Hamburg . In der Urlaubszeit kann es bis zu 90 Minuten dauern, bis Koffer ausgeladen sind. Es fehlt an Personal. Flughafen spricht von Ausnahmen.

Der Ärger über die Gepäckabfertigung am Hamburger Flughafen reißt nicht ab. Passagiere müssen derzeit häufig deutlich länger auf ihre Koffer warten als geplant. In Spitzenzeiten stauen sich mehrere Hundert Fluggäste vor den Transportbändern der Gepäckausgabe. Teilweise beträgt die Wartezeit sogar mehr als 90 Minuten nach der Landung. Erst vor vier Wochen hatte zu Beginn der Sommerferien eine Computerpanne die Be­förderungsanlage lahmgelegt und für Chaos am Hamburg Airport gesorgt, nachdem 500 Gepäckstücke liegen geblieben waren.

Auch jetzt sind viele Fluggäste erbost. „Hamburg hat gute Chancen, im Ranking noch tiefer als Provinzflug­hafen zu sinken, wenn die Gepäckauslieferung länger als der Flug dauert“, schimpft etwa Rüdiger Warnke, der schon mehrfach länger auf sein Gepäck gewartet hat. Zuletzt in der vergangenen Woche, als er mit dem Flug AB 8531 aus Salzburg gekommen war. „48 Minuten hat es gedauert, bis mein Koffer da war“, so der Saseler. Besonders ärgert ihn, dass die Passagiere nicht über die Verzögerung informiert wurden. „Das ist eine Zumutung.“

Airport: längere Wartezeiten in den Ferien

Am Flughafen bemüht man sich um Schadensbegrenzung. „Mehr als 85 Prozent aller Koffer benötigen am Hamburg Airport maximal 20 Minuten vom Flugzeug bis zur Gepäckausgabe“, sagt Sprecherin Katja Bromm auf Anfrage des Hamburger Abendblatts. Vereinzelt könne es jedoch zu längeren Wartezeiten kommen, gerade in der Hauptzeit der Ferien.

Tatsächlich ist die Situation angespannt. Am vergangenen Sonnabendnachmittag dauerte es fast zwei Stunden, bis das Gepäck des verspäteten Fluges LH 016 aus Frankfurt endlich ausgeladen war. In dem Teil der Halle warteten parallel Passagiere, die aus Antalya und Madrid gelandet waren. Zwar war an der elektronischen Anzeigetafel eine Ausladezeit angegeben, diese wurde aber mehrfach verschoben. Nicht nur eine Gruppe Touristen aus Spanien, die für den Abend Opernkarten hatte, wurde ungeduldig. Trotz Nachfragen fühlte sich niemand am Flughafen zuständig. Eine Erklärung für die lange Verzögerung gab es nicht.

„Das war alles sehr ärgerlich, meine Eltern waren zum Abholen gekommen und mussten draußen warten“, sagt Berit Schwarz, die mit ihrer Familie über Frankfurt aus Los Angeles gekommen war und schon seit fast 20 Stunden unterwegs war. Trotzdem seien sie recht gelassen geblieben. Bis sie zum Parkplatz kamen. „Wir mussten zwölf Euro Gebühren zahlen. Ich hätte schon erwartet, dass uns das erlassen wird“, sagt die Uhlenhorsterin. Schließlich sei es ja nicht ihr Fehler gewesen, dass es so lange gedauert habe.

Insgesamt arbeiten 640 Mitarbeiter im Bereich der Flugzeug- und Gepäckabfertigung. Pro Schicht und Mitarbeiter werden 700 Koffer abgefertigt. Laut Sprecherin Bromm sind die Gründe für Engpässe vielfältig. „Zum einen hat sich die Passagierluftfahrt in den letzten Jahren stark geändert.“ So bündelten sich etwa viele Ankünfte zu bestimmten Zeiten, was eine Personalplanung sehr schwierig mache, sagt sie. Zudem seien die Airlines von der Containerverladung auf eine lose Gepäckverladung umgestiegen, was einen erheblichen Mehraufwand bei der Abfertigung erfordere. Auch Verspätungen erschwerten die Planung.

Ver.di kritisiert die Arbeitsbedingungen

Das ist aber wohl nur ein Teil der Begründung. Aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di liegen die Verspätungen bei der Gepäckauslieferungen vor allem an fehlendem Personal. „Die freien Stellen können nicht besetzt werden, weil sie zu unattraktiv sind“, sagt Torsten Ballhause, Fachbereichsleiter Verkehr. Ein Blick auf die Internetseite des Flughafens bestätigt diese These: Dort sucht die ausgegründete Firma GroundSTARS schon seit Monaten Mitarbeiter für die Gepäckauslieferung. „Die Arbeitsbedingungen mit Schicht- und Wochenenddienst, teilweise auch Nachtarbeit, sind hart, aber bezahlt wird nur knapp über dem Mindestlohn von 8,50 Euro“, sagt Ver.di-Mann Ballhause. Zudem würden oft nur Teilzeitstellen und Minijobs in dem Bereich angeboten. Deshalb sei davon auszugehen, dass sich weiterhin nicht genug geeignete Mitarbeiter fänden. Entsprechend groß ist die Belastung des vorhandenen Personals.

Aktuell läuft eine Umfrage zu dem Thema an allen deutschen Verkehrsflughäfen. Die Auswertung wird im Herbst erwartet, aber schon jetzt ließe sich sagen, dass die Beschäftigten über massiven Zeit -und Arbeitsdruck klagten, so Ballhause. Die Gewerkschaft fordert deshalb bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste.