Das Hamburger Unternehmen bringt schwächelnde Tochter Bonita auf Kurs. Standortsuche für neue Konzernzentrale geht weiter. Nach ersten Berechnungen stieg der Umsatz 2014 auf 932 Millionen Euro.

Hamburg. Die Übernahme des einstigen Konkurrenten Bonita hat Dieter Holzer schon einiges Kopfzerbrechen bereitet. Seit zweieinhalb Jahren müht sich der Chef des Hamburger Modekonzerns Tom Tailor nun schon, die Kette mit ihrer Kleidung für über 40-Jährige wieder auf Kurs zu bringen. Hohe Investitionen und rote Zahlen hat er dafür in Kauf genommen.

Nun endlich scheinen sich die Bemühungen Holzers auszuzahlen: Erstmals seit dem Kauf von Bonita im Jahr 2012 hat Tom Tailor nämlich unter dem Strich wieder schwarze Zahlen geschrieben. Als Grund dafür nannte der Vorstandschef am Dienstag die gestiegene Ertragskraft der Tochter. Obwohl bei Bonita die Erlöse um sieben Prozent auf 326 Millionen Euro geschrumpft seien, habe die Kette einen Gewinn zum Konzernergebnis 2014 beigesteuert.

„Bei Bonita sind die Weichen gestellt, um 2015 wieder profitabel zu wachsen“, sagte Holzer. Die Höhe des erzielten Nettogewinns nannte er zunächst allerdings nicht und verwies auf Mitte Februar.

Nach ersten Berechnungen stieg der Umsatz von Tom Tailor 2014 um drei Prozent auf 932 Millionen Euro. Operativ, also vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, verdiente der Hamburger Modekonzern 77,2 Millionen Euro und damit zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Wir haben uns in einem sehr anspruchsvollen Marktumfeld erfolgreich entwickelt“, erklärte Holzer weiter. Vor allem die Kernmarke Tom Tailor sowie das Großhandelsgeschäft hätten deutlich zulegen können. Der gesamte deutsche Textilmarkt musste angesichts diverser Wetterkapriolen hingegen ein Minus von drei Prozent im vergangenen Jahr verkraften.

Die Zahl der in Eigenregie geführten Läden (Tom Tailor und Bonita) stieg unter dem Strich um 31 auf 1395. Zwar wurden insgesamt rund 70 Filialen neu eröffnet, zugleich aber auch etwa 40 an wenig rentablen Standorten geschlossen. Die Zahl der von Franchisenehmern geführten Geschäfte kletterte auf 206 (Vorjahr: 197) und die Verkaufsflächen in Warenhäusern und Modegeschäften um 417 auf 2686.

An der Börse kamen die Geschäftszahlen ausgesprochen gut an. Die im Kleinwerteindex SDAX notierte Aktie von Tom Tailor legte bis zum frühen Nachmittag um mehr als elf Prozent auf 11,85 Euro zu. Eine Entwicklung, die auch dem größten Aktionär der Hamburger, der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun, gefallen dürfte, die sich im vergangenen Jahr mit fast einem Viertel der Anteilsscheine bei Tom Tailor eingekauft hatte.

Der expansionsfreudige Modekonzern hatte 2013 wegen der Kosten für die Integration von Bonita und deren schwacher Ergebnisentwicklung einen Nettoverlust von 16,2 Millionen Euro verbucht. Inzwischen hat Holzer Bonita kräftig umgekrempelt. Die rund 1000 Filialen wurden Stück für Stück modernisiert, wenig profitable Rabattaktionen, die nur der Räumung der Läger dienten, gestrichen. Das hat die Kette zwar zunächst Umsatz gekostet, ließ zugleich aber auch die Rohertragsmarge kräftig steigen.

Zur Rückkehr in die Gewinnzone trugen auch diverse Verbesserungen auf der Beschaffungsseite bei. So erfolgt mittlerweile der Großteil des Einkaufs direkt über eine eigene Gesellschaft in Asien. Deutlich verkürzt wurde auch die Entwicklungszeit für neue Kollektionen bei Bonita. Dauerte es früher elf Monate bis neu entworfene Kleider und Hosen in den Läden hingen, so sind dafür mittlerweile nur noch sechs bis sieben Monate notwendig. Dadurch gelingt es Bonita nun auch besser, auf aktuelle Trends in der Modewelt zu reagieren und Fehlplanungen wie in der Vergangenheit zu vermeiden.

Um für zukünftiges Wachstum gewappnet zu sein, ist Tom Tailor derzeit auf der Suche nach einem größeren Standort in Hamburg oder in der Umgebung. Denkbar ist auch, dass die bisherige Konzernzentrale am Garstedter Weg in Niendorf erweitert wird. „Wir prüfen verschiedene Optionen, eine Entscheidung soll bis Mitte dieses Jahres fallen“, sagte Unternehmenssprecherin Erika Kirsten dem Abendblatt. Wie berichtet sind als mögliche Standorte mehrere Flächen in der Innenstadt im Gespräch, darunter auch ein städtisches Grundstück am Schultzweg unweit des Hauptbahnhofs. In Hamburg beschäftigt der Konzern derzeit 470 Mitarbeiter, weltweit sind es etwa 6500.