Hamburg. “Ist euch klar, dass eure Kinder keine Angst haben, sondern ihr?“ Jugendliche aus Klein Borstel planen Protestmarsch gegen Baustopp.

Nach dem Baustopp für die geplante Flüchtlingsunterkunft in Klein Borstel wollen Jugendliche im Stadtteil gegen die Entscheidung demonstrieren. Sie fordern eine Aufhebung des Baustopps und eine Änderung des Bebauungsplans.

Anwohner hatten mit Erfolg gegen die Errichtung einer Unterkunft für 700 Flüchtlinge auf dem Gelände des ehemaligen Anzuchtgartens geklagt. Vergangene Woche verhängte das Verwaltungsgericht Hamburg einen Baustopp. Dagegen hatte die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) Beschwerde eingelegt.

Der Senat plant, für 18 Millionen Euro eine aus 13 Modulbauten bestehende Unterkunft mit einer Nutzungsdauer von zehn Jahren zu bauen. Die ersten 250 Flüchtlinge sollten bereits im Dezember einziehen. Um schnell bauen zu können, hatte sich die Sozialbehörde auf das Polizeirecht zur Abwehr von Gefahr gestützt. Das wurde vom Gericht beanstandet.

Mit der Demo am kommenden Sonnabend wollen sich die Jugendlichen ausdrücklich gegen die Befürchtungen der klagenden Anwohner stellen. "Eure Kinder können sich nicht mehr frei bewegen, sagt ihr (...). Ist euch klar, dass eure Kinder keine Angst haben, sondern ihr? Sie werden Projektionsfläche für eure Panik. Kinder sind weltoffen. Kinder freunden sich an. Kinder brauchen keine Sprache. Kinder nehmen sich in den Arm. Kinder haben keine Angst vor Mehrsprachigkeit. Eure Kinder wären froh, wenn es keine Zäune gäbe", heißt es in dem Aufruf zu Demo, die am kommenden Sonnabend um 12 Uhr am S-Bahnhof Kornweg starten soll. Rund 160 Teilnehmer werden erwartet.

Unterdessen meldete sich auch die Initiative Lebenswertes Klein Borstel zu Wort, die gegen die Unterkunft geklagt hatte. Der Verein bedauere die Entscheidung der Behörde, das Gesprächsangebot der Kläger weiterhin nicht anzunehmen. „Wir bezweifeln, dass die BASFI mit der Entscheidung für die Beschwerde und die Änderung des Bebauungsplans den schnellsten Weg gewählt hat, um den Flüchtlingen zu helfen. Hätte sie das Gesprächsangebot angenommen, hätte sie festgestellt, dass hier in Klein Borstel keine Totalverweigerer wohnen, sondern Menschen, denen die Sorgen und Nöte der Flüchtlinge nicht gleichgültig sind", heißt es in einer Mitteilung. "Wir wollen an einer gebietsverträglichen Lösung im Interesse der Flüchtlinge und Anwohner mitarbeiten.“ sagte Vereinsmitglied Christoph Hütteroth.