Hamburg. Hamburgs Bürgermeister hat den Finanzplan für Olympische Spiele 2024 vorgestellt. Der Steuerzahler soll 7,4 Milliarden Euro zahlen.

Die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Hamburg sollen insgesamt 11,2 Milliarden Euro kosten. Das gab Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Donnerstagmorgen bekannt. Gemeinsam mit dem Chef der Senatskanzlei, Christoph Krupp, präsentierte Scholz den Finanzreport für das Sportgroßereignis, um das sich die Hansestadt beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beworben hat - wie auch Los Angeles, Paris, Rom und Budapest. Oberstes Ziel sei es, so Scholz genau 52 Tage vor dem Referendum, keine neuen Schulden zu machen.

Scholz (3.v.r.) bei der Landespressekonferenz
Scholz (3.v.r.) bei der Landespressekonferenz © Witters

Die Kosten sind auf das Jahr 2024 hochgerechnet und berücksichtigen eine Preissteigerung von zwei Prozent pro Jahr, ihnen stehen direkte Einnahmen von 3,8 Milliarden Euro gegenüber. 7,4 Milliarden Euro der Kosten trägt die öffentliche Hand, das heißt die Stadt Hamburg und der Bund. Das sei deutlich weniger als die Olympischen Spiele 2012 in London, heißt es in dem Finanzplan, diese hätten 14 Milliarden Euro gekostet.

Scholz: Beste Olympia-Berechnung aller Zeiten

"Das ist die am besten durchgerechnete Olympiabewerbung aller Zeiten", sagte Scholz. Die Stadt trage maximal 200 Millionen Euro pro Jahr, insgesamt 1,2 Milliarden Euro verteilt auf sechs Jahre. Scholz zufolge sei keine Neuverschuldung nötig, zudem müsse keine Einrichtung geschlossen werden. Wie hoch der Anteil des Bundes ist, steht noch nicht fest. Sollte der Bund aber nicht mindestens sechs Milliarden Euro beisteuern, würde sich Hamburg zurückziehen. „Ich würde keine Bewerbung abgeben, wenn es die Finanzkraft der Stadt überfordert“, erklärte Scholz. Die Abstimmung mit dem Bund soll spätestens bis Februar 2016 abgeschlossen sein.

Allein für den Bau der Olympischen Stätten plant der Senat knapp zwei Milliarden Euro ein, die OlympiaCity auf dem Kleinen Grasbrook soll zudem knapp 1,7 Milliarden Euro kosten. Das geplante Olympiastadion ist mit 295,3 Millionen Euro veranschlagt, mit einer Kostenvarianz, allen Baunebenkosten, Steuern und einer möglichen Preissteigerung soll es maximal 595,7 Millionen Euro Kosten.

Das soll Olympia in Hamburg kosten

 

Olympia-Gesamtkosten bis 2024: 11,22 Milliarden Euro

 

Kosten für den Steuerzahler: 7,4 Milliarden Euro

 

Einnahmen durch Olympia: 3,81 Milliarden Euro

 

Olympische Sportstätten: 1,97 Milliarden Euro

 

OlympiaCity bis 2036: 1,66 Milliarden Euro

 

Olympiastadion: 295,3 Millionen Euro, max. 595,7 Millionen Euro

 

Mobilität: 2,11 Milliarden Euro

 

öffentliche Sicherheit: 461 Millionen Euro

 

Ausgaben in Kiel (Segelwettbewerbe etc.): 146 Millionen Euro

 

Durchführung der Spiele: 2,61 Milliarden Euro

 

Privatinvestitionen bis 2036 insgesamt: 3,64 Milliarden Euro

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Im Gegensatz zur Elbphilharmonie habe der Senat bei allen Posten der Kalkulation die Inflation sowie Risikofaktoren berücksichtigt. Damit stehe manches Projekt „doppelt so teuer in den Rechnungen“, als es zu heutigen Preisen tatsächlich sei. Die Kosten beinhalten also stets das "Worst Case"-Szenario. Man werde die errechnete Summe "eher unterschreiten als übertreffen", sagte Scholz. Hamburg will sich von früheren Bewerbern, die allesamt gewaltige Fehlprognosen zu den Kosten abgegeben hatten, deutlich unterscheiden.

Steuerzahlerbund: "Werden Verletzung der Schuldenbremse nicht tolerieren"

Für den Steuerzahlerbund liegen die Zahlen des Senats im Rahmen der Erwartungen. „Das Finanzierungskonzept scheint auf den ersten Blick zu überzeugen", sagte der Vereinsvorsitzende für die Region Hamburg, Lorenz Palte. Detailfragen seien allerdings noch zu klären, vor allem zum Anteil des Bundes an der Finanzierung sowie auch zu den Kosten für die Verlagerung der Hafenbetriebe auf dem Kleinen Grasbrook.

„Wir werden größte Sorgfalt bei der Planung und Ausführung dieses Sport-Großereignisses einfordern und merken schon jetzt an, dass eine Verletzung der Schuldenbremse von uns nicht toleriert werden wird", sagte Palte weiter.

Die Fraktion der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierte den Finanzplan des Senats. Vor allem der noch offene Anteil des Bundes an der Finanzierung sei "eine kräftige Enttäuschung". "Wahre Zahlen gibt es erst nach dem Referendum", sagte Norbert Hackbusch, haushaltspolitischer Sprecher. Ebenso wie der Steuerzahlerbund fordern auch die Linken klare Zahlen zu den Kosten, die für die Verlagerung der Hafenbetriebe anfallen.

Katja Suding, FDP-Fraktionsvorsitzende Hamburg sagte: „Der Bürgermeister und seine Planer haben sich viel Zeit mit der Vorlage der Kosten für olympische Spiele gelassen. Dafür ist die Kalkulation allerdings jetzt auch sehr detailliert und zumindest auf den ersten Blick in den entscheidenden Punkten schlüssig.“

Jens Gauger von der Initiative „Stop Olympia Hamburg“ sagte: „Die Kosten, die auf uns zukommen, müssen erst mal gewuppt werden.“

Olympia-Botschafter Alexander Otto lobte die Kostenplanung und Transparenz der Hamburger Olympia-Bewerbung. „Die Investitionen liegen im Rahmen dessen, was verantwortbar und notwendig ist“, sagte der Hamburger Unternehmer.

Die mitregierenden Grünen sehen in dem Bericht eine sinnvolle Basis für die weitere Olympiaplanung. Die Kosten seien hoch, aber bei einem entsprechenden Engagement des Bundes für Hamburg gerade noch tragbar. "Hamburg profitiert von einem neuen inklusiven Stadtteil mit bis zu 8000 Wohnungen und von einem massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs", sagte der Vorsitzende der Grünen-Bürgerschaftsfraktion Anjes Tjarks über die geplante OlympiaCity. "Der Bund muss jetzt in Ruhe diesen Finanzreport bewerten", so Tjarks.

Öffentliche Präsentation des Konzepts am Freitag

Bei einer öffentlichen Präsentation der Hamburger Olympia-Pläne für 2024 ergreifen am Freitag auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das Wort. Sportsenator Michael Neumann (SPD) und Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter werden die Planungen erläutern. Athleten wollen von ihren Olympia-Erfahrungen berichten. Die Teilnehmer wollen Hamburger Bürger vor dem Referendum am 29. November davon überzeugen, welche Chancen Spiele in der Stadt bieten können. Ende des Monats stimmen die Hamburger ab, ob sie das Großereignis in der Stadt haben wollen.

Die Veranstaltung im Kreuzfahrtterminal Altona beginnt um 17.00 Uhr.

Letzte Hürde für Hamburg: das Referendum

Am 29. November sollen die Bürger der Hansestadt abstimmen, ob sie für Spiele in ihrer Stadt sind. Es muss eine einfache Mehrheit für die Austragung der Spiele her, zudem müssen 20 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja stimmen - in Hamburg sind das etwa 260.000 von 1,3 Millionen Wahlberechtigten. Werden die Zahlen nicht erreicht, muss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die bereits eingereichte Bewerbung zurückziehen.

Der Masterplan für die geplanten Sportstätten und für die Bebauung auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook nahe der Innenstadt steht bereits. Für das Olympia-Gelände müssten dort tätige Hafenbetriebe umgesiedelt werden, was nach Einschätzung der Hafenwirtschaft mindestens eine Milliarde Euro kosten dürfte. Unterschieden wurde bisher in drei Kostenblöcke: die Ausrichtung der Spiele, der Sportstättenbau sowie Infrastrukturmaßnahmen wie neue U-Bahn-Anschlüsse und Radwege. Einnahmen kommen aus Ticket-Verkäufen, Werbung und TV-Übertragungsrechten.

Für Spiele in Hamburg sollen den Planungen zufolge auf der Elbinsel das Olympiastadion, die Olympia-Halle, die Schwimmhalle und das olympische Dorf gebaut werden. Danach soll dort langfristig ein neuer Stadtteil für bis zu 18.000 Bewohner mit rund 8000 Wohnungen und etwa 7000 Arbeitsplätzen entstehen. In dem Quartier sollen die Olympia-Bauten weiter genutzt werden, aber in veränderter Form. Am Leichtathletikstadion bleiben demnach von etwa 60.000 Tribünenplätzen 20.000 bestehen, die Laufbahn wird mit Wohnungen ummantelt. Die Olympia-Schwimmhalle wird in ein Freizeitbad umgebaut, die Sporthalle später als Kreuzfahrtterminal genutzt.

Der Finanzreport zur Ermittlung der Kosten für Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg 2024 ist unter folgender Adresse im Internet zu finden: www.hamburg.de/finanzreport-olympia