Hamburg. Das Unternehmen setzt Rotstift bei Personal und Filialen an. Sinkt nun auch das 4,5-Millionen-Jahresgehalt von Chef Holzer?

Viele Jahre lang schien es nur aufwärts zu gehen für die Hamburger Modekette Tom Tailor. Mit Zukäufen wie Bonita und einer Expansion gegen den rückläufigen Trend im Textilmarkt machte das Unternehmen von sich reden. Doch nun muss die Kette angesichts roter Zahlen auf die Kostenbremse treten. Tom Tailor müsse langfristig wetterfest gemacht werden, kündigte Vorstandschef Dieter Holzer an.

Gelingen soll die Wende mit einem mehrjährigen Umbauprogramm. Zwischen vier und fünf Millionen Euro sollen allein beim Personal eingespart werden. Was das für die 490 Beschäftigten in Hamburg und rund 6800 Mitarbeiter weltweit bedeutet, steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass auch in der Hamburger Zentrale gespart werden muss, Personalabbau ist möglich.

Zwei Randmarken sollen zum Sommer 2016 eingestellt werden: „TomTailor Polo Team“ und „Tom Tailor Contemporary Men“ wird es nicht mehr geben. In den kommenden Wochen will Tom Tailor die Gespräche mit den Betriebsräten über möglichst „sozialverträgliche Lösungen“ aufnehmen.

Darüber hinaus will der Konzern international die Vertriebsorganisation straffen, die Miet- und Logistikkosten überprüfen sowie unrentable Läden schließen. Zudem drosselt Holzer das Expansionstempo, nachdem er im Geschäftsbericht 2014 noch eine Erhöhung desselben angekündigt hatte: Nach geplanten 115 Neueröffnungen in diesem Jahr sollen 2016 nur noch maximal 30 Filialen entstehen.

Von 2018 an sollen diese Maßnahmen die Kosten pro Jahr um mindestens zehn Millionen Euro verringern. Tom Tailor kämpft wie viele Modefilialisten mit der Konkurrenz im Textilmarkt. Bekleidungskonzerne wie die Zara-Mutter Inditex oder H&M geben mit schnelleren Kollektionswechseln das Tempo vor, hinzu kommt der Online-Handel. „Durch die Globalisierung und Digitalisierung hat sich der Textilmarkt stark gewandelt, und Bedürfnisse der Kunden verändern sich deutlich“, sagte Holzer. „Mit dem angestrebten Programm schaffen wir schlankere Strukturen, schnellere Prozesse und erhöhen unsere Schlagkraft.“

Denkbar ist allerdings auch, dass sich die Hamburger mit der Übernahme des Konkurrenten Bonita schlicht übernommen haben. Die Kette, die sich auf Mode für Frauen ab 40 spezialisiert hat, musste über Jahre für viel Geld saniert werden, wobei Tom Tailor zuletzt den Eindruck erweckte, den Turnaround geschafft zu haben.

Unter dem Strich wies Tom Tailor für die Monate Juli bis September einen Verlust von zwei Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von gut sieben Millionen Euro im Jahr zuvor. In den ersten neun Monaten 2015 summiert sich das Minus auf rund zehn Millionen Euro (plus 1,8 Millionen Euro). In diesem Zeitraum, verglichen mit der Vorjahresperiode, stieg der Umsatz um 1,5 Prozent auf 690 Millionen Euro.

Im Zuge des Sparprogramms könnte auch ein für Chef Holzer unangenehmes Thema auf den Tisch kommen. Er zählt nämlich zu den bestverdienenden Managern in Hamburg. Dank diverser Boni und Sonderzahlungen kam er zuletzt auf ein Jahressalär von gut 4,5 Millionen Euro. Das ist mehr, als mancher DAX-Konzern-Chef verdient. In der Hansestadt strich nur der Vorstandschef der Optikerkette Fielmann, Günter Fielmann, mit 4,9 Millionen Euro noch mehr ein. Ein Jahresgehalt Holzers würde sogar reichen, um die gesamten Personaleinsparungen von Tom Tailor zu ermöglichen. An der Börse kamen die gestrigen Zahlen übrigens nicht gut an. Der Tom-Tailor-Kurs sackte um knapp elf Prozent ab.