Noch immer wissen zu wenige Bürger, um was es wirklich geht.
Wer am Donnerstagmorgen im Rathaus, als Hamburg seinen Masterplan für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 vorstellte, Oberbaudirektor Jörn Walter lauschen durfte, der konnte nicht anders, als sich zu wünschen, dass die Stadt ihre Pläne auch umsetzen kann. Die Vision von kompakten Spielen im Herzen des Hafens ist an sich schon bemerkenswert anders als vieles, was die Geschichte des größten Sportereignisses der Welt seit 1896 geboten hat. Das Konzept der Nachnutzung allerdings, das Erstehen eines komplett barrierefreien, nach modernsten Umwelt- und Architekturstandards errichteten Stadtteils am Wasser, ist so überzeugend, dass der Oberbaudirektor leichtes Spiel haben müsste, alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zu animieren, beim Referendum am 29. November – oder per Briefwahl vom 1. November an – für die Bewerbung zu stimmen.
Doch genau hier beginnt das Problem. Noch immer wissen viel zu wenige Menschen, worüber sie überhaupt abstimmen. Möglichkeiten, sich zu informieren, gäbe es ausreichend. Wurde vor einigen Wochen zu Recht der über den Sommer eingetrocknete Informationsfluss kritisiert, so kann man sich dieser Tage kaum retten vor der Flut von Veranstaltungen, die mit der Olympiabewerbung zusammenhängen. Die Behörden, die Bewerbungsgesellschaft und die private Initiative „Feuer und Flamme“ tun mittlerweile vieles auf allen Kanälen, um die notwendigen Fakten für ein fundiertes Votum zu liefern.
Sie erfüllen ihre Bringschuld; nun sind die Hamburger am Zug, ihrer Holschuld nachzukommen. Dass am Mittwoch gerade einmal 50 Interessierte die Chance nutzten, Bürgermeister Olaf Scholz in der Barclaycard-Arena Fragen zur Bewerbung zu stellen, ist ernüchternd. Natürlich ist die wichtigste Frage, die nach den Kosten, noch nicht beantwortet, hier muss – und wird – die Stadt bald liefern. Dennoch geht es am 29. November um mehr als um Geld, auch um mehr als ein 16 Tage währendes Sportfest. Abgestimmt wird über die Zukunft unserer Stadt und darüber, wie nachhaltig diese gestaltet werden kann. Wer darüber mitreden will – und das sollten alle wollen –, muss seine Informationspflicht jetzt ernst nehmen.