Hamburg. Die Hamburger Marke Naturia bietet Nahrung für Vierbeiner mit hochwertigen Zutaten. Nachfrage und Umsatz steigen kräftig.

Hund Felix hat den Anstoß zur Unternehmensgründung gegeben. Herrchen Carsten Isernhagen befand das im Supermarkt angebotene Futter für den schwarzen Hovawart als nicht gut genug. In den Produkten fehlten ihm wichtige Inhaltsstoffe. „Wenn Hunde in freier Wildbahn ein Tier reißen, dann fressen sie auch die Innereien mit“, sagt Isernhagen. Zum Beispiel sei im Kehlkopf wichtiges Phosphor enthalten. Das klassische Hundefutter bestehe aber vor allem aus Formfleisch, rieche chemisch, man wisse nicht, was drinstecke.

„Das wollten wir ändern“, sagt der studierte Betriebswirt und gründete vor sieben Jahren mit einem Geschäftspartner, der nicht namentlich genannt werden will, Naturia – mit Erfolg. „Wir legen jedes Jahr beim Umsatz um 20 bis 25 Prozent zu“, sagt der Vertriebsleiter. Die Firma profitiere dabei vom gestiegenen Anspruch an das Essen im allgemeinen, auch ausgelöst durch die Kochshows im Fernsehen. Das trat den Trend zu Premium-Tiernahrung los. „Die Besitzer stellen an die Tiernahrung ebenso hohe Ansprüche wie an Babynahrung“, sagt Isernhagen. Schließlich sei der Vierbeiner in Singlehaushalten häufig Kinderersatz.

Isernhagen ist auf dem Land aufgewachsen, seine Eltern betrieben einen Bauernhof in der Lüneburger Heide. „Wir haben immer Hunde auf dem Hof gehabt, die wurden mit Essensresten gefüttert“, sagt der 43-Jährige, der sein ganzes Berufsleben über dem Ländlichen treu geblieben ist. Vor seinem Studium schloss er eine Ausbildung als Landmaschinenmechaniker ab, später arbeitete er im Getreidehandel und für eine Molkerei. Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln wollte er für Tiere anbieten. 2008 fand er in Niedersachsen ein Partnerunternehmen, das seitdem für Naturia produziert.

Alle Rohstoffe bezieht das Unternehmen nach eigenen Angaben aus dem Lebensmittelhandel, sie könnten somit auch für die Herstellung von Nahrungsmitteln für Menschen eingesetzt werden. Das Fleisch wird durch den Wolf gedreht und zerkleinert. Rohes Gemüse und Kräuter kommen hinzu. Auch Löwenzahn oder Gänseblümchen, Nudeln oder Reis, Hüttenkäse oder Quark werden je nach Sorte beigemengt – und weitere spezielle Zutaten: „Omega-3-Fettsäuren sind gut fürs Fell, Aloe Vera für Gelenke, Ginseng für die Vitalität“, sagt Isernhagen. Tabu sind Formfleisch, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Zucker, Farbstoffe, Tiermehl und Gluten.

Rund 500 Supermärkte verkaufen die Produkte in Deutschland

Die Mischungen werden kalt abgefüllt, die Dosen danach verschlossen. „Dann werden sie klassisch wie früher bei Oma eingekocht“, sagt Isernhagen und vergleicht das mit der Zubereitung von Hausmannskost im Dampfkochtopf. „Alles wird im eigenen Saft langsam und schonend gegart. Weil das in der geschlossenen Dose passiert, bleiben die Nährstoffe enthalten.“

Das sei neben den hochwertigen Zutaten der wesentliche Unterschied zu herkömmlicher Tiernahrung. Diese werde sonst heiß abgefüllt, wichtige Vitamine und Mineralstoffe gingen mit dem Dampf flöten. Nachdem die Kerntemperatur im sogenannten Kochkorb erreicht wurde, beginnt die Kühlphase. Neben dem typischen Dosenfutter bietet Naturia neuerdings auch Katzenfutter aus dem Glas an. Mit der Zubereitung von 500 Kilogramm fing Isernhagen 2008 an. 1200 Dosen hatte er jeweils von vier Sorten Hunde- und Katzenfutter herstellen lassen. In zwei Regionen testete er die Produkte. Plaza in Kiel und Globus in St. Wendel nahmen die Ware ins Sortiment. Nach einem halben Jahr sollte er neun weitere Märkte der Plaza-Gruppe Coop in Kiel beliefern. Heute sind es bundesweit rund 500 Läden, die Naturia gelistet haben. Dazu gehören Filialen von Kaiser’s Tengelmann, Famila und auch erste Edeka-Geschäfte. In Hamburg gibt es die Produkte bei Real und in Sky-Märkten, die zu Coop gehören.

Uhlenhorster Unternehmen setzt mit Futter rund eine halbe Million Euro um

„Dieses Jahr wollen wir weitere kleine Ketten akquirieren“, sagt Isernhagen. Kontakte in die Schweiz sind geknüpft, auch Österreich und Großbritannien seien potenziell interessante Märkte. Dort seien die Tierbesitzer bereit, für qualitativ gutes Futter mehr Geld auszugeben. Eine 400-Gramm-Dose Naturia für Hunde schlage mit 1,49 Euro zu Buche, normales Futter sei rund 60 Cent günstiger. 200 Gramm Katzenfutter kosten 99 Cent.

Eine halbe Million Euro Umsatz erzielte das Unternehmen mit Sitz auf der Uhlenhorst im vergangenen Geschäftsjahr. „Nach den Anfangsjahren mit zunächst einer roten und dann einer schwarzen Null machen wir seit ein, zwei Jahren einen kleinen Gewinn“, sagt Isernhagen. Hovawart Felix erlebt das allerdings nicht mehr mit. Er hat das Zeitliche gesegnet. Bei Isernhagen zu Hause tobt nun Mischling Anton herum.