Hamburg/Paris. Christian A. Boyens lernte im Atlantic, ist heute Chef des französischen Luxushotels. Er ist leidenschaftlicher Fan vom FC St. Pauli.

Das Ritz in Paris ist eine der berühmtesten Luxusherbergen der Welt. Seit seiner Eröffnung im Juni 1898 ist das Grandhotel am Place Vendome im Herzen der französischen Metropole ein Treffpunkt der feinen Gesellschaft. Modeschöpferin Coco Chanel hat hier mehr als drei Jahrzehnte eine Suite bewohnt. Nach dem Schriftsteller Ernest Hemingway, der Stammgast war, wurde die „Bar Hemingway“ des Hauses benannt.

Im August 2012 schlossen sich die Türen des Fünf-Sterne-Hotels mit der großzügigen Gartenanlage. Das Ritz erhält seitdem eine Schönheitskur. Dem Vernehmen investiert Inhaber Mohamed Al Fayed mehr als 200 Millionen Euro in die Revitalisierung. Die Wiedereröffnung ist im Dezember dieses Jahres geplant, und die Federführung liegt bei einem Norddeutschen: Christian A. Boyens ist seit 2011 Direktor des Hauses: „Das Ritz wird das Ritz bleiben. Aber all die technischen Dinge werden auf den neuesten Stand gebracht, die Zimmer und Bäder komplett erneuert.“ Natürlich bleibe der unverwechselbare Charme dieses eleganten Hauses erhalten, so der 37-Jährige weiter. Gemeinsam mit einem 26-köpfigen Team begleitet Boyens, der in Molfsee bei Kiel aufgewachsen ist, die Bauarbeiten: „Wir sind eine Einheit und stemmen diese Herausforderung gemeinsam.“

71 Zimmer und 71 Suiten wird es künftig geben: „Wir haben die Zahl der Zimmer reduziert, um noch mehr Platz bieten zu können.“ 580 Mitarbeiter werden sich um das Wohl der anspruchsvollen Klientel kümmern. Soviel Luxus hat seinen Preis: Ein Zimmer kostet ab 1000 Euro pro Nacht.

Seine berufliche Laufbahn hat Boyens in Hamburg begonnen: Hier hat er von 1997 bis 2000 im Atlantic Kempinski an der Alster seine Ausbildung zum Hotelfachmann absolviert: „Diese Zeit hat mich sehr geprägt und mein Interesse an dieser spannenden Branche weiter gestärkt.“ Bis heute pflegt er einen engen Kontakt mit ehemaligen Kollegen aus dieser Zeit.

So luxuriös nächtigen die Stars in Hamburg

Bellevue Suite im Vier Jahreszeiten: 2014 wurde die Suite komplett renoviert, manche arabische Familien mieten die 165 Quadratmeter gleich für mehrere Wochen
Bellevue Suite im Vier Jahreszeiten: 2014 wurde die Suite komplett renoviert, manche arabische Familien mieten die 165 Quadratmeter gleich für mehrere Wochen © Roland Magunia
Die Mendelssohn-Suite im Luxushotel Park Hyatt: Am Flügel komponierte Lionel Richie ein Lied, für Christina Aguilera wurden 1000 Rosen verteilt (Archivbild)
Die Mendelssohn-Suite im Luxushotel Park Hyatt: Am Flügel komponierte Lionel Richie ein Lied, für Christina Aguilera wurden 1000 Rosen verteilt (Archivbild) © Roland Magunia
Die Präsidentensuite im Atlantic: 6000 Euro: das
teuerste Hotel-Zimmer Hamburgs
Die Präsidentensuite im Atlantic: 6000 Euro: das teuerste Hotel-Zimmer Hamburgs © Roland Magunia
Grand-Suite im Grand Elysée: 800 Euro: Die Decke des Wohnzimmers hat einen ganz speziellen
Schimmer, hervorgerufen durch eine Hochglanz-Bespannung
Grand-Suite im Grand Elysée: 800 Euro: Die Decke des Wohnzimmers hat einen ganz speziellen Schimmer, hervorgerufen durch eine Hochglanz-Bespannung © Roland Magunia
Opéra-Suite im Sofitel
Hamburg Alter Wall: 1500 Euro: Pierre
Sarkozy startete
am Klavier eine
Party für den
ganzen Stock
Opéra-Suite im Sofitel Hamburg Alter Wall: 1500 Euro: Pierre Sarkozy startete am Klavier eine Party für den ganzen Stock © Roland Magunia
Turmsuite im Mövenpick Hotel: 500 Euro: Eine der
höchsten frei stehenden
Badewannen
Hamburgs
befindet sich nicht
sichtbar oben
rechts im Bild
Turmsuite im Mövenpick Hotel: 500 Euro: Eine der höchsten frei stehenden Badewannen Hamburgs befindet sich nicht sichtbar oben rechts im Bild © Roland Magunia
Elbsuite 210
im Louis C. Jacob: 1230 Euro:
Drinnen alles in
Schuss, draußen
alles im Fluss
Elbsuite 210 im Louis C. Jacob: 1230 Euro: Drinnen alles in Schuss, draußen alles im Fluss © Roland Magunia
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Überhaupt ist Hamburg seine Lieblingsstadt: Viermal im Jahr versucht Boyens an die Elbe zu kommen. Seit seiner Kindheit ist der Zweimetermann ein leidenschaftlicher Fan vom FC St. Pauli. Sein Vater hat ihn mit dem Fußballvirus infiziert. Eigentlich der falsche Verein, denn dessen Bruder Fritz Boyens hat mit dem HSV 1963 den DFB-Pokal geholt. Egal. Bis heute gehen Vater und Sohn gemeinsam zu Heimspielen des FC St. Pauli. Einmal ist Boyens zum alles entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Augsburg sogar eigens aus den USA angereist.

In die USA war Boyens nach seiner Ausbildung im Atlantic gegangen. Hat dort seinen „Master of Management“ an der renommierten Cornell Universität in Ithaca (Bundesstaat New York) gemacht und in Luxushotels wie dem Casa del Mar in Santa Monica und dem Peninsula in Beverly Hills gearbeitet. In den USA hat Boyens seine Frau Rachel kennengelernt. Die beiden haben 2009 auf dem Süllberg in Blankenese geheiratet.

Im Jahr 2011 kam der Ruf nach Paris ins legendäre Ritz. Mit im Gepäck hatte der Norddeutsche eine große Portion Optimismus: „In Amerika habe ich gelernt, dass das Glas immer halb voll und nicht halb leer ist.“

18 Monate lang erlebte er den regulären Hotelbetrieb im Ritz, bevor die Türen für das Komplett-Lifting geschlossen wurden. Nie würde Boyens Geheimnisse über seine prominenten Gäste ausplaudern: „Die Diskretion und der persönliche Service sind unser höchstes Gut.“ Aber er verrät: „Die VIPs sind meist unkompliziert. Häufig sind es deren Assistenten, die im Vorfeld des Aufenthalts eine lange Liste mit Sonderwünschen schicken, die dann eigentlich gar nicht in Anspruch genommen werden.“

In Paris hat sich Boyens gut eingelebt; hier kam 2013 sein Sohn zur Welt. Die Familie wohnt im bürgerlichen 17. Arrondissement. Er mag die französische Lebensart. Privat braucht Boyens keinen Luxus, deshalb darf bei seinen Hamburg-Besuchen auch eine herzhafte Bratwurst an einem Imbiss auf der Mönckebergstraße nicht fehlen.