Hamburg. Stadt hat im vergangenen Jahr mit Grundstücken so viel Geld umgesetzt wie seit 2006 nicht mehr. Deutlich mehr ver- als gekauft.

Der seit einigen Jahren wieder angekurbelte Wohnungsbau schlägt sich auch in den Grundstücksgeschäften nieder, die die Stadt tätigt. Im vergangenen Jahr hat die Kommission für Bodenordnung, die fast alle Grundstücksgeschäfte der Stadt abnicken muss, über Flächen im Wert von mehr als 300 Millionen Euro entschieden – das ist die höchste Summe seit 2006 und eine der höchsten in der Geschichte der Stadt.

Wie aus dem Bericht der Kommission für 2014 hervorgeht, hat die Stadt Grundstücke im Wert von 192 Millionen Euro verkauft und für rund 80 Millionen Euro Grund und Boden angekauft. Hinzu kamen kleinere Transaktionen wie die Vergabe von Erbbaurechten, Entschädigungen und Ausübung von Vorkaufsrechten, sodass am Ende exakt 304 Millionen Euro bewegt wurden.

In 48 Fällen entschied die Kommission, die sich aus Vertretern der Bürgerschaft, der Bezirksversammlungen und der Verwaltung zusammensetzt, über Grundstücksverkäufe zum Zwecke des Geschosswohnungsbaus. Dabei ging es um 177.000 Quadratmeter Fläche, auf denen 2650 Wohneinheiten entstehen sollen – rund 40 Prozent des gesamten Wohnungsneubaus eines Jahres entstehen also auf Flächen, die die Stadt dafür verkauft. 2014 betraf das zum Beispiel das Projekt „Tarpenbek Greens“ am Nedderfeld, Grundstücke an der Ecke Sengelmannstraße/Suhrenkamp (Alsterdorf), an der Martinistraße (Eppendorf), an der Winsener Straße (Wilstorf) oder das Baugebiet Jenfelder Au.

In 33 Fällen wurden Grundstücke für wirtschaftliche oder Gewerbezwecke verkauft. Dabei handelte es sich um eine Fläche von insgesamt 7,5 Hektar, der Umsatz lag bei 24 Millionen Euro. In diesen Bereich fällt unter anderem das umstrittene Zeise-Grundstück in Ottensen, auf dem ursprünglich Wohnungen entstehen sollten und nun eine Werbefirma Büros errichten will.

Bei den Grundstücksankäufen stand das Baugebiet „Mitte Altona“ im Mittelpunkt. Dort erwarb die Stadt von der Bahn AG für 50 Millionen Euro drei Baufelder mit einer Gesamtgröße von 14 Hektar, auf denen vor allem Wohnungen entstehen sollen.

Auch der Ankauf des Geländes an der Sophienterrasse war ein Fall für die KfB

Größere Projekte, zu denen die Kommission in ihrem Bericht aber keine Zahlen nennt, waren der Ankauf des Postgebäudes in Harburg zur Einrichtung einer Zentralen Notaufnahme für Flüchtlinge und des Filetgrundstücks an der Sophienterrasse in Harvestehude, wo ebenfalls eine Flüchtlingsunterkunft entstehen soll – was auf Betreiben von Anwohnern vorerst vom Gericht untersagt wurde. Allein dieses Grundstück soll dem Vernehmen nach 14 Millionen Euro gekostet haben.

Darüber hinaus kaufte die Stadt für insgesamt 4,4 Millionen Euro mehr als 50 Hektar als Ausgleichs- und Ersatzflächen für Eingriffe an anderer Stelle an oder um sie dem Naturschutz zu widmen. Der größte Flächenerwerb fand mit 15,5 Hektar im Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen statt, gefolgt von zwei Flächen in Duvenstedt mit 7,2 und 5,0 Hektar. In Eidelstedt wurde zudem eine 2,2 Hektar große Fläche als Ausgleichsfläche für den geplanten A-7-Deckel erworben.

Nach Angaben der Finanzbehörde gehören der Stadt rund 55 Prozent ihrer Fläche. Außerdem ist sie die größte Immobilienbesitzerin: Etwa 45 Prozent aller Gebäude gehören Hamburg. 79 Prozent des städtischen Immobilienbestands sind Wohnungen, etwa 21 Prozent werden gewerblich genutzt.