Hamburg. Bis 2023 soll die Erweiterung der Hochstraße südlich des Elbtunnels dauern. Die Arbeiten werden den Verkehr massiv behindern.

Vom Elbtunnel bis zum Bordesholmer Dreieck reiht sich derzeit Baustelle an Baustelle. Die A 7 ist zum 70 Kilometer langen Spielwiese der Straßenbauer geworden – und zu einem 70 Kilometer langen Albtraum der Autofahrer. Fast täglich gibt es Staus. Und es kommt noch schlimmer. Ab 2018 wird sechs Jahre lang auch unmittelbar am südlichen Ausgang des Elbtunnels gebaut.

Dass die marode Hochstraße Elbmarsch saniert werden muss und verbreitert werden soll, ist schon seit Längerem bekannt. Immerhin ist der auf Stelzen stehende Abschnitt – Deutschlands längste Straßenbrücke – schon 40 Jahre alt. Lange Zeit wurden die Details der Planung wie ein mittelgroßes Staatsgeheimnis gehütet.

Als im November 2012 der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), via Hamburger Abendblatt verkündete, dass die 660 Stelzen ihr „Lebenszeitende“ erreicht hätten und erneuert werden müssten, gab es umgehend ein Dementi aus der Hamburger Verkehrsbehörde. Ja, einige Pfeiler seien marode, aber das lasse sich alles sanieren, hieß es damals. Im Jahr 2016 werde man anfangen, in drei bis vier Jahren sei der 4,2 Kilometer lange Abschnitt von sechs auf acht Spuren verbreitert.

Die Verbreiterung der Stelzen-Autobahn ist technisch eine Herausforderung

Nun dauert es doch alles ein bisschen länger. Mittlerweile ist die Deges für die Planung zuständig, die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH. Das Projekt läuft intern unter den Nummern 707 und 708.

40 Jahre nach Fertigstellung ist die A 7 diesseits und jenseits des Elbtunnels chronisch überlastet. Was viele Autofahrer Tag für Tag erleben, formulieren die Planer von der Deges so: „Der heutige sechsstreifige Autobahnquerschnitt gewährleistet keinen flüssigen Verkehrsablauf. Auch außerhalb der Spitzenzeiten kommt es häufig wegen Überlastungen zu Staubildungen. Die zulässigen Verkehrsstärken werden um bis zu 31 Prozent überschritten.“

Die A 7 ist laut den Planern von der Deges „für den Nord-Süd-Verkehr im Norden Deutschlands die wichtigste Verkehrsachse und unverzichtbar für die Abwicklung des Transitverkehrs sowie die regionalen, aber auch städtischen Verkehrsströme in Hamburg“. Eine Erweiterung der Hochstraße auf acht Streifen sei deshalb „dringend geboten“.

Allerdings ist der notwendige Ausbau alles andere als einfach. Zunächst muss die Stelzenkonstruktion, die Schäden aufweist, in Stand gesetzt werden. Zwei Jahre, 2018 und 2019, wird das laut Deges-Planung dauern. Vom Jahr 2020 an wird dann die Verbreiterung von sechs auf acht Spuren in Angriff genommen. 2023 soll dieser Ausbau beendet sein. Er stellt die Ingenieure vor besondere Herausforderungen. Schließlich geht es hier nicht um eine ebenerdige Fahrbahn, an die relativ problemlos auf beiden Seiten etwas herangebaut werden kann. Wie bekommt man eine weitere Fahrspur an eine Hochstraße dazu gebaut?

Die Ingenieure haben etwas ausgetüftelt: Sie wollen einfach die Lücke schließen, die es bislang in der Mitte zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen gibt. Sie ist rund elf Meter breit. Jede der 110 Stelzenreihen muss dafür zwei weitere Betonbeine bekommen. Auf diese Weise können die bislang 17,75 Meter breiten Richtungsfahrbahnen auf ein Maß von 22,50 Metern erweitert werden.

In welchen Schritten die Verbreiterung erfolgen soll, ist noch unklar. Wenn man eine Richtungsfahrbahn komplett sperrt, um in Ruhe bauen zu können, müsste der Verkehr auf die zweite Fahrbahn verlagert werden. Bei einer Breite von 17,75 Metern lassen sich dort aber wohl nur zwei Spuren pro Richtung unterbringen. Da derzeit schon die dreispurige Verkehrsführung im Bereich der Baustelle Langenfelder Brücke im Norden des Elbtunnels manchmal täglich Verkehrsstaus verursacht, dürften die Folgen der Baustelle im Süden des Tunnels noch schwerwiegender sein.

Ende 2045 hat die Hochstraße insgesamt ihre Nutzungsdauer erreicht

Doch noch ist es nicht soweit. Das Bundesverkehrsministerium, das das Bauvorhaben in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen hat, hat Ende März die Variantenuntersuchung abgesegnet. In einem Jahr – bis Mitte 2016 – soll die Vorentwurfsplanung fertig sein, 2017 könnte das Planfeststellungsverfahren für die Verbreiterung gestartet werden. Die Sanierung der Pfeiler kann schon 2018 beginnen, denn dafür ist ein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren nicht erforderlich.

Für Schleswig-Holstein sowie die Urlauber, die mit dem Auto zum Urlaub oder Ausflügen in den Norden reisen ist die aktuelle Deges-Planung besonders bitter. Denn 2018 soll die derzeit laufende Verbreiterung der A 7 zwischen dem Bordesholmer Dreieck in Schleswig-Holstein und dem Autobahndreieck Nordwest in Hamburg fertig sein. Doch dem überregionalen Verkehr wird das nicht viel helfen. Wer aus dem Norden kommt, dürfte ab 2018 spätestens hinterm Elbtunnel im Stau stehen.

Ingenieure denken allerdings in noch längeren Zeiträumen – und lassen nichts Gutes erahnen. Die Hochstraße Elbbrücke hat Ende 2045 ihre „theoretische Nutzungsdauer“ erreicht, heißt es bei der Deges. Gut 20 Jahre nach Ende der anstehenden Erweiterung müssen dann die „Überbauten“, also die sechs alten Fahrspuren, erneuert werden. Sicher ist also: Die Zukunft hält weitere Bewährungsproben für Autofahrer parat.