Hamburg . Tenor Gardar Thor Cortes übernimmt die Rolle des Phantoms im Musical „Liebe stirbt nie“. An Hamburg schätzt der Isländer das Wetter.
Er gilt als der „James Bond der klassischen Musik“ und „Sexiest Man“ Islands: Gardar Thor Cortes muss lächeln, wenn er auf diese Beschreibungen angesprochen wird. „Das sind schöne Komplimente, aber darauf bilde ich mir nichts ein“, sagt der sympathische Sänger mit den dunkelbraunen Augen und den dunkelbraunen Haaren. „Ich möchte die Menschen vor allem mit meiner Stimme überzeugen.“
Vom 15. Oktober an hat der 41-jährige Tenor dazu die Chance. Dann steht der smarte Isländer als „Phantom“ in dem Musical „Liebe stirbt nie“, der Fortsetzung des Musicalwelterfolgs „Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber, auf der Bühne im Operettenhaus auf der Hamburger Reeperbahn.
Europa, Asien, USA: Cortes stand bereits überall auf der Bühne
Die Liebe zur Musik wurde ihm quasi mit in die Wiege gelegt - seine Mutter ist Pianistin, sein Vater ist ein bekannter Tenor und Dirigent sowie Mitbegründer der isländischen Oper. Cortes entschied sich jedoch zunächst für das Kornett, das einer Trompete sehr ähnlich ist, bevor für ihn mit 18 Jahren feststand: Ich möchte Sänger werden. Zuvor hatte er bereits mit 13 Jahren Schauspielerfahrung in der ZDF-Weihnachtsserie „Nonni und Manni“ gesammelt.
Nach einem Studium an der Hochschule für Darstellende Kunst und Musik in Wien sowie Privatunterricht in New York und Kopenhagen, belegte er einen zweijährigen Opernkurs an der Royal Academy of Music in London. An der Isländischen Oper sang Cortes große Tenorpartien wie Ferrando („Cosi fan tutte“), Fenton („Falstaff“), Alfredo („La Traviata“), Don José („Carmen“) und Rodolfo („La Bohème“). Engagements führten ihn nach Europa, in die USA und Asien, an der Lübecker Oper war er als Nicias in „Thais“ zu sehen.
„In Hamburg ist der Regen viel wärmer“
Musicalerfahrungen sammelte der Isländer im Londoner Westend in den Musicals „Oklahoma“, „West Side Story“ und als Raoul im „Phantom der Oper“ - zum 25. Jubiläum des Musicals trat er in der Royal Albert Hall auf. Auf die Rolle des „Phantoms“ freut er sich besonders: „Das Phantom ist eine Ikone. Er ist so ein mysteriöser Mann, und die Musik, die er singt, ist einfach magisch.“ Auch mit dem Singen auf Deutsch dürfte es keine Probleme geben. Der isländische Tenor mag deutsche Lieder der Romantik und hat schon Chanfalla in „Das Wundertheater“ und Tamino in „Die Zauberflöte“ gesungen.
Von Hamburg hat der 41-Jährige außer dem Flughafen und dem Bahnhof noch nicht so viel gesehen. „Aber ich mag das Wetter. Der Regen ist hier viel wärmer als in Island“, meint er grinsend und blickt nach draußen in das Hamburger Schmuddelwetter. Da sei das Klima in seiner Heimat Island viel rauer.
Wenn er von seiner Heimat erzählt, gerät der Sänger ins Schwärmen. „Es ist wie in einer kleinen Stadt, jeder kennt jeden.“ Vermissen wird er sicherlich seinen fast fünf Jahre alten Sohn, der die Hälfte der Zeit bei seiner Mutter in Island und die restliche Zeit bei seinem Vater in Hamburg verbringen wird. „Das wird ein Abenteuer für ihn. Jetzt geht er ja noch nicht zur Schule, da können wir das gut handeln.“ (dpa)