Frankfurt am Main/Hamburg. Jetzt ist es amtlich: Mitgliederversammlung votiert einstimmig für die Hansestadt als Bewerberin für Olympia 2024 – eine Übung in Schwarz-Rot-Gold.
Hamburg soll die Olympischen Spiele und Paralympics 2024 nach Deutschland holen. Die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat am Sonnabend in der Frankfurter Paulskirche offiziell und einstimmig beschlossen, die Hansestadt in den internationalen Wettbewerb um das größte Sportspektakel der Welt zu schicken. Der Mitbewerber Berlin war in einer Vorauswahl des DOSB-Präsidium am Wochenanfang gegen die Elbmetropole unterlegen.
Zum Schluss wurde es doch noch ziemlich feierlich: Nach der Entscheidung für Hamburg als Bewerberstadt für die Olympischen Sommerspiele 2024 erhoben sich die Mitglieder des Olympischen Sportbunds und alle Gäste in der Frankfurter Paulskirche und sangen die Deutschlandhymne. Die Freude über das starke Votum für die Hamburg war den Verantwortlichen, allen voran Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Neumann (beide SPD) deutlich anzusehen.
Mehr als zwei Stunden hatten die Redner sich auf dem Podium in dem geschichtsträchtigen Gotteshaus für eine Bewerbung Hamburgs ausgesprochen. Um 13.22 Uhr forderte Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des DOSB, dann die 410 stimmberechtigten Mitglieder auf, ihre schwarz-rot-goldene Stimmkarte herauszuholen. Das werde jetzt eine kleine „sportliche Übung“, so Vesper, weil die Karten zum Auszählen länger hochgehalten werden müssten. Doch es ging schneller als erwartet: Es gab keine Gegenstimme.
„Sportdeutschland steht vor einem Aufbruch“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Lassen sie uns, hanseatisch formuliert, zu neuen Ufern aufbrechen.“ Er betonte, dass Deutschland sich an der Reformagenda des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) orientieren wolle. Diese kann sich erstmals 2024 auswirken und hat weniger Gigantismus und mehr Transparenz zum Ziel: „Wir wollen Vorbild für eine olympische und paralympische Zukunft werden.“
Als „große Geste“ bezeichnete es Hörmann, dass Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller selbst in die Paulskirche kam. Der SPD-Politiker versicherte in seiner kurzen Ansprache Hamburg die Unterstützung der Bundeshauptstadt, gab aber zu, die Niederlage nicht überwunden zu haben: „Es tut immer noch etwas weh.“
Dagegen hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz allen Grund zur Freude und zum Stolz. Er sprach von einer „großen Ehre“ für die Stadt und meinte, dass es nach den Sommerspielen 1972 wieder an der Zeit sei, Olympia nach Deutschland zu holen. „Es kann nicht sein, dass alle begeistert Olympische Spiele schauen, aber uns nicht zutrauen, sie zu organisieren. Wir können das“, versicherte Scholz.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière sieht gute Chancen für eine deutsche Olympia-Bewerbung mit Hamburg für die Sommerspiele 2024. „Wir werden eine starke und sehr konkurrenzfähige Bewerbung haben“, sagte er. „Wir wollen es maßvoll und klug machen.“ Die Kür von Hamburg zur deutschen Olympia-Stadt sei aber nur der erste Schritt auf einem langen Weg. Der CDU-Politiker machte dem Kandidaten aber auch Mut: „Wir Deutschen haben eine Menge zu bieten. Also, keine Angst vor Mitbewerbern wie Rom, Paris oder Istanbul.“
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird im Sommer 2017 in Lima/Peru über die Sommerspiele-Stadt für 2024 entscheiden. Als mögliche Konkurrenten von Hamburg gelten neben Boston und Rom auch Budapest, Doha, Paris, Istanbul und eine australische Stadt. Als Favorit für die Austragung der XXXIII. Olympischen Spiele gilt Boston. Falls es Hamburg im ersten Anlauf nicht schaffen sollte, ist eine zweite Kandidatur für 2028 vorgesehen. Deutschland war 1936 in Berlin und 1972 Schauplatz von Sommerspielen. Bewerbungen für 2000 mit Berlin und 2012 mit Leipzig waren nicht erfolgreich gewesen.
Deutschland muss bis zum 15. September Hamburg als Kandidatenstadt beim IOC anmeldet. Allerdings sollen die Bürger im Herbst bei einem Volksentscheid in der Hansestadt das letzte Wort zur Bewerbung haben. Bei einer Forsa-Umfrage hatten sich zuletzt 65 Prozent der Hamburger für Olympia in ihrer Stadt ausgesprochen. Der DOSB hat die Zustimmung der Bevölkerung zu einem wichtige Bestandteil des Verfahrens gemacht, weil die Olympia-Bewerbung von München für die Winterspiele 2022 am Widerstand der Bürger gescheitert war.
Als einer der ersten reagierte Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer auf die Entscheidung für Hamburg. „Für die Hamburger Wirtschaft und die ganze Stadt wären die ,Spiele to hus’ eine großartige Chance, Deutschland als guten Gastgeber und Hamburg der Welt als vielfältige, lebenswerte und leistungsstarke Metropole zu präsentieren“, sagte er in einer Stellungnahme. „Olympische Spiele 2024 in Deutschland sind ab heute keine Vision mehr, sondern eine realistische Chance.“