Hamburg. DOSB lobt hanseatische Mischung aus Bescheidenheit und Selbstbewusstsein – und verlangt mehr Großereignisse
„Wir haben das Gefühl, Olympische und Paralympische Spiele sind in Hamburg willkommen. Auch die stabile politische Lage Hamburgs spielte eine Rolle. Es war ein kluger Schachzug, dass die Hamburger Grünen-Chefin Katharina Fegebank Teil der Hamburger Delegation war und mit Senator Michael Neumann zur Präsentation nach Frankfurt gekommen ist.“ Für Michael Vesper waren das die beiden entscheidenden Punkte, warum das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) seiner Mitgliederversammlung jetzt empfiehlt, sich mit Hamburg um die Sommerspiele 2024 und 2028 zu bewerben.
Im Interview mit dem Abendblatt sagte der Vorstandsvorsitzende des DOSB, Hamburg war hungriger auf die Spiele als Konkurrent Berlin. Vesper lobt die hanseatische Mischung aus Bescheidenheit und Selbstbewusstsein, verlangt von der Stadt jedoch jetzt, sich künftig um mehr internationale Großveranstaltungen zu bemühen: „Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt die Spiele dorthin, wo der Sport zu Hause ist.“
Für den weiteren Bewerbungsprozess müssen in Hamburg nun mehrere Dinge geklärt werden. Wichtigster Punkt ist die Durchführung des Olympia-Referendums im Herbst. Bisher fehlt für diese Volksbefragung die juristische Grundlage. Die Parteien streiten derzeit über vier Varianten: Die Möglichkeiten reichen von einem Gesetz bis zur Änderung der Hamburgischen Verfassung. Die CDU drängt darauf, das Referendum so früh wie möglich durchzuführen, um schnell Klarheit zu schaffen.
DOSB-Chef Vesper wiederum hält den November für einen geeigneten Zeitpunkt, weil bis dahin viele heute noch offene Fragen geklärt und die Kosten von Experten weitgehend ermittelt sind. Allerdings muss Hamburg bis zum 15. September beim IOC sein Interesse an der Ausrichtung der Sommerspiele 2024 anmelden und dafür rund 150.000 US-Dollar als Bearbeitungsgebühr zahlen. Danach könnte die Stadt ihre Bewerbung jedoch jederzeit zurückziehen.
Welche Rolle Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) in der Olympiakampagne übernehmen wird, bleibt unklar. Dass ohne seinen unermüdlichen Einsatz bis an die Grenze der Erschöpfung Hamburgs Erfolg nicht möglich gewesen wäre, erkannten seine Senatskollegen am Dienstagvormittag mit lang anhaltendem Beifall an. Für Neumann gibt es mehrere Optionen: Er bleibt zuständig für Inneres und Sport – die wahrscheinlichste Variante – oder er wechselt in die noch zu gründende Olympia-Bewerbungsgesellschaft. In dieser hält der DOSB mit 51 Prozent aber die Mehrheit.
„Nur Idioten philosophieren öffentlich über ihre politische Zukunft“, sagte Neumann am Dienstag, und ohnehin würde der Trainer die Mannschaft aufstellen – in diesem Fall wäre es Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).
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