Leipzig/Hamburg. Den Preis der Leipziger Buchmesse gibt es erstmals für einen Gedichtband. Lyriker Jan Wagner siegt mit seinen „Regentonnenvariationen“.
Der Autor Jan Wagner hat als erster Lyriker den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Die Jury prämierte am Donnerstag in der Kategorie Belletristik seinen Gedichtband „Regentonnenvariationen“. Weitere Preisträger sind die Übersetzerin Mirjam Pressler und der Sachbuchautor Philipp Ther. Die Sieger nahmen die mit insgesamt 45 000 Euro dotierte Auszeichnung am Donnerstag zu gleichen Teilen entgegen. Der Preis zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland.
Erstmals wurde in der Kategorie Belletristik ein Gedichtband ausgezeichnet. In „Regentonnenvariationen“ beschäftigt sich Jan Wagner mit der Natur in all ihren Ausprägungen. „Formal virtuos und zugleich unangestrengt nimmt er Weidekätzchen und Würgefeige, Morchel, Melde, Olm und Otter ins poetische Visier, zoomt heran und überblendet assoziativ, bis der Blick des Lesers sich weitet und sich das Gefühl einstellt, für einen Moment zum Wesen der Dinge vorgedrungen zu sein“, urteilte die Jury.
Sein erster Gedichtband erschien 2001
Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt als Lyriker, Übersetzer und Herausgeber in Berlin. Sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“ erschien 2001. Zuletzt wurde er in diesem Jahr mit dem Mörike-Preis ausgezeichnet. Er setzte sich in Leipzig gegen Teresa Präauer („Johnny und Jean“), Ursula Ackrill („Zeiden, im Januar“), Norbert Scheuer („Die Sprache der Vögel“) und Michael Wildenhain („Das Lächeln der Alligatoren“) durch. Im vergangenen Jahr hatte Sasa Stanisic den Belletristik-Preis für seinen Roman „Vor dem Fest“ erhalten.
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging die Auszeichnung an Philipp Ther für das Buch „Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa“. „Reportagen, Analysen und Wirtschaftsdaten fügen sich zu einem Text über den postsowjetischen Raum, den lesen sollte, wer die jüngsten Konflikte in Europa verstehen will“, hieß es von der Jury. Ther, geboren 1967, ist Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Zuvor war er unter anderem John F. Kennedy Fellow an der Harvard University.
Den Preis für die beste Übersetzung erhielt Mirjam Pressler. Sie wurde für ihre Übertragung des Buches „Judas “ des israelischen Autors Amos Oz aus dem Hebräischen ausgezeichnet. „Mit kunstvoller Zurückhaltung trifft Mirjam Pressler den Ton dieses großen Erzählers und macht seine schroffe Wärme auch auf Deutsch spürbar“, hieß es von der Jury. Pressler, Jahrgang 1940, ist Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Hebräischen, Englischen und Niederländischen. Sie übersetzte unter anderen Aharon Appelfeld, Zeruya Shalev und John Steinbeck.
Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde zum elften Mal verliehen.