Hamburg. Das Schiff soll am 30. Juni abgewrackt werden. Um ihn für ein Hamburger Hafenmuseum zu retten, fehlt noch eine Million Euro.

Es ist ein spektakulärer Plan, der schon mehrere Höhen und Tiefen erlebt hat, ein Auf und Ab wie bei einer Sturmfahrt: Seit Jahren arbeiten Handelskammer-Syndikus a. D. Reinhard Wolf und seine Mitstreiter daran, den legendären Viermaster „Peking“ zurück nach Hamburg zu holen. Das frühere Schiff der Hamburger ­Laeisz-Reederei lag in den vergangenen Jahren am Pier eines Schifffahrtsmuseums in New York. Doch die Rückführung auf einem Dockschiff und die anschließende Instandsetzung kosten viel Geld, wofür Wolf Mäzene sucht.

Es gab Zusagen und dann auch wieder Absagen. Zuletzt sah es so aus, als ob der Traum vom „Hamburger Veermaster“ platzen würde. Doch nun keimt wieder Hoffnung, wie Wolf sagt. Spenden wurden zugesagt und auch öffentliche Mittel in Aussicht gestellt. Doch die Zeit wird knapp: In gut zwei Wochen, am 30. Juni, läuft die letzte Frist der New Yorker ab. Anschließend wird das Schiff an einen Abwrackbetrieb übergeben. „Dann kommt sie in den Hochofen“, sagt Wolf.

Das wäre das traurige Ende eines ungewöhnlich langen Schiffslebens: Seit fast 40 Jahren liegt die Viermastbark „Peking“ an der Museumspier in New York. Und seit vier Jahrzehnten gibt es immer wieder Bestrebungen von Hamburgern, diesen so eng mit der Hansestadt verbundenen Windjammer als Museumsschiff an die Elbe zu holen. Doch lange wollte das South Street Seaport Museum es behalten. Erst als das Haus vor zwei Jahren in Finanznot geriet, wurde der Plan plötzlich wieder aktuell. Das Schiff soll nun an Hamburg verschenkt werden, berichteten New Yorker Zeitungen. Dorthin, wo die „Peking“ 1911 bei Blohm + Voss vom Stapel gelaufen war.

Während der Zeit in New York nie aus dem Wasser gekommen

Zunächst erschien das Vorhaben noch relativ einfach. Man wollte die „Peking“ einfach nach Hamburg schleppen. Doch dann sah sich eine Hamburger Delegation 2013 den Stahlrumpf genauer an. Für etliche Zehntausend Euro kam das Schiff sogar ins Dock und offenbarte einen üblen Zustand im Bereich der Wasserlinie: „Papierdünn“ sei der Stahl an manchen Stellen, weil er während der New Yorker Zeit nie aus dem Wasser gekommen sei, hieß es.

Nun gibt es einen dreistufigen Plan, der teils von Mäzenen, teils aber auch mit öffentlichen Mitteln finanziert werden könnte. Stufe eins sieht die Atlantiküberquerung an Deck eines Schwergutschiffs vor, was eine Million Euro kosten würden. Stufe 2 wäre eine Grundreparatur des Rumpfes für etwa 1,5 Millionen Euro in einer russischen Werft in Kaliningrad, wozu es bereits ein günstiges Angebot und auch eine „erhebliche“ Spende gebe. Stufe drei ist dann der letzte Ausbau für einen Platz am Bremer Kai – quasi gegenüber von der HafenCity und dem möglichen Olympia-Gelände.

Dort gibt es an den 50er Schuppen ein Hafenmuseum, das bisher klein ist, aber erweitert werden könnte. Pläne dafür liegen seit einigen Jahren schon in den Schubladen der Behörde – auch die Idee eines nationalen Hafenmuseums wird diskutiert. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs ist beispielsweise ein Freund dieser Idee. „Und es wäre schön, wenn eine frisch sanierte ,Peking‘ dort zum Wahrzeichen würde, das man auch von der Stadt aus gut sehen kann“, sagt der SPD-Politiker.

Hierzu müsste die „Peking“, so der Plan, nach der Grundreparatur zu einer deutschen Werft geschleppt werden, um sie weiter zu restaurieren. Ein solches Projekt würde zwar bis zu zehn Millionen Euro kosten. Aber man könnte die Arbeiten zeitlich strecken. Wegen des „hohen kulturellen Wertes“ könnte sich zudem der Bund beteiligen, so die Hoffnung. Wolf: „Wir müssen jetzt aber erst einmal die Substanz sichern und haben dann Zeit, um für eine solche Förderung zu werben“. Doch Eile ist geboten. Für die Rückführung fehlen Wolf und dem Verein „Freunde der Viermastbark Peking“ noch eine Million Euro, die bis Ende des Monats zusammenkommen müssten. Die Hoffnung ruhe nun auf einem Mäzen, der hilft, dieses besondere Stück Hamburger Schifffahrtsgeschichte zu retten, sagt Wolf.

Tatsächlich repräsentiert die „Peking“ als letztes original erhaltenes Schiff seiner Art eine besondere Epoche der Stadt. Noch in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg war Hamburg ein bedeutender Segelschiffhafen, während andere Häfen schon längst von Dampfschiffen dominiert wurden. Die „Peking“ transportierte seinerzeit Massengüter zwischen Europa und Chile und musste dabei auch um Kap Hoorn segeln.

Der Windjammer gehört zu den Flying-P-Linern wie die „Passat“

Sie gehörte damit zu den legendären Flying-P-Linern der Hamburger Reederei. Diese Schiffe galten trotz der extremen Seebedingungen vor der Südspitze Amerikas als besonders sicher und schnell. Und sie waren auch konkurrenzfähig, weil Besatzung noch wenig kostete und sie keine verderblichen Güter in den Laderäumen hatten. Erst 1926 lief mit der „Padua“ der letzte dieser legendären Hamburger Windjammer vom Stapel, deren Namen alle mit einem „P“ begannen.

Die „Padua“ ist heute umgebaut und als russisches Segelschulschiff „Krusenstern“ oft Gast im Hamburger Hafen. Erhalten sind auch noch die P-Liner „Passat“ in Travemünde sowie die frühere „Pommern“ in Finnland. Und eben die „Peking“, die aber als einzige noch weitgehend im Originalzustand ist.

Der Viermaster war 1932 zunächst nach England verkauft worden, um ihn als Schulschiff zu nutzen. Später wurde das Schiff Marine-Unterkunft. 1974 wurde die „Peking“ versteigert und schließlich von London nach New York geschleppt, wo das Rigg mit seinen gelben Masten originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Und wo seitdem am Heck auch wieder der alte Heimathafen zu lesen ist.