Hamburg. HWWI prognostiziert der Hansestadt mit 2,1 Prozent überdurchschnittliches Wachstum. Eine Branche profitiert besonders stark.

Das Umfeld für Hamburgs Unternehmen verbessert sich: Gemäß einer aktuellen Prognose des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) nimmt das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 2,1 Prozent zu – im vergangenen Jahr lag es bei geschätzt 1,3 Prozent.

„Hamburg profitiert überdurchschnittlich von der konjunkturellen Erholung der Weltwirtschaft“, sagte HWWI-Direktor Henning Vöpel. Schließlich sei die Hansestadt stärker in den Welthandel eingebunden als das übrige Bundesgebiet: „Während die Exportquote deutschlandweit im Schnitt 39 Prozent beträgt, liegt sie in Hamburg bei 50 Prozent.“ Daher werde die Wirtschaft der Stadt in diesem Jahr voraussichtlich etwas schneller wachsen als die in der gesamten Bundesrepublik (plus 1,9 Prozent). Für 2016 erwarten die Volkswirte des HWWI ein Wachstum in Hamburg von 2,0 Prozent (Deutschland: 1,7 Prozent).

Allerdings werde der Aufschwung auch ganz wesentlich von der Binnenkonjunktur getragen, so Vöpel: „Wir sehen Reallohnsteigerungen, die den privaten Konsum anschieben. Und auch die Investitionen außerhalb des staatlichen Sektors nehmen zu – darauf haben wir lange gewartet.“

Auch aus der jüngsten Umfrage der Handelskammer Hamburg unter 650 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsfirmen ergibt sich ein positives Bild. „Der Konjunkturmotor läuft weiter rund“, sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem HWWI.

Verarbeitende Gewerbe und Bauwirtschaft mit Vorteilen

Zum Ende des ersten Quartals 2015 hat sich der Geschäftsklimaindikator der Hamburger Wirtschaft gegenüber dem zum Jahreswechsel ermittelten Wert noch geringfügig auf 113,7 (plus 0,3) Punkte erhöht. Damit liegt er weiter deutlich oberhalb des langjährigen Mittels von 103,8 Punkten. Vor allem die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate haben sich aufgehellt: Während jedes vierte der befragten Unternehmen (25,2 Prozent) mit einer „eher günstigeren“ Geschäftslage für die Zukunft rechnet, gehen 18,6 Prozent von einer „eher ungünstigeren“ Entwicklung aus. Der positive Saldo aus den Werten für diese beiden Einschätzungen (6,6 Prozentpunkte) hat sich gegenüber dem Vorquartal mehr als verdoppelt.

Unter den einzelnen Branchen stechen nach Angaben von Schmidt-Trenz das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe besonders positiv hervor. Dabei profitiere die Industrie offensichtlich vom schwachen Außenwert des Euro und den gesunkenen Energiepreisen. Der Bauwirtschaft hingegen bescherten die äußerst niedrigen Hypothekenzinsen sowie die Unsicherheiten am Finanzmarkt einen „unvergleichlichen Boom“.

Auffällig ist aber, dass die Beschäftigungspläne merklich zurückhaltender ausfallen als die Investitionsabsichten. So wollen 17,0 Prozent der befragten Firmenleiter den Personalbestand aufstocken, während 14,4 Prozent eine Reduzierung in den kommenden zwölf Monaten voraussehen. „Damit dürfte der Beschäftigungszuwachs in Hamburg etwas an Dynamik verlieren“, sagte Schmidt-Trenz.

Er wies darauf hin, dass in der Liste der von den befragten Geschäftsführern genannten Risiken der Faktor „ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ inzwischen die Spitzenposition einnimmt: „Damit gemeint ist nicht zuletzt der wachsende Bürokratismus – wir haben jetzt ein Ausmaß erreicht, bei dem jeder weitere Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.“ Als Beispiele nannte Schmidt-Trenz die Berichtspflichten in Verbindung mit der Frauenquote und dem Entgeltgleichheitsgesetz. Der Fachkräftemangel hingegen hat zuletzt an Bedeutung als Risikofaktor verloren. Hier helfe Hamburg der Status der attraktiven Metropole – und die Olympia-Bewerbung habe „die Adresse Hamburg noch weiter aufgewertet“, so Vöpel.