Hamburg. Die Schritte seien notwendig, um die publizistische Unabhängigkeit des “Spiegel“ zu wahren. Auch ein Stellenabbau wurde angekündigt.

Der Verlag des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ plant ein großes Sparprogramm und investiert zugleich in neue Projekte wie eine digitale Tageszeitung. Dauerhaft sollen von 2017 an 15 Millionen Euro im Jahresetat von Redaktion, Dokumentation und Verlag gespart werden, kündigte das Medienhaus am Mittwoch in Hamburg an. „Das ist auch mit einem Stellenabbau verbunden“, sagte Verlagsgeschäftsführer Thomas Hass.

Konkrete Zahlen dazu gibt es noch nicht, weil das Restrukturierungskonzept derzeit erarbeitet wird und bis Ende 2016 umgesetzt werden soll. Die „Agenda 2018“ sieht auch vor, dass der Verlag über 15 gestartete Projekte weiteres Wachstum erzielen soll. Es werde dafür 2015 ein mittlerer einstelliger Millionen-Betrag investiert, ergänzte Hass. In den Projekten arbeiten Mitarbeiter unterschiedlicher Ressorts und Verlagsbereiche zusammen.

Bezahl-Modell soll noch dieses Jahr an den Start gehen

„Wir möchten eine digitale Tageszeitung an den Start bringen und sind überzeugt, das wir das hinbekommen werden“, kündigte „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer an. Außerdem soll der Auftritt von Spiegel Online auf Englisch vorangebracht werden. „Das Bezahl-Modell für Spiegel Online ist in Arbeit und geht hoffentlich noch in diesem Jahr an den Start“, ergänzte Brinkbäumer. Mit Veranstaltungen - Lesungen, Messen, Matineen - will sich der Verlag stärker öffentlich präsentieren.

Die Gesellschafter des Verlags - die Mitarbeiter-KG, der Hamburger Verlag Gruner + Jahr und die Familie Augstein - haben der Agenda zugestimmt. „Die Ausschüttung geht deutlich runter“, kündigte Hass an. 2014 waren 25,2 Millionen Euro an die Gesellschafter ausgezahlt worden, darunter sind 700 stille Gesellschafter in der Mitarbeiter-KG. „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein hatte ihnen einst die Mehrheit am Verlag übertragen. Der Umsatz lag 2014 bei rund 285 Millionen Euro.

Ein Fünftel des Umsatzes seit 2007 weggebrochen

Derzeit sei der Verlag noch wirtschaftlich solide, verliere aber durch die rückläufige Entwicklung bei Anzeigen und Vertrieb seit einigen Jahren Erlöse, berichtete Hass. So sei ein Fünftel des Umsatzes seit 2007 weggebrochen und knapp die Hälfte des Gewinns. „So riskieren wir, dass der "Spiegel" schon bald in die roten Zahlen rutscht. Das dürfen wir nicht akzeptieren.“ Das Programm sei notwendig, um die publizistische Unabhängigkeit des „Spiegel“ zu wahren, ergänzte der Geschäftsführer.

Mit der Anfang Januar umgestellten Erscheinungsweise des Magazins am Sonnabend - statt zuvor am Montag - zeigten sich die Verlagsspitzen zufrieden. Im ersten Quartal wurden rund 883 000 Exemplare verkauft. Der Chefredakteur kündigte von der nächsten Ausgabe an weitere Veränderungen im Heft an: So soll die Titelgeschichte nebst Leitartikel den Hefteinstieg prägen. Dafür rücken Leserbriefe weiter nach hinten. Außerdem soll es einen zweiten Themenschwerpunkt geben. Mit Online-Chefredakteur Florian Harms will Brinkbäumer in der Spiegel-Gruppe den investigativen politischen Journalismus stärken. (dpa)