Hamburg . Stadt stellt Pläne für die weitere Nutzung des Geländes vor. Bis zu 5000 Wohnungen sollen im neuen Stadtteil zusätzlich entstehen.
Die Planungen der Stadt für ein Olympiazentrum auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook nehmen weiter Gestalt an. Am Dienstagabend wird der Senat die Überlegungen des internationalen Architekten-Konsortiums und behördlicher Arbeitsgruppen bei der „Stadtwerkstatt Olympic City“ im Cruise Center in der HafenCity öffentlich vorstellen und diskutieren lassen. Die Grafiken zeigen, wie das rund 130 Hektar große Gelände während der Spiele genutzt werden könnte – und was anschließend auf dem Kleinen Grasbrook entstehen kann.
Auf der oberen Skizze ist die mögliche Aufteilung des Areals im Hafen während Olympischer und Paralympischer Spiele 2024 zu sehen. An der Spitze steht die Olympiahalle (15.000 Sitze) für Turnen und Basketball, daneben ist Platz für Public Viewing, dahinter für das 70.000 Zuschauer fassende Olympiastadion (Leichtathletik, Eröffnungs- und Schlussfeier). Vor diesem sind zwei Aufwärmplätze vorgesehen. Daran schließt sich das olympische Dorf für 18.000 Bewohner (Athleten, Trainer, Betreuer) an. An der Spitze des nördlichen Kleinen Grasbrooks ist die Schwimmhalle (12.500) vorgesehen.
Auch zur Nachnutzung des Areals als neuer Hamburger Stadtteil liegen jetzt konkrete Vorschläge vor. Die Schwimmhalle würde die Bäderland GmbH zu einem Spaß- und Freizeitbad umbauen, die Olympiahalle ist als viertes Kreuzfahrtterminal fest eingeplant, möglicherweise mit Restaurants und Bars. Das olympische Dorf wird nach Westen erweitert, 4000 bis 5000 behindertengerechte Wohnungen sollen auf dieser Fläche entstehen, darunter ein Drittel geförderte. Das Olympiastadion würde zurückgebaut, der Innenraum zu einem Sportpark umgestaltet. Ein Ring mit 300 Wohnungen in bester Lage, mit Balkons und Terrassen könnte die Tribünen ersetzen. Die U-Bahn-Linie 4 soll nach den Spielen von der HafenCity nach Wilhelmsburg weitergeführt werden – mit einer Station „Olympia City“ auf dem Kleinen Grasbrook. Aus Sicherheitsgründen war eine Haltestelle, die während der Spiele benutzbar wäre, verworfen worden.
Die Pläne stoßen nicht überall auf Begeisterung: Die Linke hat weitere Aktivitäten gegen die Hamburger Bewerbung angekündigt. Für den Parteitag am 27. Juni in Wilhelmsburg wird ein Antrag „Für ein soziales Hamburg – NOlympia!“ vorbereitet werden, wie der Landesvorstand am Wochenende beschloss. „Die Austragung Olympischer Spiele 2024 oder 2028 in Hamburg wird die soziale Spaltung der Stadt vertiefen und die Stadtentwicklung aus den Händen des Senats in die der Investoren übergeben“, hieß es von der Linken. Auch der Sport werde nicht zu den Nutznießern zählen, das beweise die Lage in ehemaligen Austragungsorten wie London oder Athen. Dass der Senat bisher nur zu den Bewerbungskosten Auskünfte gebe, lasse die Volksabstimmung am 29. November „zur Farce werden“. Die Linke werde „einen kräftigen Beitrag“ zur NOlympia-Kampagne leisten, um die Hamburger davon zu überzeugen, „beim Olympia-Referendum mit Nein zu stimmen“.
Der Senat aber bleibt bei seinem Zeitplan, im September oder Oktober erste belastbare Zahlen zu den Olympiakosten zu veröffentlichen. Halbwegs verlässliche Berechnungen könnten ohnehin erst angestellt werden, wenn die laufenden Planungen weitgehend abgeschlossen sind. Das sollte Ende Juli/Anfang August der Fall sein. Bis zum 8. Januar 2016 muss die Stadt beim in Lausanne (Schweiz) sitzenden Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ihre Bewerbungsunterlagen („Mini Bid Book“) abgeben. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte wiederholt betont, dass für Olympia keine anderen städtischen Projekte zurückstehen müssten.
Ein Großteil der Kosten wird voraussichtlich der Bund übernehmen, die Durchführung der Spiele im Jahre 2024 bezuschusst das IOC zudem mit rund zwei Milliarden Euro. Bisherige Schätzungen gehen davon aus, dass auf Hamburg Ausgaben von einer bis 1,5 Milliarden Euro – verteilt auf die nächsten zehn Jahre – zukommen werden. Mögliche Steuermehreinnahmen sind dabei nicht gegengerechnet. Für die Sommerspiele 2012 in London erhielten Unternehmen der Stadt, vor allem Handwerksbetriebe, Aufträge von rund drei Milliarden Euro.
„Was Olympia wirklich auf Euro und Cent kostet, lässt sich vermutlich erst ein Jahr nach den Spielen exakt sagen, wenn alle Abrechnungen vorliegen“, sagt Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD). Dennoch gehe er fest davon aus, dass bei seriösen Planungen – Stichwort: kostenstabiles Bauen – die Ausgaben im veranschlagten Budgetrahmen blieben.
Mit Paris wird am Dienstag ein weiterer Konkurrent Hamburgs seine Olympiabewerbung offiziell bekannt geben. Boston (USA) und Rom hatten zuvor ihre Kandidatur erklärt. Weitere Bewerbungen werden bis zum 15. September aus Baku (Aserbaidschan), Budapest (Ungarn), Doha (Vereinigte Arabische Emirate), Durban (Südafrika) und Melbourne (Australien) erwartet.
„Stadtwerkstatt Olympic City“ am Dienstag, 23. Juni, 19–21 Uhr, Cruise Center HafenCity, Großer Grasbrook 19, U4-Station Überseequartier.