Hamburg . Er war der erste Bundesliga-Star, der sich zu seiner Homosexualität bekannte. Bei der schwul-lesbischen EM ist Hitzlsperger Ehrengast.
Fußball und Homosexualität müssen nicht einander ausschließen. Die schwul-lesbische Fußball-Europameisterschaft von Donnerstag bis Sonntag in Hamburg ist der beste Beweis dafür. 31 Mannschaften aus neun Ländern teilen ihre Freude am runden Leder. Im Profifußball ist Homosexualität ein weniger offenes Thema.
Thomas Hitzlsperger war im Januar 2014 der erste prominente deutsche Profifußballer, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Der 52-malige deutsche Nationalspieler kam am Freitag als Ehrengast zur schwul-lesbischen EM, um das oft totgeschwiegene Thema weiter publik zu machen. „In den letzten Jahren hat eine positive Entwicklung stattgefunden. Mein Outing soll eine Hilfestellung für andere Fußballer sein“, sagte der 33-Jährige in der Hansestadt.
Hitzlsperger hatte sich erst vier Monate nach seiner aktiven Laufbahn „geoutet“, weil er laut eigener Aussage lange gebraucht hat, um sich über seine sexuelle Gesinnung klar zu werden. „Es hat nach meinem Coming Out ein paar negative Mails gegeben. Von daher ist nicht alles so schön, wie es aussieht. Aber die meisten Reaktionen waren positiv“, meinte er rückblickend.
Ob es Homophobie im Profifußball gebe, könne auch er kaum beurteilen: „Wir hatten noch nicht den Fall, dass ein aktiver Profi sich geoutet hat. Es wäre auch nicht damit getan, wenn der erste Fußballer dies tut. Es muss weiter gehen. Ich bin davon überzeugt, dass es auch schwule Fußball-Fans gibt, die Schwierigkeiten haben und sich zurückziehen.“
Professor Martin Schweer hat sich als wissenschaftlicher Leiter der Initiative „Fußball für Vielfalt“ mit dem Thema intensiv beschäftigt. „Homophobie spielt auch in anderen Sportarten eine Rolle. Im Fußball ist es ein besonders großes Thema, weil es die Sportart Nummer eins ist und weil viele männliche Merkmale im Fußball zum Tragen kommen“, erklärte er.
Hitzlsperger glaubt, auch im Fußball müsse sich niemand mehr für seine sexuelle Gesinnung schämen. „Spieler in meiner Generation haben mit diesem Thema kein Problem mehr. Ich habe in der Nationalmannschaft nie einen schwulen-feindlichen Spruch gehört“, sagte er. „Ich kenne viele Fangruppen, die sich sogar aktiv Gedanken darüber machen, wie man solche Spieler unterstützen könnte.“
Hitzlspergers Hoffnung ist, dass sich schwule Fußballer künftig nicht mehr verstecken müssen. „Mit einem Coming Out kann man seine Lebenssituation verbessern. Viele fragen sich danach: Warum habe ich das nicht schon früher gemacht? Aber jeder muss selber entscheiden, ob er das möchte oder nicht.“
Zum Abschluss der Gesprächsrunde gab er seine Vision von einer besseren Zukunft bekannt: „Wenn der 20. Fußballer sagt, er ist schwul, und die Meldung landet in der Zeitung nur ganz klein auf der letzten Seite, wäre das Ziel wohl erreicht.“ (dpa)