HafenCity. Am heutigen Dienstag wird die Bewerbungsgesellschaft endgültig gegründet. Nikolas Hill wird der Geschäftsführer.

Wenn Nikolas Hill und Bernhard Schwank aus ihrem Großraumbüro im zweiten Stock des Unilever-Gebäudes in der HafenCity blicken, haben sie das Objekt ihrer Begierden direkt vor Augen: den Kleinen Grasbrook. Wo im Augenblick Autos und Container auf Schiffe verladen werden, sollen 2024 Olympische und Paralympische Spiele stattfinden. Hill und Schwank kommt in den nächsten zwei Jahren die Aufgabe zu, diese Veranstaltungen nach Hamburg zu holen.

Vom heutigen Dienstagnachmittag an werden beide das in offizieller Mission tun können, Hill, 43, als Geschäftsführer der Olympia-Bewerbungsgesellschaft, Schwank, 54, als sein Stellvertreter. Das Stammkapital beträgt 100.000 Euro, die Anteile werden auf sechs Gesellschafter verteilt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) übernimmt 51 Prozent, die Stadt Hamburg 26, der Bund 18, das Land Schleswig-Holstein und der Segelstandort Kiel je zwei und die Handelskammer Hamburg ein Prozent. Notar Andre Vollbrecht wird vor Ort gegen 16 Uhr den Gesellschaftervertrag erst vorlesen und dann beurkunden.

Der ursprüngliche Termin 11. Mai musste wiederholt verschoben werden, weil Anteile umgeschichtet und dadurch neue Beschlussfassungen der Gesellschafter nötig wurden. Von Mittwoch an kann die GmbH nun offiziell Mitarbeiter einstellen. Bis zu 25 sollen es in der ersten Phase bis zu den geplanten Referenden am 29. November in Hamburg und Kiel werden.

Höchstes Entscheidungsgremium der Bewerbungsgesellschaft ist die elfköpfige Gesellschafterversammlung. Der DOSB stellt mit Präsident Alfons Hörmann (Kempten), den Vizepräsidenten Gudrun Doll-Tepper und Stephan Abel (beide Berlin) drei Mitglieder – so wie Hamburg. Die Stadt vertreten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD). Der Bund schickt Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und einen zu benennenden Bundestagsabgeordneten, Schleswig-Holstein Innenminister Stefan Studt, Kiel Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (beide SPD), die Handelskammer Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Beschlüsse können mit einfacher Mehrheit getroffen werden, in Ausnahmefällen sind 75 Prozent notwendig. „Angestrebt wird immer Einstimmigkeit “, sagt Neumann.

Die Gesellschafterversammlung tagt das erste Mal am kommenden Montag im Hamburger Rathaus. Sie soll dann 28 Aufsichtsräte benennen und den Wirtschaftsplan für das laufende Jahr absegnen, den Hill und Schwank bereits ausgearbeitet haben.

Die Bewerbungskosten bis zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Sommer 2017 werden auf 50 Millionen Euro geschätzt. Der Bund wird davon 30 Millionen tragen, die erste Tranche von zehn Millionen soll in den nächsten Wochen fließen. Hamburg wird sich mit bis zu 15 Millionen Euro an den Kosten beteiligen, die Handelskammer hatte in Aussicht gestellt, 25 Millionen bei ihren Mitgliedern einzusammeln.

Montag wird den Gesellschaftern auch das Sportstättenkonzept vorliegen, mit allen bis zu 40 Standorten in und um Hamburg. „Ziel ist es bisher, so viele Wettbewerbe wie möglich in und um Hamburg auszutragen. Wir wollen ja kompakte Spiele“, sagt Schwank. Aus Kostengründen könnten Sportarten wie Wildwasser-Kanu und Vorrundenspiele der Ballsportarten in den angrenzenden Bundesländern ausgetragen werden, Handball in Kiel, Volleyball in Schwerin, Basketball in Bremen. Die Gruppenspiele der Fußballfrauen und -junioren werden ohnehin in ganz Norddeutschland gekickt. In der sechsten Bürgerwerkstatt zu Olympia sollen am kommenden Dienstag (19 Uhr, MagnusHall, Amsinckstraße 70) diese Vorschläge diskutiert werden.

Hauptaufgabe der Bewerbungsgesellschaft ist bis zum Ende des Jahres die Erstellung der Unterlagen für das IOC („Mini Bid Book“); sie müssen bis zum 8. Januar 2016 in Lausanne (Schweiz) abgegeben werden, und die Vorbereitung des Referendums. Die Gesellschaft wird keine Kampagne starten, aber informieren. „Unsere Aufgabe wird es sein, das verlorene Vertrauen der Bevölkerung in Großprojekte wieder herzustellen“, sagt Hill. „Wir werden jede Zahl, jede Maßnahme plausibel erklären, was sie kostet und woher das Geld kommen soll.“ Die Bewerbungsgesellschaft wird dabei zwischen den Ausgaben unterscheiden, die wegen Olympia anfallen und solchen, die ohnehin in Hamburg vorgesehen waren, durch Olympia aber beschleunigt würden – wie etwa der Bau der Hafenquerspange, die die Autobahnen A 1 und A 7 verbinden soll. Das verlangt das IOC erstmals für die Bewerbung 2024.

Parallel dazu werden Hill, Schwank, Vertreter der Stadt und des DOSB bei Meisterschaften wie der Leichtathletik-WM Mitte August in Peking oder auf der 128. IOC-Session in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur (30. Juli bis 3. August) für den bei vielen internationalen Sportfunktionären noch unbekannten Kandidaten werben. „Es gibt viel zu tun“, sagt Schwank.

Wie das nun am Besten getan werden kann, werden Hill und Schwank am 14./15. Juli bei einem Workshop des IOC erfahren, um den die Hamburger Bewerbungsgesellschaft gebeten hat.