Hamburg. Mit Andacht und Gebet begrüßten die Pastoren die beiden Glocken, die mit einem Kran in die Kirche gehievt wurden. Es gibt auch ein Fest.

Zwei neue Glocken sind am Mittwoch am Hamburger Michel angekommen. Mit einer Andacht und einem Gebet begrüßten die Michel-Pastoren die „Halbstundenglocke“ und die „Vaterunser-Glocke“. Gemeinsam mit einem Röhrenglockenspiel sollen sie am Sonntag, 27. September, von Hauptpastor Alexander Röder geweiht werden. An diesem Tag findet rund um den Michel zugleich ein großes Glockenfest statt.

Mit einem Kran wurden die Glocken in die Kirche gehievt, wo sie zunächst an einem Holzgerüst knapp über dem Kirchenboden hängen. Der Turm muss für ihre Aufhängung noch eigens verstärkt werden. Dafür wird in 106 Metern Höhe eine Konstruktion mit sechs neun Meter langen Stahlträgern eingezogen. Erst im Januar sollen die Glocken im Turm hängen.

Zwei neue Glocken für den Hamburger Michel

Der Hauptpastor Alexander Röder
Der Hauptpastor Alexander Röder © Andreas Laible | Andreas Laible
Mit einem Kran wurden die Glocken in die Kirche gehievt
Mit einem Kran wurden die Glocken in die Kirche gehievt © Andreas Laible | Andreas Laible
Der Turm muss für ihre Aufhängung noch eigens verstärkt werden
Der Turm muss für ihre Aufhängung noch eigens verstärkt werden © Andreas Laible | Andreas Laible
Finanziert wurde das Geläut komplett aus Spenden
Finanziert wurde das Geläut komplett aus Spenden © Andreas Laible | Andreas Laible
Dafür kamen in den vergangenen zehn Monaten etwa 350.000 Euro zusammen
Dafür kamen in den vergangenen zehn Monaten etwa 350.000 Euro zusammen © Andreas Laible | Andreas Laible
Wenn die beiden neuen Glocken installiert sind, werden im Michel-Turm zum ersten Mal seit fast 100 Jahren wieder vier Glocken erklingen
Wenn die beiden neuen Glocken installiert sind, werden im Michel-Turm zum ersten Mal seit fast 100 Jahren wieder vier Glocken erklingen © Andreas Laible | Andreas Laible
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Finanziert wurde das Geläut komplett aus Spenden. Dafür kamen in den vergangenen zehn Monaten etwa 350.000 Euro zusammen. Mehr als 1600 Privatpersonen und Unternehmen spendeten Beträge zwischen 2,50 Euro und 25.000 Euro, sagte Michael Kutz von der „Stiftung St. Michaelis“. Spektakulärste Aktion war ein „Wimmelbild“, auf dem sich 318 Spender von einem Team aus Zeichnern verewigen lassen konnten. Das Bild brachte 26.800 Euro und soll später in der Krypta des Michels hängen.

Die erste Glocke wird zur halben Stunde, um viertel vor und zur vollen Stunde erklingen. Sie trägt als Aufschrift den Bibelvers „Er ändert Zeit und Stunde“ (Daniel 2,21) in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch. Die zweite Glocke ist die „Vaterunser“-Glocke. Sie wird siebenmal angeschlagen, wenn in der Kirche das „Vaterunser“ gebetet wird. Das neue Röhrenglockenspiel ist in die Orgel eingebaut. Es soll im Kirchenraum zum „Vaterunser“ erklingen, weil der Klang der Turmglocken nicht bis in das Kirchenschiff dringt.

Zum ersten Mal seit hundert Jahren wieder vier Glocken

Zum Glockenfest werden kleine Michel-Weihnachtsglocken mit persönlicher Gravur angeboten. Im Gemeindehaus wird auch das überdimensionale „Wimmelbild“ präsentiert. Am Nachmittag steht eine Friedensandacht auf dem Programm, an der Geistliche aus Ländern des Zweiten Weltkriegs teilnehmen. Anschließend führt Michel-Organist Manuel Gera mit der Kantorei erstmals seine Vertonung des Coventrygebets auf.

Wenn die beiden neuen Glocken installiert sind, werden im Michel-Turm zum ersten Mal seit fast 100 Jahren wieder vier Glocken erklingen. Im Ersten Weltkrieg musste die Hauptkirche fast alle Glocken für die Waffenproduktion hergeben. Im Herbst 2014 startet die Gemeinde zum Jahr des Weltkrieggedenkens eine Initiative für neue Glocken. Im Juni wurden sie in Hessen gegossen. „Die Rückkehr der Glocken ist ein Zeichen für Versöhnung und Frieden“, sagte Hauptpastor Röder.