Hamburg. Informationsveranstaltung des Hamburger Senats am 2. Juni. Olympiagegner bereiten Demonstration in Wilhelmsburg vor.

Die Uhr tickt. Am 29. November können Hamburgs Bürger der städtischen Olympiakampagne für die Sommer- und Paralympischen Spiele 2024 ihr Plazet geben. Worüber sie abstimmen sollen, dürfte sich in den nächsten Tagen konkretisieren. Der ­Senat wird am Dienstag, dem 2. Juni, um 19 Uhr auf einer zweistündigen ­öffentlichen Informations-Veranstaltung in der Magnushall an der Amsinckstraße 70 vier Modelle vorstellen, wie die „Olympic City“ auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook einmal aussehen und später genutzt werden könnte. ­Bereits am Freitag, dem 29. Mai, präsentiert Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter, Leiter der Arbeitsgruppe LP 35 Olympia, in Wilhelmsburg im Konferenzraum D der Behörde für Stadt­entwicklung und Umwelt Vertretern aus Bürgerschaft, Bezirken, Wirtschaft, Umwelt und Verwaltung diese Pläne.

Die Olympiagegner (Internetplattform: etwasbesseresalsolympia.org) wollen am Mittwoch (11 Uhr, Marktstraße 102 auf St. Pauli) ihre Bedenken vortragen. Sie bereiten eine Anti-Olympia-Demonstration vor, die für Sonnabend, den 30. Mai, in Wilhelmsburg angemeldet ist.

Am 21. März hatte sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einstimmig für Hamburg als deutsche Bewerberstadt entschieden. Seit Ende April entwickeln zwei Teams einen architektonischen Masterplan für das Areal südlich der östlichen HafenCity. Grundlage ist der ein Jahr alte Entwurf, der auf dem rund 130 Hektar großen Gelände das Olympiastadion, die Olympiahalle für Turnen und Basketball, die Schwimmhalle und das olympische Dorf unterbringen will. Die bisherige Anordnung soll überarbeitet werden, eventuell eines der Module, wahrscheinlich die Schwimmhalle, in Richtung Wilhelmsburg verlegt werden. Auch mögliche Varianten der Umsiedlung der auf dem Kleinen Grasbrook ansässigen Hafenbetriebe sollen in die Überlegungen einbezogen werden.

Bis zum Referendum im Novemberliegt eine Kostenkalkulation vor

Klaus Grewe, 53, erfolgreicher Koordinator der Olympischen Sommerspiele 2012 in London, führt das Projekt – und lässt es exakt durchrechnen. Er verspricht: „Wir werden bei unseren Planungen alle Meinungen und Wünsche aus der Bevölkerung, der Politik und von den Verbänden einfließen lassen und am Ende sagen, was welche Variante kosten wird.“ In die jetzigen Umplanungen fließen bereits Vorschläge aus dem Internet und den drei Bürgerwerkstätten ein, die der Senat in den Monaten vor der Olympiaentscheidung des DOSB veranstaltet hatte. Grewe steht für Transparenz und genießt das Vertrauen von Sportsenator Michael Neumann. Grewe weiß aus den Erfahrungen der gescheiterten Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022: „Sind die Bürger nicht ausreichend über die Vorhaben informiert, werden sie zu Recht unruhig und können auch ein Riesenprojekt zu Fall bringen.“

Zuschuss für Hamburgs Olympia Bewerbung

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    Die von der Stadt beauftragten Planungsteams sind die Arbeitsgemeinschaft KCAP Architects & Planners aus den Niederlanden, Arup (Büros in London, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main), Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich/Berlin), Kunst+Herbert (Hamburg/Schwerpunkt Städtebau) und die Architektengruppe gmp von Gerkan, Marg und Partner mit Firmensitzen von Hamburg bis Shanghai. Zuarbeit leisten die Unternehmen WES Landschaftsarchitektur (Hamburg) und das Drees & Sommer Projektmanagement aus Düsseldorf, ausgewiesene Experten in der Planung von Sportstätten.

    Ein weiterer Baustein der Hamburger Kampagne ist die Bewerbungsgesellschaft. Sie soll am Donnerstag endgültig gegründet werden, nachdem der ursprüngliche Termin, der 11. Mai, mehrmals verschoben werden musste.

    Die Abstimmungen zwischen den Gesellschaftern Bund, Hamburg, dem Segelstandort Kiel und dem DOSB, der 51 Prozent der Anteile erhalten wird, hatten mehr Zeit als erwartet in Anspruch genommen. In der vergangenen Woche hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages entschieden, die Hamburger Bewerbung mit 30 Millionen Euro zu unterstützen. Die ersten zehn Millionen sollen schon im Juni fließen. Bisher war die Stadt Hamburg in Vorleistung getreten. Insgesamt dürfte die Kandidatur bis zur Entscheidung des Olympischen Komitees im Sommer 2017 etwa 50 Millionen Euro kosten.

    Die Bewerbungsgesellschaft zieht in den zweiten Stock des Unilever-Gebäudes am Strandkai 1 in der HafenCity. Von dort haben die 20 Mitarbeiter aus ihrem Großraumbüro einen freien Blick auf den Kleinen Grasbrook. Die Miete ist erschwinglich. „Das Angebot war so gut, dass wir es nicht ablehnen konnte“, sagt Uta Köhne, Leiterin der Projektgruppe Olympia für Hamburg. Ursprünglich hatte die Bewerbungsgesellschaft Räume an der Steinstraße in der Altstadt beziehen wollen.