Arte widmet der Homophobie in Europa heute einen sehenswerten Themenabend

Homosexuell zu sein, das ist im Europa des 21. Jahrhunderts kein Problem mehr. Könnte man meinen. Schließlich ist die Diskriminierung „aus Gründen der sexuellen Ausrichtung“ laut EU-Grundrechte-Charta verboten, Schwule und Lesben dürfen heiraten oder zumindest eine Eingetragene Partnerschaft eingehen.

Doch in der Realität stellt sich die Situation für viele Schwule und Lesben etwas anders dar: Nicht einmal die Hälfte von ihnen traut sich händchenhaltend in der Öffentlichkeit aufzutreten, ergab eine EU-weite Umfrage. Arte widmet der Frage „Wie homo-feindlich ist Europa?“ einen Themenabend mit zwei Dokumentationen, die zeigen, dass nicht nur Länder wie Litauen und Ungarn, sondern auch Frankreich und Deutschland noch weit von echter Gleichstellung entfernt sind. In Ungarn, so zeigt es „Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?“, hat es sogar massive Rückschritte gegeben, seit dort die nationalkonservative Fidesz-Partei an der Macht ist. In Frankreich gingen vor zwei Jahren Hunderttausende auf die Straße, um gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe zu demonstrieren. Und der litauische Abgeordnete Petras Gražulis vergleicht Homosexualität mit Nekrophilie und Drogenabhängigkeit.

Gemäßigtere Varianten homophober Denkweisen gehen gern mit Sätzen wie „Ich habe nichts gegen Homosexuelle, aber sie sollen lieber unauffällig bleiben.“ einher. Louis-Georges Tin, ein französischer Sozialwissenschaftler, schlägt in diesem Fall einen einfachen Test vor: „Ersetzen Sie in so einem Satz das Wort ,Homosexuelle’ durch ,Schwarze‘, ,Juden‘, ,Frauen‘ oder ,Roma‘.“

Verlacht, diskriminiert, bedroht, attackiert zu werden, das gehört leider immer noch viel zu häufig zum Leben als Homosexueller. Mitten in Europa. Mitten im 21. Jahrhundert.

„Wie homo-feindlich ist Europa?“
Di ab 20.15 Uhr, Arte