Hamburg. Besonders wichtig ist den Machern die Nachhaltigkeit, die als Alleinstellungsmerkmal gilt. Sehen Sie die vielen Visualisierungen.
Die Frage, die viele, die noch nicht Feuer und Flamme für Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg sind, so brennend interessiert, beantwortete Dorothee Stapelfeldt, bevor man sie ihr stellen konnte. Was die Umsetzung des Masterplans für 2024, den die Stadt am Donnerstagmorgen im Bürgermeistersaal des Rathauses vorstellte, kosten werde, könne sie noch nicht beziffern, sagte die Senatorin für Stadtentwicklung. Der Finanzreport, der größtmögliche Transparenz für die rund 650 aufgeführten Einzelposten schaffen soll und seit zwei Wochen vorliegt, werde allerdings „so rechtzeitig präsentiert, dass in allen Gremien ausreichend Zeit zur Diskussion bleibt“, so Stapelfeldt. Derzeit haken noch die Gespräche mit dem Bund darüber, zu welchen Anteilen dieser sich an der Finanzierung beteiligt.
Dass Hamburg bereit ist, sich nach einem erfolgreichen Referendum am 29. November – 20 Prozent der rund 1,3 Millionen Wahlberechtigten müssen für die Bewerbung stimmen – mit der Konkurrenz aus Budapest, Los Angeles, Paris und Rom zu messen, daran ließen Stapelfeldt, Oberbaudirektor Jörn Walter und Nikolas Hill, Geschäftsführer der Bewerbungs GmbH, keinen Zweifel. Das Konzept der „kompakten Spiele im Herzen der Stadt“, mit dem Hamburg im Herbst 2017 in Perus Hauptstadt Lima den Zuschlag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erhalten will, sei „in Sachen Nachhaltigkeit, Kompaktheit und Inklusion einzigartig“, betonte die Senatorin.
Kern des Masterplans ist das 91 Hektar große Areal auf dem Kleinen Grasbrook, wo der neue, komplett barrierefreie Stadtteil OlympiaCity entstehen soll. Dort würde in der ersten Baustufe von 2017 bis 2024 der Olympiapark mit Athletendorf, Olympiastadion, Schwimmhalle, Olympiahalle sowie Medienzentrum errichtet. Besonderen Anklang hat beim IOC das Konzept für das Olympiastadion gefunden, das nach den Spielen in einer dreijährigen Transitionsphase von einem Fassungsvermögen von 60.000 auf 20.000 Plätze abgebaut würde.
Neben dem Masterplan für die OlympiaCity stellten die Organisatoren am Donnerstag auch das überarbeitete Sportstättenkonzept vor. Zwar muss am kommenden Mittwoch die Gesellschafterversammlung – bestehend aus Vertretern vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB, Anteil 51 Prozent), der Stadt Hamburg (26), der Bundesrepublik Deutschland (18), dem Land Schleswig-Holstein mit der Stadt Kiel als Segelstandort (je zwei) und der Handelskammer Hamburg (ein) – abschließend darüber abstimmen. Schon jetzt aber steht die Verteilung der aktuell 28 olympischen und 22 paralympischen Sportarten weitgehend fest.
So finden die Eröffnungs- und Schlussfeiern sowie Leichtathletik und Moderner Fünfkampf im Olympiastadion statt. Dieses muss ebenso neu gebaut werden wie die Schwimmhalle (17.000 Plätze) und die Olympiahalle (15.000), in der Turnen, Trampolin und (Rollstuhl-)Basketball ausgetragen werden. Ein weiterer erforderlicher Neubau ist der Velopark Stellingen (5000) für BMX und Bahnradfahren. Als Neubau angedacht ist der Kanupark Billbrook (8000) für Kanuslalom. Allerdings besteht dafür kein nachhaltiges Nachnutzungskonzept, sodass die Bewerbungs GmbH in der kommenden Woche das sächsische Markkleeberg – 420 km vom Olympiazentrum entfernt – als Außenstandort vorschlagen dürfte. Das könnte zu Verstimmungen führen, entspräche aber der Agenda 2020 des IOC, die Ausweichstätten erlaubt, sofern so unverhältnismäßige Kosten für Neubauten eingespart werden.
Kommentar: Olympia bestimmt Hamburgs Zukunft
Für das Beachvolleyballturnier, traditionell eins der am besten frequentierten Olympiaevents, wurden die Marco-Polo-Terrassen in der HafenCity auserkoren. Hamburg plant, dort vom 7. bis 12. Juni 2016 ein Grand-Slam-Turnier auszutragen, das als letzte Qualifikation für die Sommerspiele in Rio und zudem als Testlauf für 2024 fungieren könnte. Der Weltverband vergibt dieses Turnier am kommenden Mittwoch, Konkurrent ist München.
Im Zuge der Nachhaltigkeit kann Hamburg auf 23 bestehende Sportanlagen setzen, die teilweise allerdings generalsaniert werden müssen. So werden die Messehallen (bis zu 10.000 Zuschauer) für Badminton, Rhythmische Sportgymnastik, Judo, Ringen, Boxen, Taekwondo, Handball und Tischtennis genutzt. Gewichtheben ist im Congress Centrum (CCH/5000) geplant, Hockey wird im Millerntorstadion (20.000) gespielt.
Das Volksparkstadion (50.000) ist Schauplatz von Fußball und Rugby, in der Barclaycard-Arena im Volkspark (15.000) wird Volleyball gespielt, in der Sporthalle in Winterhude (4000) gefochten. Tennis wird am Rothenbaum (20.000) voraussichtlich auf Sand gespielt, Dressur- und Springreiten finden im Derbypark Klein Flottbek (16.000) statt. Für das Straßenradrennen, Marathon, Gehen und Triathlon sind Stadtkurse eingeplant, im Stadtpark messen sich die Bogenschützen. Kanusprint und Rudern finden auf der Regattastrecke Dove-Elbe (12.000) statt, Wasserball in der Wilhelmsburger Wasserball-Arena (5000), Freiwasserschwimmen in der Alster.
Noch nicht endgültig festgelegt sind die Außenstandorte – mit Ausnahme von Kiel-Schilksee für Segeln. Golf wird voraussichtlich auf Gut Kaden (37 km nördlich des Olympiazentrums) gespielt, die Schützen sollen in Garlstorf (38 km südlich) antreten. „Ein Drittel aller Medaillen wird auf dem Kleinen Grasbrook vergeben, 95 Prozent in einem Radius von zehn Kilometern darum herum. Alle Trainingsstätten werden innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein“, sagte Hill.
Wer mehr Informationen wünscht, kann am kommenden Freitag von 17 bis 19 Uhr die öffentliche Präsentation des Konzepts verfolgen. Bürgermeister Olaf Scholz, DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Sportsenator Michael Neumann und Oberbaudirektor Walter erläutern im Cruise Center Altona den aktuellen Planungsstand. Von jenem Tag an ist auch die 88 Seiten starke Broschüre „Olympische und Paralympische Spiele 2024 – OlympiaCity und Sportstätten“ erhältlich, die in einer Auflage von 25.000 Stück in den Kundenzentren der Bezirke, den Bücherhallen und den sechs Hamburger ECE-Shoppingzentren verteilt wird oder im Internet unter www.hamburg.de/bsw-presse abrufbar ist. Ob es dann auch belastbare Zahlen geben wird, wollte Senatorin Stapelfeldt nicht versprechen.