Hamburg . Helfer empfingen Migranten am Bahnhof. Flüchtlinge verbrachten erste Nacht in Poststraße. Busse werden sie in Messehalle bringen.
Der "Zug der Hoffnung" ist am Sonnabendabend in Hamburg mit 175 Flüchtlingen an Bord aus Ungarn eingetroffen. Rund 500 Hamburger versammelten sich am Bahnhof in Harburg spontan, um die Menschen aus dem Zug mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen und in Hamburg willkommen zu heißen. Vielen Flüchtlingen waren die Strapazen der vergangenen Tage ins Gesicht geschrieben.
Die Neuankömmlinge verbrachten die erste Nacht in der Poststraße. Im Laufe des Sonntags sollen 150 der Flüchtlinge mit drei Bussen in die Messehalle B6 gebracht werden. Für heute Abend um 18 Uhr ist eine Telefonkonferenz aller Staatssekretäre der Bund und Länder angesetzt. Wie viele Migranten nach Hamburg kommen werden, ist momentan nicht absehbar.
Auch am Sonntagmorgen gegen 7.30 Uhr erreichte ein ICE aus Süddeutschland mit etwa 120 weiteren Migranten Hamburg. Am Bahnhof in Harburg seien aber nur 15 von ihnen ausgestiegen, berichtete ein Behördensprecher. Die anderen fuhren bis zum Hamburger Hauptbahnhof, um von dort aus weiterzukommen. Sie möchten nach Dänemark und Schweden. Am Hauptbahnhof werden die Flüchtlinge momentan von Hamburgern mit Essen und Trinken versorgt. Gegen 13.30 Uhr sollten sie per Zug nach Kopenhagen gebracht werden.
Behörden, Ärzte und die Bundespolizei hatten sich am Sonnabend auf die Ankunft von Flüchtlingen vorbereitet, die in den vergangenen Tagen massenhaft aus Ungarn nach Deutschland kamen. Gegen 22.30 Uhr kam der ICE aus Wien mit etwa 120 der insgesamt 7000 Flüchtlinge am Harburger Fernbahnhof an. Weitere 55 Flüchtlinge aus Österreich und Ungarn sollten Hamburg mit dem Bus erreichen.
Die Ankunft des Sonderzuges in Hamburg wurde von Polizisten und Beamten der Innenbehörde begleitet. Die Flüchtlinge sollen zunächst in der Registrierungsstelle an der Hamburger Poststraße erfasst und medizinisch untersucht werden. „Eine Asklepios-Klinik hält Betten bereit, um Patienten aus dem Zug aufzunehmen, wenn dies erforderlich sein sollte“, sagte ein Sprecher der Innenbehörde dem Abendblatt.
Die genaue Zahl der eintreffenden Flüchtlinge sei noch nicht absehbar. Der Zug setzte zuvor Flüchtlinge in mehreren deutschen Städten, etwa München und Fulda ab. In sozialen Netzwerken wird die Fahrt unter dem Namen „Train of Hope“, Zug der Hoffnung, von Tausenden Nutzern begleitet.
Für die Ankunft des Sonderzuges aus Wien verteilt die städtische Gesellschaft „Fördern & Wohnen“ mehrere Hundert Flüchtlinge um. Die bisherigen Bewohner der Schlafplätze in der Hamburger Poststraße sollten bis um 22 Uhr in die Messehalle B6 verlegt werden. In der dortigen Erstaufnahme wurden zuletzt rund 600 Plätze frei, da weitere Flüchtlinge in großer Zahl nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel in andere Bundesländer gebracht wurden. Die plötzliche Verlegung sorgte unter den Bewohnern für Verwirrung. Viele wurden erst am frühen Morgen über die Abfahrt informiert.
Die Nacht zu Sonntag werden die Flüchtlinge aus dem eintreffenden ICE nach Senatsangaben in der Poststraße verbringen. Parallel wurden bereits verfügbare Kapazitäten in allen 14 Hamburger Erstaufnahmen gesichtet. „Die Betroffenen werden auf mehrere Unterkünfte verteilt werden“, sagte der Sprecher der Innenbehörde. Eine Sonderbehandlung für die Flüchtlinge aus Ungarn wird es nicht geben. „Es gibt keine Direktive, die Flüchtlinge etwa nicht in Zelten, sondern nur in Containern unterzubringen. Wir müssen uns nach der Realität richten“, sagte der Sprecher der Innenbehörde.
Am Sonnabendmorgen hatten sich Spitzenbeamte aus den Innenministerien aller Bundesländer über die Unterbringung der 7000 Flüchtlinge aus Ungarn und Österreich verständigt, die zuvor dramatische Tage durchlebt hatten. Nach dem Königssteiner Schlüssel, der die Verteilung von Flüchtlingen in Hamburg gesetzlich regelt, ist Hamburg für die Unterbringung von 2,5 Prozent der eintretenden Flüchtlinge zuständig.