Hamburg. 38 Grad und die Folgen: 31-Jähriger stirbt nach Sprung in Alster. Hamburger verbrauchen ein Drittel mehr Leitungswasser.
Es war ein Super-Sommerwochenende – doch es steckte voller Gegensätze. Auf der einen Seite Temperaturen von bis zu 38 Grad, Entspannung in Freibädern und Badeseen, volle Biergärten, glückliche Gesichter und Sommerfeeling in der ganzen Stadt. Auf der anderen Seite: ein Badetoter in der Alster, viele hitzebedingte Feuerwehr-Einsätze – sowie Gewitter am Sonnabend und Regen am Sonntag.
Immer wieder hatten Feuerwehr und Umweltbehörde vor einem Bad in der Alster oder der Elbe gewarnt. Das ist zwar nicht verboten, kann aber unversehens gefährlich werden. In der Elbe sind die Unterströmung und die Sogwirkung der Schiffe für Schwimmer riskant, in der Alster der mögliche Zusammenstoß mit Schiffen und Booten.
Allen Warnungen zum Trotz ist ein Mann in der Nacht zum Sonntag in die Alster gegangen und ertrunken. Entgegen ersten Meldungen soll der 31 Jahre alte Rumäne jedoch nicht von der Kennedybrücke, sondern vom Ufer ins Wasser gesprungen sein. „Nach den Ermittlungen hatte der Mann mit seinem Freund am Ufer gegrillt und war von dort ins Wasser gesprungen“, sagt Polizeisprecherin Karina Sadowsky.
Junger Mann stirbt nach Sprung in die Alster
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Der 31-Jährige wollte offenbar unter der Kennedybrücke hindurchschwimmen. Als er nicht wieder auftauchte, alarmierten Zeugen die Feuerwehr. „Aufgrund der sehr konkreten Aussagen konnte der leblose Mann schnell aufgefunden werden“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Der 31-Jährige sei dann von Feuerwehrtauchern mit einem Kleinboot an Land gebracht und dort zunächst wiederbelebt worden. Wenig später sei er im Krankenhaus gestorben. Damit sind in diesem Jahr schon zwei Menschen in der Alster ums Leben gekommen.
Feuerwehrtaucher mussten am Wochenende mindestens neunmal ausrücken, um Menschen zu retten, die in der Elbe oder den Badeseen in Not geraten waren. Unmittelbar vor dem tödlichen Unfall hatte die Feuerwehr einen Mann vor dem Ertrinken in der Elbe gerettet. Auf Höhe der Strandperle war er ins Wasser gegangen und bis zur Fahrrinne geschwommen. „Als ihn die Kräfte verließen, schrie er um Hilfe.“ Der Mann wurde von einem Kleinboot der Feuerwehr gerettet.
Überhaupt hatte die Feuerwehr am Wochenende alle Hände voll zu tun. Allein am Sonnabend musste sie 1252-mal ausrücken – sonst sind es im Schnitt 890 Einsätze. Über den Notruf meldeten sich immer wieder Menschen mit hitzebedingten Beschwerden wie Kreislaufproblemen, Schwindel und Erschöpfung. „Betroffen waren vor allem ältere Menschen, die zu wenig getrunken hatten und dehydriert waren“, sagt der Feuerwehrsprecher.
Vergleichsweise wenig Einsätze – nur 20 – verursachte ein heftiges Gewitter, das am Sonnabendabend über die Stadt zog, betroffen waren vor allem die Stadtteile im Osten und Süden Hamburgs. Während im Westen nur ein fernes Grummeln zu hören war und kaum Regen den Boden erreichte, schüttete es in Wilhelmsburg wie aus Eimern. Dort fielen etwa 6,8 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Auch im Süden Schleswig-Holsteins hielt eine Gewitterfront die Feuerwehr in Atem. Sie rückte zu rund 180 Einsätzen aus: Bäume waren umgestürzt und Keller durch den Starkregen vollgelaufen. In Schwarzenbek schlugen Blitze in zwei Häuser ein und verursachten Dachstuhlbrände.
Tropisch: Sommer-Hitze in Deutschland
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„Es war eine extreme Wetterlage“, sagt Frank Böttcher, Meteorologe vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation. In Hamburg wurden am Sonnabend sogar 38 Grad in der Wetterstation Stellingen gemessen. Offiziell reichte das nicht an den 23 Jahre alten Hitzerekord vom 9. August 1992 heran. Damals wurden zwar nur 37,3 Grad an der Klimareferenzstation des Deutschen Wetterdienstes am Flughafen gemessen. Dort erreichte das Thermometer jetzt aber „nur“ 36,4 Grad.
„Das war der bisher zweithöchste Wert in einem Juli“, sagte Böttcher. Die Gluthitze sorgte zudem für einen hohen Wasserverbrauch: Statt der pro Tag üblichen 300.000 Kubikmeter verzeichnete Hamburg Wasser eine Abnahme von 400.000 Kubikmetern. Mit den Temperaturen stiegen auch die Ozonwerte. Das Gas bildet sich in Bodennähe bei intensiver Sonnenstrahlung in Kombination mit Autoabgasen. Gefährlich ist es vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen. Der höchste Wert wurde am Sonnabend mit 203 Mikogramm Ozon pro Kubikmeter Luft in Fuhlsbüttel registriert – bei 240 muss die Bevölkerung alarmiert werden.
Unterm Strich ließen sich die Hamburger die gute Laune aber nicht verderben: Stadtpark, Badeseen und Freibäder waren sehr gut besucht. Tausende fuhren mit dem Auto spontan an die Küsten, allerdings sorgte der Massenansturm für Staus auf Autobahnen und Landstraßen, auch die Parkplatzsuche in Scharbeutz und Grömitz stellte die Nerven der Badegäste auf eine harte Probe. Viele Ferienorte waren ausgebucht. Auch in St. Peter-Ording waren alle 1200 Strandkörbe belegt. Die Aussichten: Es bleibt sommerlich. „Zur Wochenmitte wird es mit 19 bis 21 Grad kühler, aber schon am Freitag wieder richtig warm“, sagt Böttcher.
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