Hamburg. 7000 Menschen bekennen Farbe. Angesichts der Flüchtlingsströme stehe Hamburg „vor einer großen Aufgabe“, so Bürgermeister Scholz.

Ein Stück Pappe und darauf vier Worte – mehr brauchte es nicht, um die Stimmung auf dem Rathausmarkt auf den Punkt zu bringen. „Wahre Patrioten geben Deutschkurse“, stand auf dem provisorischen Plakat, das zwei der rund 7000 Menschen in den grauen Himmel hielten. Nachdem Rechtsextremisten einen „Tag der deutschen Patrioten“ in Hamburg geplant hatten – der jedoch von der Polizei und in letzter Instanz auch vom Bundesverfassungsgericht verboten worden war –, hatte das Bündnis „Hamburg bekennt Farbe“ zu dieser Gegenveranstaltung aufgerufen, um ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Rassismus zu setzen.

„Wir wollen hier keine Nazis, wir brauchen keine Hooligans und keine Rassisten“, rief Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) schon zur Begrüßung. Hamburg sei immer eine „Ankunftsstadt“ gewesen, die von Neuankömmlingen profitiert habe. Daher dankte Veit den vielen ehrenamtlichen Helfern für das „große Willkommen“, das sie den rund 30.000 Flüchtlingen in der Stadt bereiteten.

Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wandte sich in seiner Rede an die Flüchtlingshelfer („Ohne Sie ginge es nicht“) und betonte: „Das ist übrigens patriotisches Handeln!“ Die Rechts­extremisten hätten versucht, dem Begriff eine falsche Bedeutung zu geben, so Scholz. „Patriotismus ist gut. Er bedeutet, sich als Bürger für das Gemeinwohl zu engagieren. Er bedeutet nicht, sich aggressiv und herabwürdigend gegen andere abzusetzen, Flüchtlinge und Zuwanderer auszugrenzen.“

Krawalle am Hauptbahnhof - Demos in Hamburg

Polizisten stehen am Hauptbahnhof linken Demonstranten gegenüber
Polizisten stehen am Hauptbahnhof linken Demonstranten gegenüber © Michael Arning
Randalierer zündeten in der Nacht Barrikaden an
Randalierer zündeten in der Nacht Barrikaden an © HA | mthielc1@wmg.loc
Die Polizei löschte die Brände
Die Polizei löschte die Brände © HA | mthielc1@wmg.loc
Zuvor kam es zu Ausschreitungen
Zuvor kam es zu Ausschreitungen © HA | mthielc1@wmg.loc
Ein Randalierer wird im Park an der Roten Flora von Polizisten in Gewahrsam genommen
Ein Randalierer wird im Park an der Roten Flora von Polizisten in Gewahrsam genommen © HA | Michael Arning
Der Platz vor der Schanze wurde von der Polizei geräumt
Der Platz vor der Schanze wurde von der Polizei geräumt © HA | mthielc1@wmg.loc
Die Polizei wurde mit Flaschen und anderen Wurfgeschossen aus dem Park attackiert
Die Polizei wurde mit Flaschen und anderen Wurfgeschossen aus dem Park attackiert © HA | mthielc1@wmg.loc
Autonome stehen auf dem Dach der Roten Flora
Autonome stehen auf dem Dach der Roten Flora © HA | mthielc1@wmg.loc
Nach Angriffen auf die Polizei wurde ein Wasserwerfer im Flora-Park eingesetzt
Nach Angriffen auf die Polizei wurde ein Wasserwerfer im Flora-Park eingesetzt © HA | mthielc1@wmg.loc
Der Park wurde geräumt
Der Park wurde geräumt © HA | mthielc1@wmg.loc
Am frühen Abend kam es zu einer Spontan-Demo von Linksautonomen am Schulterblatt
Am frühen Abend kam es zu einer Spontan-Demo von Linksautonomen am Schulterblatt © HA | mthielc1@wmg.loc
Der Protest verlief zunächst friedlich
Der Protest verlief zunächst friedlich © HA | mthielc1@wmg.loc
Autonome blockieren die Straße Schulterblatt
Autonome blockieren die Straße Schulterblatt © Christian Unger | Christian Unger
Die Polizei sperrt am Sonnabend den Hamburger Hauptbahnhof zeitweise komplett ab
Die Polizei sperrt am Sonnabend den Hamburger Hauptbahnhof zeitweise komplett ab © dpa | Markus Scholz
Polizisten stehen am Hamburger Hauptbahnhof linken Demonstranten gegenüber
Polizisten stehen am Hamburger Hauptbahnhof linken Demonstranten gegenüber © Michael Arning
Etwa 150 linke Gegendemonstration am Hauptbahnhof Bremen. Sie veranstalteten eine Kundgebung vor dem Bahnhof, eingekesselt von der Polizei
Etwa 150 linke Gegendemonstration am Hauptbahnhof Bremen. Sie veranstalteten eine Kundgebung vor dem Bahnhof, eingekesselt von der Polizei © Christian Unger
Die Bremer Polizei setzte etwa 30 rechte Demonstranten am Bremer Hauptbahnhof fest. Ein Aufmarsch von etwa 60 weiteren wurde vor dem Bahnhof aufgelöst
Die Bremer Polizei setzte etwa 30 rechte Demonstranten am Bremer Hauptbahnhof fest. Ein Aufmarsch von etwa 60 weiteren wurde vor dem Bahnhof aufgelöst © Christian Unger
Am Hamburger Hauptbahnhof war der gesamte Fern- und S-Bahnverkehr für mehrere Stunden eingestellt
Am Hamburger Hauptbahnhof war der gesamte Fern- und S-Bahnverkehr für mehrere Stunden eingestellt © Hanna-Lotte Mikuteit
Zahlreiche Züge fielen aus
Zahlreiche Züge fielen aus © dpa | Markus Scholz
Insgesamt 34 Rechtsradikale nahm die Polizei im Hamburger Hauptbahnhof in Gewahrsam
Insgesamt 34 Rechtsradikale nahm die Polizei im Hamburger Hauptbahnhof in Gewahrsam © AndrŽ Zand-Vakili | AndrŽ Zand-Vakili
Polizisten setzen einen mutmaßlichen Rechtsradikalen fest
Polizisten setzen einen mutmaßlichen Rechtsradikalen fest © AndrŽ Zand-Vakili | AndrŽ Zand-Vakili
Demonstranten wollten vom Hamburger Hauptbahnhof nach Bremen reisen, um dort gegen den Aufmarsch der Nazis zu protestieren
Demonstranten wollten vom Hamburger Hauptbahnhof nach Bremen reisen, um dort gegen den Aufmarsch der Nazis zu protestieren © Michael Arning
Rund 14.000 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an der Demonstration des
Rund 14.000 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an der Demonstration des "Bündnisses gegen Rechts" in der Hamburger Innenstadt teil © Michael Arning
Festnahme  am Hamburger Hauptbahnhof: Polizisten fixieren einen Demonstranten
Festnahme am Hamburger Hauptbahnhof: Polizisten fixieren einen Demonstranten © Michael Arning
Die Polizei setzte am Hamburger Hauptbahnhof eine Gruppe angereister Neonazis fest
Die Polizei setzte am Hamburger Hauptbahnhof eine Gruppe angereister Neonazis fest © André Zand-Vakili
Demonstranten wollten vom Hamburger Hauptbahnhof nach Bremen reisen, um dort gegen den Aufmarsch der Nazis zu protestieren
Demonstranten wollten vom Hamburger Hauptbahnhof nach Bremen reisen, um dort gegen den Aufmarsch der Nazis zu protestieren © Michael Arning
Polizisten marschieren vor dem IC nach Bremen auf
Polizisten marschieren vor dem IC nach Bremen auf © Michael Arning
Ein Wasserwefer der Polizei fährt durch die Hamburger Innenstadt
Ein Wasserwefer der Polizei fährt durch die Hamburger Innenstadt © AndrŽ Zand-Vakili | AndrŽ Zand-Vakili
Teilnehmer der Demonstration des
Teilnehmer der Demonstration des "Bündnisses gegen Rechts" zogen durch die Mönckebergstraße © Michael Arning
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Demonstration
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Demonstration "Hamburg bekennt Farbe" auf dem Rathausmarkt © dpa | Daniel Reinhardt
Bunte Ballons, Willkommensparolen für Flüchtlinge und John Lennons „Imagine“ ...
Bunte Ballons, Willkommensparolen für Flüchtlinge und John Lennons „Imagine“ ... © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Der Spruch
Der Spruch "Wahre Patrioten geben Deutschkurse" ist auf einem Schild bei der Demonstration "Hamburg bekennt Farbe" zu sehen © dpa | Daniel Reinhardt
Eine Teilnehmerin der Veranstaltung
Eine Teilnehmerin der Veranstaltung "Hamburg bekennt Farbe" trägt ein Schild mit den Worten "Braun ist einfältig - bunt ist vielfältig!" © Hanna-Lotte Mikuteit
Tausende Hamburger setzen ein Zeichen gegen Fremdenhass
Tausende Hamburger setzen ein Zeichen gegen Fremdenhass © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Etwa 7500 kamen nach Polizeiangaben auf dem Rathausmarkt zur Demo
Etwa 7500 kamen nach Polizeiangaben auf dem Rathausmarkt zur Demo "Hamburg bekennt Farbe" zusammen © Michael Rauhe | Michael Rauhe
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Angesichts der Flüchtlingsströme stehe Hamburg „vor einer großen Aufgabe“, so Scholz. Nach seinem Eindruck würden aber „sehr viele Hamburger mutig und mit ganzem Herzen“ an diese Aufgabe herangehen.

Gleichwohl bekannte der Bürgermeister: „Es wird Probleme geben und Konflikte, die Herausforderung darf nicht kleingeredet werden“, das helfe niemandem, auch den Flüchtlingen nicht. Aber gerade weil er die Herausforderungen für Schulen und Kitas, für den Wohnungsbau und den Arbeitsmarkt und nicht zuletzt für den Haushalt der Stadt kenne, zeigte sich Scholz überzeugt: „Wir kriegen das hin!“ Schließlich habe es die Stadt auch nach dem Krieg geschafft, 275.000 Vertriebene aufzunehmen, obwohl es kaum noch 300.000 intakte Wohnungen gab.

Um 12 Uhr lief dann die Friedenshymne „Imagine“ von John Lennon

Hamburg werde sich zwar verändern, aber es werde seine Prinzipien nicht aufgeben: „Wir werden darauf bestehen, dass nicht nur unsere Nahrung und unsere Hilfsangebote, sondern auch unsere Werte weitergegeben werden“, sagte Scholz. Allerdings forderte der Regierungschef auch mehr internationale Hilfe für die Gebiete, aus denen die Flüchtlinge kommen, und eine gerechtere Verteilung der Not leidenden Menschen in Europa: „Alle Länder müssen Flüchtlinge aufnehmen, nicht nur einige wenige.“ Zuletzt hatte außer Ungarn auch Dänemark mit der Sperrung seiner Grenzen für Aufsehen gesorgt.

Zum Abschluss von „Hamburg bekennt Farbe“ wurde auf dem Rathausmarkt und auf allen Hamburger Radiosendern gleichzeitig um 12 Uhr John Lennons Song „Imagine“ gespielt. Viele Menschen sangen die Friedenshymne mit – ein bewegendes Statement.