Olaf Scholz: Die Flüchtlingshelfer sind die wahren Patrioten
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Hamburg. 7000 Menschen bekennen Farbe. Angesichts der Flüchtlingsströme stehe Hamburg „vor einer großen Aufgabe“, so Bürgermeister Scholz.
Ein Stück Pappe und darauf vier Worte – mehr brauchte es nicht, um die Stimmung auf dem Rathausmarkt auf den Punkt zu bringen. „Wahre Patrioten geben Deutschkurse“, stand auf dem provisorischen Plakat, das zwei der rund 7000 Menschen in den grauen Himmel hielten. Nachdem Rechtsextremisten einen „Tag der deutschen Patrioten“ in Hamburg geplant hatten – der jedoch von der Polizei und in letzter Instanz auch vom Bundesverfassungsgericht verboten worden war –, hatte das Bündnis „Hamburg bekennt Farbe“ zu dieser Gegenveranstaltung aufgerufen, um ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Rassismus zu setzen.
„Wir wollen hier keine Nazis, wir brauchen keine Hooligans und keine Rassisten“, rief Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) schon zur Begrüßung. Hamburg sei immer eine „Ankunftsstadt“ gewesen, die von Neuankömmlingen profitiert habe. Daher dankte Veit den vielen ehrenamtlichen Helfern für das „große Willkommen“, das sie den rund 30.000 Flüchtlingenin der Stadt bereiteten.
Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wandte sich in seiner Rede an die Flüchtlingshelfer („Ohne Sie ginge es nicht“) und betonte: „Das ist übrigens patriotisches Handeln!“ Die Rechtsextremisten hätten versucht, dem Begriff eine falsche Bedeutung zu geben, so Scholz. „Patriotismus ist gut. Er bedeutet, sich als Bürger für das Gemeinwohl zu engagieren. Er bedeutet nicht, sich aggressiv und herabwürdigend gegen andere abzusetzen, Flüchtlinge und Zuwanderer auszugrenzen.“
Krawalle am Hauptbahnhof - Demos in Hamburg
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Angesichts der Flüchtlingsströme stehe Hamburg „vor einer großen Aufgabe“, so Scholz. Nach seinem Eindruck würden aber „sehr viele Hamburger mutig und mit ganzem Herzen“ an diese Aufgabe herangehen.
Gleichwohl bekannte der Bürgermeister: „Es wird Probleme geben und Konflikte, die Herausforderung darf nicht kleingeredet werden“, das helfe niemandem, auch den Flüchtlingen nicht. Aber gerade weil er die Herausforderungen für Schulen und Kitas, für den Wohnungsbau und den Arbeitsmarkt und nicht zuletzt für den Haushalt der Stadt kenne, zeigte sich Scholz überzeugt: „Wir kriegen das hin!“ Schließlich habe es die Stadt auch nach dem Krieg geschafft, 275.000 Vertriebene aufzunehmen, obwohl es kaum noch 300.000 intakte Wohnungen gab.
Um 12 Uhr lief dann die Friedenshymne „Imagine“ von John Lennon
Hamburg werde sich zwar verändern, aber es werde seine Prinzipien nicht aufgeben: „Wir werden darauf bestehen, dass nicht nur unsere Nahrung und unsere Hilfsangebote, sondern auch unsere Werte weitergegeben werden“, sagte Scholz. Allerdings forderte der Regierungschef auch mehr internationale Hilfe für die Gebiete, aus denen die Flüchtlinge kommen, und eine gerechtere Verteilung der Not leidenden Menschen in Europa: „Alle Länder müssen Flüchtlinge aufnehmen, nicht nur einige wenige.“ Zuletzt hatte außer Ungarn auch Dänemark mit der Sperrung seiner Grenzen für Aufsehen gesorgt.
Zum Abschluss von „Hamburg bekennt Farbe“ wurde auf dem Rathausmarkt und auf allen Hamburger Radiosendern gleichzeitig um 12 Uhr John Lennons Song „Imagine“ gespielt. Viele Menschen sangen die Friedenshymne mit – ein bewegendes Statement.
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