Hamburg. Ein Förderverein betreut den Nachwuchs der Schausteller – nun an einem festen Standort in der Rindermarkthalle.
Dreimal im Jahr wird das größte norddeutsche Volksfest, der Hamburger Dom, auf dem Heiligengeistfeld gefeiert. Dreimal im Jahr müssen in der Zeit auch die zahlreichen Kinder der Schausteller, die Fahrgeschäfte, Gastronomie und Buden betreiben, betreut werden.
Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten der Eltern, teilweise bis spät in die Nacht, lassen keine herkömmliche Betreuung des Nachwuchses zu, da Kindertagesstätten auf solche Besonderheiten üblicherweise nicht eingestellt sind. „Meine Frau und ich sind schon von morgens an mit Vorbereitungen an unserem Karussell beschäftigt“, sagt Patrick Greiner, der zum dritten Mal als Schausteller auf dem Dom ist. „Am späten Nachmittag geht dann das Geschäft los, und wir sind bis spät abends am Arbeiten“, ergänzt der Vater der dreijährigen Gracy-Lou, die diesen Sommer zum ersten Mal in der Dom-Kita untergekommen ist. Greiner sagt: „Es ist eine große Hilfe, unsere Tochter am Nachmittag hier abzugeben.“ Schausteller, die keine Unterstützung durch die Familie bekommen können, hätten ansonsten große Probleme. Finanzielle Unterstützung erhält der Förderverein Domkindergarten e.V. von der Stadt Hamburg und der evangelischen Kirche.
Seit dem Frühlingsdom 2015 hat die Dom-Kita einen festen Raum in der Rindermarkthalle. „Bislang mussten wir mit den Kleinen täglich mit Bussen zu einem Kindergarten in der City Nord fahren“, sagt Wolfgang Pickert-Schenk, Geschäftsführer des Fördervereins Domkindergarten e.V.. Er habe die täglichen Busfahrten als große Belastung für die Kinder empfunden. „Auch die Eltern sind aufgrund der Nähe zum Heiligengeistfeld mit dem neuen Raum in der Rindermarkthalle sehr zufrieden. Es erleichtert ihnen den Alltag“, heißt es vom Geschäftsführer.
Dadurch, dass die zeitraubenden Busfahrten wegfielen, habe man mehr Möglichkeiten für spannende Unternehmungen, sagt Marlen Hetzel. Die 25-jährige Sozialpädagogikstudentin hat bereits zwei Jahre Erfahrung mit den Domkindern und ist vom neuen Standort überzeugt. Geschäftsführer Pickert-Schenk ergänzt: „Auf 95 Quadratmetern können sich die Kinder hier nach Herzenslust austoben.“
Da viele der Kinder miteinander verwandt sind oder sich ihre Familien seit langer Zeit kennen, kenne sich der Großteil der Dom-Kinder, sagt Betreuerin Maren Deske. „Darum reicht bei den älteren Kindern eine kurze Eingewöhnungszeit aus. Bei den Jüngeren dauert es etwas länger und ist eine kleine Herausforderung für uns“, macht sie deutlich. Um allen 16 Drei- bis Sechsjährigen, die die Kita derzeit besuchen, möglichst schnell ein Gefühl von Nähe und Vertrautheit zu geben, versuchen die Erzieherinnen die Eingewöhnungszeit durch tägliche Rituale zu verkürzen. So gehört es zum Tagesablauf der Dom-Kinder, dass sie den Tag mit einem Begrüßungskreis anfangen und gemeinsam Lieder singen. Ebenfalls fest eingeplant ist der Ausflug zum benachbarten Spielplatz am Neuen Pferdemarkt. „Die Kinder brauchen diese Art der Routine“, sagt Maren Deske.
Aus pädagogischer Sicht sei an der Dom-Kita besonders wertvoll, dass die Kinder von Schaustellern, die ständig reisen, mit Kindern aus einem ähnlichen Milieu zusammenkommen und ein Gefühl der Zugehörigkeit entstehen könne, sagt Deske. „Das Beste am festen Standort ist aber, dass wir die Räume nach den Bedürfnissen und Interessen der Kinder selbst gestalten können und die Kleinen dadurch lernen, die Räume als ihre eigenen zu empfinden“, sagt ihre Kollegin Marlen Hetzel. Als nächste sei eine kleine Mal-
ecke im Ruheraum geplant – spätestens zum Winterdom wird sie eingeweiht.
Der Sommerdom steht noch bis Sonntag kommender Woche, 23. August, (täglich ab 15 Uhr, sonntags ab 14 Uhr) auf dem Heiligengeistfeld. Anreise mit der U 3 bis Feldstraße oder St. Pauli oder U 2 bis Messehallen.