Hamburg. Sympathisch, anziehend, schön: Hamburg belegt den ersten Platz im Stadtmarken-Monitor. Das kann auch die Olympiabewerbung beflügeln.
Manchmal sind es doch die Klischees: Hafen, Michel, Alster – sympathisch, anziehend, schön. In den Augen der Bundesbürger ist es jedenfalls dieser Dreiklang aus Wirtschaftskraft, Image und Ästhetik, der Hamburg aktuell zur attraktivsten Stadt Deutschlands macht.
Einer am morgigen Freitag erscheinenden Studie zufolge genießt die Hansestadt bundesweit den größten Zuspruch unter 50 deutschen Metropolen. Damit ist Hamburg zur stärksten Stadtmarke der Republik aufgestiegen und verdrängt den alten Krösus München in der Gesamtwertung von Platz eins.
Darum ist Hamburg für Touristen so attraktiv
Das Hoch im Norden ist das Ergebnis des Brandmeyer Stadtmarken-Monitors, für den 5003 Bundesbürger vom Marktforschungsinstitut Konzept & Markt in neun Kategorien befragt wurden. Demnach erhielt Hamburg die besten Noten in puncto Sympathie, Zuzugsbereitschaft und Anziehungskraft. Als Binnenreiseziel ist die Hansestadt inzwischen genauso beliebt wie Berlin, die meisten Schönheitspunkte gingen nach Dresden und München ebenfalls an Hamburg.
„Die Stadt landet zwar nicht in allen untersuchten Faktoren auf Platz eins, bietet in der Wahrnehmung der Deutschen allerdings das beste Gesamtpaket“, sagt Peter Pirck, Spezialist für Markenstrategie bei Brandmeyer. Seit der letzten Erhebung im Jahr 2010 habe die Hansestadt nochmals an Attraktivität gewonnen, sei in der Gunst der Städtereisenden empor geklommen. Während Berlin und München Sympathiepunkte eingebüßt hätten, konnte Hamburg in diesem Bereich besonders zulegen.
Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Tourismus GmbH, nennt das Ergebnis „eine weitere Liebeserklärung an unsere Stadt“. Die positiven Sympathiewerte zeigten, dass es Hamburg gelinge, hohe Dynamik und Lebensqualität im Einklang zu entwickeln. In der Studie wurden Sympathie, Lebensqualität, Ruf und Einzigartigkeit ebenso abgefragt wie die angenommene Entwicklungsperspektive, die Reiseattraktivität oder die Empfehlung an Freunde, in die jeweiligen Städte zu ziehen. In allen Altersklassen gewann Hamburg die Gesamtwertung, ist sowohl bei den Jungen, als auch bei Älteren die stärkste Stadtmarke.
Das sogenannte „Destination Branding“, also die Markentauglichkeit einer Stadt, wird laut Tourismusexperten immer wichtiger. Städte stünden zunehmend im Wettbewerb um Bewohner, Touristen, Arbeitskräfte und Investoren. „Ein sympathisches Image ist für die Anziehungskraft eines Reiseziels deshalb von zentraler Bedeutung“, sagt Hamburgs Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll. Die Ansprüche der Reisenden würden kontinuierlich steigen, Städtevergleiche seien somit auch Grundlage einer Reiseentscheidung.
München genießt nach wie vor den besten Ruf, Dresden ist am schönsten
Eine Einschätzung, die Michael Schreiber, Tourismus-Professor an der Hochschule Harz, teilt: „Alle lieben Rankings: Ob Wissenschaftler, Destinationsmanager, Politiker oder Bürger.“ Hier komme das Phänomen des Wettbewerbs zum Tragen. Das Rezept Hamburgs geht dabei offenkundig auf, denn die Wahrnehmung einer Stadt sei das Ergebnis vieler Faktoren. Frische Projekte wie Hafencity, Elbphilharmonie oder Theater böten immer wieder Gesprächsanlässe, die das Hamburg-Bild begünstigten, sagt Dietrich von Albedyll. „Insofern wirken sich nicht nur die Studienergebnisse aus, sondern vielmehr die neuen Impulse der Stadt.“
Nicht grundlos hätten sich in den vergangenen zehn Jahren die Übernachtungszahlen verdoppelt, gehöre Hamburg inzwischen zu den beliebtesten Metropolen Europas. Zudem könne sich ein positives Umfrage-Ergebnis sogar mit Blick auf Olympia bezahlt machen, meint Tourismus-Experte Michael Schreiber: „Besonders in der Jetzt-Phase profitieren aus Hamburger Sicht die Verantwortlichen bei der Bewerbung: Im Wettbewerb mit Rom, Paris und Los Angeles gilt es, in den nächsten Wochen und Monaten Pluspunkte zu sammeln.“ Von Albedyll bestätigt diese Sicht. Die Stadt arbeite daran, die positive Wahrnehmung im Ausland weiter zu verbreiten. Denn alle Hamburger würden von einem guten Image profitieren, es sei überlebenswichtig für das reichhaltige Kulturangebot oder den Konsumstandort.
Im Konkurrenzkampf der Städte etabliert sich München laut Studie als zweitstärkste nationale Marke. Dabei genießt Bayerns Landeshauptstadt den besten Ruf und steht für die höchste Lebensqualität. Sachsens Landeshauptstadt Dresden gewinnt dagegen als „Elb-Florenz“ den Schönheitspreis der Studie. Die größte angenommene Familienfreundlichkeit findet sich Freiburg, während Berlin nach wie vor das Top-Ziel der Deutschen ist.
Während beim ersten Stadtmarken-Ranking 34 Städte einbezogen wurden, vergleicht die Studie in diesem Jahr die 49 größten Städte nebst Schwerin. Wie stark die Städte „objektiv“ seien, werde dabei nicht gespiegelt, sondern wie sie „subjektiv“ von den Deutschen wahrgenommen werden.