Hamburg . Bunte Ballons, Willkommensparolen für Flüchtlinge und John Lennons „Imagine“: Tausende Hamburger setzen ein Zeichen gegen Fremdenhass.
Mehrere Tausend Menschen haben am Sonnabend in Hamburg ein beeindruckendes Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Rassismus gesetzt. Unter dem Motto „Hamburg bekennt Farbe“ versammelten sie sich auf dem Rathausmarkt und hielten Schilder mit Slogans wie „Refugees welcome“ (Flüchtlinge willkommen) oder „Wahre Patrioten geben Deutschkurse“ hoch.
Die Aktion, hinter der ein Bündnis von Parteien, Verbänden, Kirchen und Gwerkschaften steht, war eine Gegenveranstaltung zu dem von Rechtsextremisten geplanten „Tag der deutschen Patrioten“ – der jedoch von der Polizei, von Hamburger Gerichten und in letzter Instanz auch vom Bundesverfassungsgericht verboten worden war.
„Wir wollen hier keine Nazis, wir brauchen keine Hooligans und keine Rassisten“, rief Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) schon zur Begrüßung unter dem Jubel der nach Polizeiangaben etwa 7500 Menschen auf dem Rathausmarkt. Hamburg sei immer eine „Ankunftsstadt“ gewesen, die von Neuankömmlingen profitiert habe. Daher dankte sie den vielen ehrenamtlichen Helfern für das „große Willkommen“, das sie den rund 30.000 Flüchtlingen in der Stadt bereiteten.
Scholz: „Alle Menschen müssen Flüchtlinge aufnehmen“
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) erinnerte in seiner Rede an das Schicksal von Hamburger Juden, die 1939 mit dem Schiff „St. Louis“ nach Amerika fliehen wollten, dort aber nicht aufgenommen wurden und zurückkehren mussten. 254 von ihnen seien schließlich von den Nazis ermordet worden. „Wir dürfen das Schicksal der Passagiere der St. Louis nicht vergessen“, sagte Scholz.
Angesichts der aktuellen Konflikte in Syrien, Afghanistan, im Irak und in Afrika und der daraus folgenden Flüchtlingsströme stehe Hamburg „vor einer großen Aufgabe“, so Scholz. „Es wird Probleme geben und Konflikte, die Herausforderungen dürfen nicht kleingeredet werden“, das schade am Ende auch den Flüchtlingen selbst, sagte der Bürgermeister. Aber gerade weil er die Herausforderungen für Schulen und Kitas, für den Wohnungsbau und den Arbeitsmarkt und nicht zuletzt für den Haushalt der Stadt kenne, zeigte sich Scholz überzeugt: „Wir kriegen das hin!“
Allerdings forderte der Regierungschef auch eine gerechtere Verteilung der Not leidenden Menschen in Europa: „Alle Menschen müssen Flüchtlinge aufnehmen, nicht nur einige wenige.“ Zuletzt hatte außer Ungarn auch Dänemark mit der Sperrung seiner Grenzen für Aufsehen gesorgt.
Als Höhepunkt und Abschluss von „Hamburg bekennt Farbe“ wurde auf dem Rathausmarkt und auf allen Hamburger Radiosender gleichzeitig um 12 Uhr John Lennons Song „Imagine“ gespielt. Viele Menschen sangen die Friedenshymne mit – ein bewegendes Statement.