Hamburg. Keine Eigentumswohnungen, bezahlbarer Wohnraum und Platz für Subkultur. Nach einmaligen Beteiligungsverfahren stehen die Pläne fest.

Die Zukunft des umstrittenen „Esso-Häuser“-Areals an der Reeperbahn in Hamburg nimmt Gestalt an. „Die Bebauung wird einen ganz klaren Schwerpunkt bei bezahlbarem Wohnen haben“, sagte Bezirksamtsleiter Andy Grote am Mittwoch. Darüber hinaus sollen ein Hotel und Räume für einen 24-Stunden-Shop, Clubs und Kiez-spezifische Sozialversorgung entstehen. Die Dächer sollen ebenfalls öffentlich nutzbar sein.

Das vorgestellte Konzept zur Neubebauung ist das Ergebnis eines einmaligen Beteiligungsprozesses. Interessierte reichten bei der „PlanBude“ in den vergangenen Monaten über 2000 Vorschläge zur Zukunft des Areals ein. Vertreter der Stadt, Initiativen und „PlanBude“ sowie der Eigentümer entwickelten auf der Grundlage dieser Ideen und Wünsche die Vorgaben für den Neubau.

Mieter können zurückkehren

Fast zwei Drittel der 200 bis 250 neuen Wohnungen sollen demnach öffentlich gefördert werden: 38,5 Prozent als klassische Sozialwohnungen und weitere 20 Prozent für Baugemeinschaften und Genossenschaften. Die Mieter, die 2014 über Nacht ihr Zuhause verlassen mussten, könnten in die neuen Wohnungen zurückkehren.

Ausgeschlossen sind Eigentumswohnungen und Ketten oder Fillialisten. Stattdessen soll sich eine vielseitige Mischung aus Geschäften, Clubs und Gastronomie ansiedeln - und altbekannte Einrichtungen wieder einen Platz finden: „Das Molotov soll zurückkehren und will auch zurückkehren“, sagte Grote.

Mit dem Ergebnis zeigten sich alle Seiten sehr zufrieden. Es sei ein „sehr innovatives und sehr intensives Beteiligungsverfahren“ gewesen, sagte Grote. Bernhard Taubenberger von der Bayerischen Hausbau lobte die Zusammenarbeit: „Durch den Prozess der vorgezogenen Bürgerbeteiligung haben wir nicht nur das eine oder andere schmerzhafte Zugeständnis machen müssen, sondern auch Qualitäten dazu gewonnen.“ Er sei überzeugt, das hier etwas geschaffen werde, dass der Verdrängung in dem Stadtteil Einhalt gebiete.

Esso-Häuser wurden 2014 abgerissen

„Hier wurde Stadtplanung einmal anders gemacht“, kommentierte die Initiative Esso-Häuser das Konzept. Man freue sich, dass die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung in sehr großem Maße in die Auslobungsbausteine eingeflossen seien.

Die maroden Esso-Häuser waren 2014 nach jahrelangem Streit abgerissen worden. Die Vorgaben sind nun Grundlage für einen zweistufigen Architekturwettbewerb. Mit einem Neubau könnte nach jetzigem Planungsstand in der zweiten Jahreshälfte 2017 begonnen werden, sagte Grote. (dpa)

Esso-Häuser: Planbude stellt Bürgerwillen vor

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