglicht. Eine neue Gastronomie auf der Parkseite wird ein weiterer Schritt hin zu einer modernen, besucherorientierten und innovativen kulturellen Einrichtung sein.

Nationale Bedeutung des Deutschen Hafenmuseums

Dass ein Deutsches Hafenmuseum, in dem die jahrhundertelange Wirtschafts- und Kulturgeschichte der größten deutschen Hafenstadt einschließlich ihrer nationalen und weltweiten Bezüge dargestellt wird, ein Projekt von großer nationaler Bedeutung ist, dürfte die Bundestagsabgeordneten schnell überzeugt haben. Ähnlich wie die Zeche Zollverein für die Bergbaugeschichte und die Völklinger Hütte für die deutsche Industriegeschichte steht, soll dass Hafenmuseum in Zukunft umfassend über die Entwicklung des Seehandels und seine enormen Auswirkungen informieren.

Das Projekt, für das der Architekt Andreas Heller schon 2011 einen Masterplan entwickelt hatte, wird mit 120 Millionen Euro, einschließlich der Überführung und Restaurierung der „Peking“, komplett vom Bund finanziert. Die nach der Eröffnung anfallenden Betriebskosten müssen allerdings aus dem Hamburger Kulturhaushalt gezahlt werden. Dabei geht Börries von Notz von einem höheren einstelligen Millionenbetrag pro Jahr aus. Klar ist aber auch, dass das Hafenmuseum keine eigenständige Institution sein wird, sondern Teil der Stiftung Historische Museen Hamburg, die schon seit 1999 am Bremer Kai des Hansahafens über ein kleineres, mit viel ehrenamtlichen Engagement betriebenes Hafenmuseum verfügt.

Wie diese Institution, in der sich die jüngere Geschichte des Hafens am authentischen Ort schon jetzt nacherleben lässt, mit dem neuen, sehr viel aufwendigeren und umfassenderen Museum verbunden werden kann, ist Gegenstand der Planungen, die ab sofort beginnen können.

Bisher hatte es Überlegungen gegeben, das Schaudepot im Schuppen 50A während der (möglichen) Olympischen Spiele 2024 als Medienzentrum zu nutzen. Doch nun werden die Karten neu gemischt. Sicher ist, dass der von Heller vor vier Jahren vorgestellte Masterplan dafür Anknüpfungspunkte bieten könnte, obwohl er in Teilen bereits überholt ist. Gänzlich vom Tisch ist etwa die Idee, eine Seilbahn zwischen den Schuppen 50a und den Schuppen 51 und 52 fahren zu lassen. Als Eyecatcher für das neue Museum soll stattdessen die „Peking“ dienen, die von der Stadt aus mit ihren vier hoch aufragenden Masten gut sichtbar sein wird.

Für die „Peking“ war es eine Rettung in letzter Sekunde

Für die „Peking“ bedeutet der Beschluss des Haushaltsausschusses sozusagen die Rettung in letzter Sekunde. Die legendäre Viermastbark, die zu den letzten erhaltenen Exemplaren der ex­trem schnellen Flying-P-Linern der Hamburger Reederei F. Laeisz gehört, liegt in New York im South Street Seaport Museum am Pier 17 in Manhattan.

Die Hamburger Viermastbark „Peking“ an ihrem Liegeplatz in Manhattan
Die Hamburger Viermastbark „Peking“ an ihrem Liegeplatz in Manhattan © picture alliance / Jürgen Raible

Doch da sich das New Yorker Schifffahrtsmuseum die Instandsetzung des Seglers nicht leisten kann, will sie ihn loswerden. Immer wieder gab es Bemühungen, die „Peking“ nach Hamburg zurückzuführen, um sie hier als Museumsschiff zu nutzen. Besonders Reinhard Wolf, der frühere Syndikus der Handleskammer und Chef der „Freunde der Viermastbark Peking“ hat sich mit großem Engagement dafür eingesetzt.

Doch da die Bark aufgrund ihres schlechten Zustandes nicht selbstständig fahren kann und daher kostenaufwendig in einem Dockschiff transportiert werden müsste, scheiterten alle Bemühungen. So drohte der „Peking“ das Einschmelzen im Hochofen. Als letzte Frist für eine Übernahme hatte das South Street Seaport Museum den 30. Juni dieses Jahres gesetzt. Die großzügige Unterstützung der Rederei Laeisz mit ihrem Chef Nikolaus Schües sorgte gerade noch rechtzeitig für einen Aufschub.

Jetzt macht sich das jahrelange private Engagement bezahlt. Der frühere Kulturstaatsrat Gert Hinnerk Behlmer, der seit Jahren ehrenamtlich in der Stiftung Historische Museen und in der Stiftung Hamburg Maritim aktiv ist, vergleicht die Rettung der „Peking“ mit der der „Cap San Diego“ vor 29 Jahren. Dem Abendblatt sagte er: „Hamburgs maritimes Erbe ist identitätsstiftend für die Stadt und hoch attraktiv für ihre Besucher.“ Dies gelte nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Olympiabewerbung.